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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Kerl ... bestimmt hätte er sich ihr gegenüber anders verhalten, hätte er gewusst, dass ihr Vater für seine Schwierigkeiten verantwortlich war – und dafür, dass Frankies Familie beinahe gestorben wäre.
    »Nett von Ihnen, sich meinetwegen Gedanken zu machen«, sagte Eve, »aber ich mache mir wirklich keine Sorgen.«
    »Trotzdem wäre es besser, wenn Sie erst wieder in die Stadtfahren, sobald die ganze Geschichte ein Ende hat. Wenn Sie irgendetwas brauchen, können Ryan oder ich es für Sie holen.«
    Widerstrebend nickte Eve.

    Ein paar Stunden später stand sie hinter einem der Oleanderbüsche am Tor von Willoughby und wartete auf ihre Mutter. Die Stadt war klein, sodass sich leicht feststellen ließ, wohin Letitia sich jeweils begab; sie machte es Eve ohnehin leicht, da sie ein Gewohnheitstier war.
    Am letzten Mittwoch im Monat spielte Letitia immer bei Corona Byrns Bridge; normalerweise begann das Spiel um Punkt elf Uhr. Corona war ein sehr genauer Mensch und verabscheute nichts so sehr wie Unpünktlichkeit. Sie wohnte mitten in der Stadt in einem außen wie innen vor Sauberkeit und Ordnung strotzenden Haus. Ihr Mann war einer von zwei eigens für die Cassowary-Küste ernannten Friedensrichtern, was sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit hervorhob.
    Obwohl Eve es niemals zugegeben hätte, war sie neugierig auf ihre Familie gewesen, als sie nach Geraldton gekommen war. Damals war sie öfter an Willoughby vorübergeradelt, meist früh am Morgen. Dabei hatte sie ihre Mutter jedoch nie zu Gesicht bekommen und daraus geschlossen, dass Letitia nicht zu den Frühaufstehern zählte. Deshalb würde sie wahrscheinlich erst im letzten Moment zum Bridge aufbrechen. Für die Strecke zwischen Willoughby und Geraldton brauchte man in einem leichten Wagen vierzig Minuten, sodass Letitia nach Eves Schätzung um zwanzig nach zehn durch das Tor kommen würde. Das ließ ihr gerade noch Zeit, hartgebackene Plätzchen zum Morgentee zu servieren, bevor sie davoneilte.
    Kurz bevor Eve Jordans Plantage hatte verlassen wollen, war sie auf ein Hindernis gestoßen: Jordan hatte beschlossen, die Zufahrt eigenhändig vom Unkraut zu befreien, und er war mieser Stimmung, weil seine Arbeiter nicht erschienen waren.Deshalb war Eve gezwungen, einen anderen Weg nach Willoughby zu nehmen, um zu vermeiden, dass Jordan sie beobachtete, denn er durfte keine Verbindung zwischen ihr und den Courtlands herstellen.
    Verschwitzt und erschöpft traf Eve gerade noch rechtzeitig in Willoughby ein, stellte ihr Fahrrad ab und hörte gleich darauf das Klappern von Pferdehufen in der Auffahrt. Es war sehr anstrengend gewesen, mit dem Rad den holprigen Weg hinter der Plantage zu nehmen, und sie hatte schneller fahren müssen als je zuvor, um rechtzeitig am Ziel zu sein. Dementsprechend erschöpft und mitgenommen sah sie aus, doch nun war keine Zeit mehr, sich ein wenig herzurichten.
    Als Letitia durchs Tor kam und auf die Landstraße einbog, trat Eve mit beiden Armen winkend vor dem Buggy auf die Straße. Letitia erschrak, stieß einen Schrei aus und versuchte, das scheuende Pferd unter Kontrolle zu bringen.
    »Brrr ...!«, rief Eve und wich zurück. Sie hatte sich immer schon vor Pferden gefürchtet.
    »Um Himmels willen, Evangeline!«, stieß Letitia hervor, als sie das Pferd beruhigt hatte und ihre Tochter erkannte. »Du hättest wie ein zivilisierter Mensch zum Haus kommen sollen, anstatt mir wie ein Eingeborener hinter den Büschen aufzulauern! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!«
    Zorn loderte in Eve empor wie eine heiße Flamme. Jedes Mal bewirkte der herrische Tonfall ihrer Mutter, dass sie sich klein und unbedeutend vorkam; außerdem war es ihr zuwider, mit dem vollen Vornamen angeredet zu werden.
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich es nicht ausstehen kann, wenn jemand mich Evangeline nennt«, sagte sie. »Das klingt schrecklich hochgestochen.« Sie fand, dass das schlichte »Eve« viel besser zu ihr passte.
    »Ich habe dich Evangeline genannt, weil es ein außergewöhnlicher Name ist, der eine gewisse Eleganz besitzt«, meinte Letitia.
    Eve schäumte vor Wut. »Gewisse Eleganz! So etwas mag für dich wichtig sein, Mutter, aber falls du es noch nicht bemerkt hast – ich besitze die Eleganz eines einbeinigen Hühnchens.«
    Letitia fühlte sich bei diesen Worten sichtlich unbehaglich. Eve war von ihrer Tante und ihrem Onkel aufgezogen worden, weil ihre Mutter mit einem behinderten Kind, das spezieller Pflege bedurfte, überfordert gewesen

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