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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wäre. Letitia strich ein paar nicht vorhandene Fältchen auf ihrem minzfarbenen Sommerkleid glatt, das durch einen weißen Kragen und einen Gürtel von gleicher Farbe ein wenig steif wirkte. Dazu trug sie einen grünen Hut mit weißem Band, weiße Schuhe und Spitzenhandschuhe. Im Vergleich zu ihrer Mutter kam Eve sich wie eine Landstreicherin vor.
    »Ich wollte Max nicht über den Weg laufen, deshalb habe ich dir hier hinter den Büschen aufgelauert, wie du es nennst«, erklärte Eve.
    Letitia hob tadelnd die Brauen. »Du könntest wirklich versuchen, mit deinem Vater zurechtzukommen, Evangeline. Und ich habe dir schon mehr als einmal gesagt, dass es wenig respektvoll ist, wenn du ihn Max nennst!« Es hatte sie sehr getroffen, dass Eve den Namen Courtland zugunsten des Familiennamens ihrer Tante und ihres Onkels abgelegt hatte. Sie hieß jetzt Kingsly, worauf Max mit einem schrecklichen Zornesausbruch reagiert hatte, ja, er hätte Eve beinahe enterbt.
    »Dann passt es doch sehr gut«, gab Eve zurück. »Wie du weißt, habe ich kaum Respekt vor meinem Vater, auch wenn er mein Erzeuger ist!«
    »Evangeline! Ich bin keine Zuchtstute!«
    Trotz ihres Zorns zeigte Eve so viel Nachsicht, eine reuevolle Miene aufzusetzen, und Letitia wirkte ein wenig besänftigt. »Ich freue mich wirklich, dich zu sehen!«, sagte Letitia und meinte es aufrichtig. Sie hatte gehofft, Eve würde sie aufsuchen, und ihre Gebete schienen erhört worden zu sein.
    »Das ist kein Höflichkeitsbesuch, Mutter. Ich bin hier, um etwas Wichtiges mit dir zu besprechen.«
    »Brauchst du Geld? Kleidung?« Letitia bedachte Eve mit einem missbilligenden Blick.
    »Nein, nichts dergleichen.« Es überraschte Eve nicht, dass ihre Mutter etwas so Unwichtiges als Grund für ihren Besuch vermutete.
    »Dann möchtest du sicher über Jordan Hale und deine Lebensumstände in Eden mit mir reden, nicht wahr?«
    Eve war einen Moment verblüfft, doch dann seufzte sie. »Lexie und Celia haben dir also erzählt, dass Jordan wieder in der Stadt ist. Sie sind wirklich sehr fix, wenn es darum geht, etwas herauszufinden, besonders, wenn es sich dabei um einen Mann handelt.«
    Letitia lächelte. »Geraldton ist eine kleine Stadt, und deine Schwestern sind sehr beliebt.«
    »Meine Schwestern sind Klatschmäuler. Und Lexie ist schamlos und macht allen Männern schöne Augen.«
    Letitias Miene verdüsterte sich. »Hat Jordan dich ... hat er dich gebeten, Eden zu verlassen?«
    »Nein, im Gegenteil, er hat mich eingestellt.« Eve sah zufrieden, wie sich Letitias Erstaunen in Missbilligung verwandelte. »Wirklich? Für welche Arbeit?«
    »Als Köchin. Wenn Jordan später mehr Personal hat, werde ich auch bei der Renovierung des Hauses helfen.«
    »Du kochst für Jordan und die anderen?«
    »Aber nicht sehr gut. Entweder lasse ich das Essen anbrennen, oder es ist noch halb roh. Immerhin habe ich bis jetzt noch keinen vergiftet. Es hat den Anschein, als würde ich ganz nach dir schlagen, was meine hausfraulichen Fähigkeiten betrifft.« Eves Tante Cornelia hatte oft über die mangelnden Qualitäten Letitias auf diesem Gebiet gesprochen.
    »Wenn einem etwas keine Freude macht, beherrscht man es auch nicht besonders«, erwiderte Letitia ein wenig verlegen.»Ich habe ein Talent dafür, einen Haushalt zu führen, statt im Haushalt zu arbeiten.« Sie hatte einige Male versucht zu kochen, doch die Ergebnisse waren so niederschmetternd gewesen, dass Max für diese Aufgabe schließlich ein polynesisches Mädchen eingestellt hatte. »Wie willst du bei der Renovierung des Hauses helfen? Viel kannst du dabei doch sicher nicht tun.«
    Ein Schatten huschte über Eves Züge. »Ich bin kein hilfloser Krüppel, auch wenn du erwartet hast, dass ich einer sein würde, nicht wahr?«
    Röte stieg in Letitias blasse Wangen, und sie wirkte verlegen. »Nein, natürlich nicht. Ich meinte nur, dass so etwas harte Arbeit ist, vielleicht zu hart für eine Frau.«
    Eve schüttelte den Kopf. »Ich habe Onkel Louis immer dabei geholfen, Spielzeug für das Waisenhaus zu basteln; deshalb kann ich gut mit Hammer und Säge umgehen. Vielleicht hätte ich Tante Cornelia öfter zuschauen müssen, sie ist eine großartige Köchin. Aber ich bin nicht hergekommen, um mit dir über meine Arbeit zu sprechen, Mutter.«
    »Ich weiß. Du hast mir schon deutlich genug zu verstehen gegeben, dass du nicht hier bist, weil du das Bedürfnis hast, mich zu sehen ...«
    Jetzt war es an Eve, verlegen zu sein. Seit ihrer Rückkehr nach

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