Im Herzen der Nacht - Roman
hing irgendetwas in der Vergangenheit des Atlantäers zusammen. Nach seiner Miene zu schließen, etwas Dunkles, Schreckliches.
»Im Grunde gleichen die keltischen und griechischen Götter den Menschen«, antwortete Ash. »Sie machen Fehler. Diese Fehler werden uns letzten Endes zum Sieg verhelfen oder uns vernichten.«
»Jetzt sprichst du wie ein Orakel.«
»Unheimlich, nicht wahr?«
»Eher entnervend«, meinte Talon und wandte sich ab.
»Talon!«
Widerstrebend drehte Talon sich um.
»Um deine Frage zu beantworten - ja, man kann einen Gott besiegen. Aber es ist einfacher, mit ihm zu verhandeln.« Offenbar sprach er aus Erfahrung, das verriet der Klang seiner Stimme.
»Und wie verhandelt man mit einem Gott?«
»Vorsichtig, kleiner Bruder. Sehr vorsichtig.« Ash blickte über den Sumpf hinweg. »Vielleicht wirst du etwas Wichtiges übersehen.«
»Was?«
»Nur wenige von uns erhalten jemals eine zweite Chance, um zurückzuerobern, was wir verloren haben. Würde Nynia zu dir zurückkehren - möglicherweise wäre das ein Grund, diese Chance zu nutzen. Du hast meine Handynummer, Kelte. Wenn du dich anders besinnst, was das Gesuch an Artemis betrifft, ruf mich an. Aber du musst dich schnell entscheiden. Morgen Abend brauche ich deinen klaren Kopf.«
»Warum lässt du mir die Wahl, die du Kyrian verwehrt hast? Damals hast du dich an Artemis gewandt und seine Seele Amanda gegeben, ohne sein Wissen.«
Lässig zuckte Acheron die Schultern. »Weil Kyrian keine Wahl hatte. Ohne eine Seele hätte Desiderius ihn getötet. Dein Leben ist nicht in Gefahr, falls du deine Seele nicht zurückgewinnst. Nur dein Herz. Und wie du nur zu gut weißt, kannst du ohne ein Herz leben. Aber willst du das?«
Manchmal wünschte Talon ernsthaft, Acheron wäre so, wie er aussah - ein einundzwanzigjähriger rotznasiger Junge. Kein elftausend Jahre alter weiser Mann. Und dies war einer der Momente.
»Jetzt bringe ich Sunshine in die Stadt«, verkündete Acheron.
»Nein«, widersprach Talon automatisch, »sie bleibt hier, damit ich sie beschützen kann.«
»Anscheinend glaubst du, ich hätte dir eine Frage gestellt. Keineswegs. Ich habe nur meine Absicht erwähnt. Du brauchst Zeit, um nachzudenken. Dabei darfst du dich nicht von mir ablenken lassen.«
Talon wollte protestieren. Dann besann er sich eines Besseren, denn Ash hatte recht. Er musste Sunshine so oder so
gehen lassen. Genauso gut konnte er sich schon jetzt dazu durchringen. Das wäre für alle beide einfacher.
»Okay, ich hole sie.«
Sobald er die Hütte betrat, wusste Sunshine, dass irgendetwas nicht stimmte. Sein Gesicht wirkte aschfahl, der Blick dunkler denn je. »Was ist passiert?«
»Acheron bringt dich in deinen Loft zurück.« Seine Stimme klang so emotionslos, ihr Atem stockte.
»Oh, ich verstehe. Und du bist damit einverstanden?«
»Ja, das halte ich für die beste Lösung.«
Aber sie wollte nicht fortgehen. Es verwirrte sie, wie sehr sich ihr Herz dagegen sträubte. »Okay.« Scheinbar kühl und gelassen ging sie zur Tür, obwohl ihr verletztes Herz aus der Brust zu springen drohte.
Am liebsten wäre er ihr gefolgt, um sie einfach zu packen und mit ihr an einen Ort zu fliehen, wo niemand sie finden würde. Wo sie sicher wäre. Da gab es nur ein einziges Problem - vor einem Gott konnte man sich nicht verstecken. Früher oder später würde Camulus sie finden, und dann würde sie sterben.
Schweigend gingen sie zu Acheron hinaus. Auf dem Landesteg wandte sie sich unsicher zu Talon. »Eh... hat Spaß gemacht mit dir. Sehen wir uns wieder?«
Er schaute Ash an, der ihn beobachtete, die Brauen hochgezogen, als wartete auch er auf eine Antwort.
»Nein...«, erwiderte er langsam.
Da sagte sie nichts mehr und nickte Ash zu. »Ich bin bereit.«
Ash ließ ihr den Vortritt zum Katamaran. »Um mich zu
wiederholen, Kelte, wenn du dich anders besinnst, ruf mich an.«
Wortlos nickte Talon. Vor Schmerz halb von Sinnen, schaute er ihr nach. Sie schnallte sich an, Ash startete den Motor, und das Boot glitt in den Sumpf hinaus.
Nun war es vorbei, sie hatte ihn verlassen.
Ich bin die Finsternis, ich bin der Schatten, der Herrscher der Nacht. Nur ich allein stehe zwischen der Menschheit und jenen, die alle Menschen zerstören wollen. Ich bin ihr Bewacher, ihr seelenloser Hüter. Weder Mensch noch Apollit, existiere ich jenseits des Reichs, das die Lebenden bevölkern, jenseits des Totenreichs. Ich bin der Dark Hunter, und ich bin ewig - es sei denn, ich finde ein reines
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