Im Haus meines Feindes
im Sumpf, die ihr anfangs beängstigend vorgekommen waren, aber jetzt vertraut und sogar irgendwie beruhigend klangen.
Als es drauÃen dunkel geworden war, ging sie in die Hütte zurück. Um sicherer zu sein, zündete sie die Sturmlaterne nicht an, sondern hielt in völliger Dunkelheit Wache. Sie hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen, aber sie war nicht hungrig.
Was war passiert, als Basile Dredds Laden erreicht hatte?
Was wäre, wenn er irgendwo unterwegs von den drei Männern
überfallen worden war, die gestern abend hier vorbeigekommen waren â angeblich auf der Suche nach Pater Gregory?
Was wäre, wenn Pinkie Männer losgeschickt hatte, die ihn bei Dredd erwarteten?
Was wäre, wenn Dredd und er tot waren und niemand wuÃte, wo sie sich befand?
Diese und ähnlich schlimme Möglichkeiten gingen ihr unablässig durch den Kopf. Ihre körperliche Erschöpfung zwang sie endlich dazu, sich hinzulegen und die Augen zu schlieÃen. Da sie geglaubt hatte, vor Angst und Sorge unmöglich Schlaf finden zu können, war ihre erste Reaktion, als sie aufschreckte, Ãberraschung darüber, daà sie überhaupt geschlafen hatte.
Und gleich darauf fragte sie sich, wovon sie aufgewacht war. Wie als kleines Mädchen, wenn sie von Angel und einem ihrer Freier geweckt worden war, lag Remy unbeweglich und mit bis zum Hals schlagendem Herzen da.
Wodurch war sie aufgewacht? Ein Geräusch? Eine bedrohliche Bewegung im Dunkel? Die Vorahnung drohender Gefahr?
Sie strengte sich an, ein Geräusch zu hören, aber um sie herum blieb alles still. War sie davon aufgewacht, daà ein Boot an einem der Pfähle gestoÃen war, auf denen der Steg ruhte?
Sollte sie einfach liegenbleiben und vorgeben, sie sei unsichtbar, wie sie es in ihrer Ecke von Angels schäbiger Welt getan hatte? Aber sie war kein Kind mehr. Und sie hatte Basile erkärt, sie wolle nie wieder ein Opfer sein. Wer oder was konnte bedrohlicher sein als der Mann, mit dem sie zwölf Jahre lang zusammengelebt hatte? Sie hatte Pinkies grausamen seelischen MiÃhandlungen widerstanden; sie konnte allem widerstehen.
Sie kroch unter der Bettdecke hervor, schlich lautlos durch den Raum und ertastete ein Küchenmeser. Es war nicht besonders scharf, aber ihre einzige Waffe, weil Basile seine Pistole
mitgenommen hatte. Sie griff auch nach der Laterne und einem Zündholzbriefchen, bevor sie leise ans nächste Fenster trat und hinaussah.
Sie sah eine Gestalt, nicht mehr als ein dunklerer Schatten inmitten anderer Schatten, die auf Zehenspitzen über den Steg schlich. Der Unbekannte machte einmal halt, als horchte er, und bewegte sich dann lautlos weiter auf die Tür zu.
Remy duckte sich unters Fensterbrett und umklammerte ihr Messer. Sie fragte sich, wie man es genau anstellte, eine Sturmlaterne als Waffe zu verwenden.
Als die rostigen Türangeln quietschten, zögerte der Unbekannte, bevor er die Tür gerade weit genug öffnete, um hindurchschlüpfen zu können. Er schob die Tür hinter sich zu.
»Remy?«
Ihr wurde vor Erleichterung ganz schwach. »Burke?«
Sie sprang auf und lief auf ihn zu, blieb dann aber abrupt stehen, als sie die Pistole in seiner Hand sah.
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Burke atmete erleichtert auf, als er Remy unversehrt sah; er wollte sie gerade in die Arme schlieÃen und an sich drücken, als ihm auffiel, daà sie in einer Hand ein Messer und in der anderen die Laterne hielt.
Den AuÃenbordmotor hatte er ungefähr eine Meile vor der Hütte abgestellt, weil er wuÃte, wie weit das Motorengeräusch über dem Wasser zu hören war. Er wollte die Leute, die ihn suchten, nicht unabsichtlich zu seinem Versteck führen. Während er sich abgemüht hatte, endlich zurückzukommen, hatte er nicht eine Sekunde lang gedacht, Remy könnte ihrerseits eine Gefahr darstellen.
Aber das Messer fiel klappernd zu Boden, und sie stellte die Laterne auf den Tisch.
Er sicherte seine Pistole und legte sie neben die Sturmlaterne.
Dann standen sie einander gegenüber. Er sprach als erster.
»Alles in Ordnung mit dir?«
Sie nickte nachdrücklich. »Ich hatte Angst.«
»Wovor?«
»Ich habe zuerst nicht gewuÃt, wer du bist.«
»Ich hatte Angst, du könntest nicht hier sein.«
»Wo hätte ich sonst sein sollen? Warum hast du dich heimlich angeschlichen, anstatt.â¦Â«
»Um nicht gefaÃt zu
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