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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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System.
    Unmenschliche Schufterei, Krankheiten und Mangelernährung haben dazu geführt, dass die Sterblichkeitsrate unter den kanakas um vierhundert Prozent höher liegt als bei den weißen Arbeitern. Das Parlament von Queensland sieht sich gezwungen, über grundlegende Veränderungen bei der Plantagenarbeit zu beraten.

    Rasch las Letitia den ganzen Artikel. Ihr blieb beinahe das Herz stehen, als sie zum letzten Abschnitt gelangte.

    Die Lebensverhältnisse der kanakas haben sich seit dreißig Jahren nicht verbessert. Auf einer Plantage in der Gegend um Geraldton sind polynesische Arbeiter in einem so abstoßenden, baufälligen, von Schmutz starrenden Quartier zusammengepfercht, dass selbst die Ratten einen Bogen um das Gebäude machen. Durch einen aufwändigen Zaun vor unbefugten Blicken geschützt, ist die Baracke selbst in beklagenswertem Zustand. Die Arbeiter erhalten weder Bettzeug noch ausreichende Essensrationen, und sanitäre Anlagen gibt es nicht. Prügel sind an der Tagesordnung, und diejenigen, die an Entkräftung und Hunger sterben, können sich glücklich schätzen, wenn sie in einem namenlosen Grab abseits der Friedhöfe der weißen Christen beerdigt werden. Die meisten Toten werden auf den Feldern verscharrt – an der Stelle, an der sie vor Krankheit oder Erschöpfung niedersinken.
    Auf Proteste hin hat die Menschenrechtskommission eine Kontrolle der Lebensbedingungen polynesischer Zuckerrohrarbeiter in der Gegend um Geraldton angekündigt.

    »O Gott!«, stieß Letitia hervor. »Nicht schon wieder – und ausgerechnet jetzt!« Bestimmt würde Eve dieses Mal von Max zur Rede gestellt. Dann würde Jordan herausfinden, dass sie Max’ Tochter war, und Eves schlimmste Befürchtungen würden Wirklichkeit. Sie würde ihre Arbeit und ihr Heim verlieren ...
    Was hat sie sich nur dabei gedacht?, fragte sich Letitia. Warum kann sie sich nicht ruhig verhalten, ohne ständig neue Probleme zu schaffen? Letitia fürchtete, dass ihre Tochter diesmal in ein Wespennest gestochen hatte und dass sie selbst in diesen Streit hineingezogen würde.
    »Mit wem redest du, Mutter?«, wollte Alexandra wissen, als sie auf die Veranda kam.
    »Mit niemandem«, gab Letitia kurz angebunden zurück.
    »Was ist denn los?« Jetzt erst fiel Lexie auf, wie blass ihre Mutter war. »Ist der Ball abgesagt worden?«
    Letitia verdrehte die Augen. »Wenn es nur das wäre!«, murmelte sie, gab einen Schuss Rum in den Kaffee und leerte die Tasse in einem Zug. »Wenn dein Vater nach der Zeitung fragt, sag ihm, wir hätten keine bekommen.« Letitia stand auf und klemmte sich das Blatt unter den Arm.
    Lexie runzelte die Stirn. »Aber, Mutter ...«
    »Tu, was ich sage!«, rief Letitia zornig und eilte ins Haus.

    »Du siehst großartig aus, Eve!«, schwärmte Gaby.
    Eve spürte Gabys Erstaunen, war aber selbst viel zu verwundert, um gekränkt zu sein.
    »Ganz so weit würde ich nicht gehen, Gaby«, sagte sie. »Aber ich muss gestehen, ich hätte nie geglaubt, dass ich wie eine richtige Frau aussehen kann.«
    Gaby lachte über diese seltsame Bemerkung. Sie befanden sich im Cottage der Malloys, denn Eve hatte darauf bestanden, sich dort umzuziehen. Gaby hatte ihr versichert, dass außer Frankie alle Männer fort waren, um das Dach von Alberto Santinis Haus zu reparieren, doch Eve war noch immer nervös. Die vier Zimmer im Cottage waren sauber, die Küche und das Wohnzimmer zum Teil schon renoviert, doch jetzt ruhte die Arbeit, weil Jordan darum gebeten hatte, dass Frankie sich zuerst um die Arbeiterbaracke kümmerte.
    »Ich kann nicht glauben, dass du dieses Kleid an einem einzigen Nachmittag geschneidert hast, Gaby. Du bist ein Genie!« Eve kam sich in dem Abendkleid seltsam fremd vor, wollte aber nicht zugeben, dass sie nie zuvor eins besessen hatte. Die Robe aus blassrosa Damast war schlicht geschnitten, wie es ihrem Geschmack entsprach.
    »Du wolltest ja nichts Modernes, Eve, deshalb war es nicht viel Arbeit.«
    »Eigentlich solltest du selbst dieses Kleid zum Ball tragen«,meinte Eve. Als Zimmermann hatte Frankie eine ausreichend hohe gesellschaftliche Stellung, um mit den Plantagenbesitzern und deren Familien auf gleicher Ebene zu verkehren.
    Gabys Miene wurde traurig. »Ich kann die Kinder nicht allein lassen«, sagte sie leise. »Ting yan hat gesagt, sie würde gern auf Josh und Billy aufpassen, wenn Frankie und ich zum Ball gehen wollten. Aber ich würde keine Freude haben, denn ich hätte immer Angst, Max Courtlands Leute könnten es

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