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Im Herzen der Nacht - Roman

Titel: Im Herzen der Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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Barhocker an die Frühstückstheke und begann, ihre neueste Errungenschaft zu skizzieren.
    Talon. Während sie die makellosen Konturen seines Gesichts und die kunstvollen Tattoos zeichnete, ließ sie sich viel Zeit. Noch nie hatte sie einen Mann mit so perfekten Proportionen gesehen. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, verlor sie sich in diesem Kunstwerk der Natur und ließ ihrer Kreativität freien Lauf.
    Plötzlich verstummte das Rauschen in der Dusche und riss Sunshine aus ihrer Trance. Das feuchte Handtuch um die
schmalen Hüften geschlungen, trat Talon hinter dem Vorhang hervor.
    Wieder einmal empfand sie das Bedürfnis, entzückt in ihre Fingerknöchel zu beißen. Die zwei dünnen Zöpfe ausgenommen, war sein goldblondes nasses Haar jetzt glatt nach hinten gekämmt. In den dunklen Augen leuchteten Intelligenz und eine geheimnisvolle Macht. Nie zuvor hatte sie einen blonden Mann mit so dunklen Augen gesehen.
    Seine kraftvolle Präsenz nahm ihr den Atem. Sogar die Luft, die ihn umgab, schien vor Energie zu pulsieren. Inbrünstig wünschte Sunshine, sie könnte das alles zu Papier bringen. Aber wie sollte sie eine so intensive Aura darstellen? So etwas vermochte man nur zu spüren .
    Langsam ging er zu ihr, und bei jedem seiner Schritte, pochte ihr Herz schneller. So überwältigend maskulin, so begehrenswert... Diese animalische Anziehungskraft entflammte ihr Blut.
    Letzte Nacht in ihrem Bett war er attraktiv gewesen. In wachem Zustand, in aufrechter Haltung, erschien er ihr jetzt umwerfend .
    »Wissen Sie, Talon...« Ihr Blick zeichnete die Konturen seiner wohlgeformten Muskeln nach. »Wie gut Ihnen dieses Handtuch steht? Wenn Sie in diesem Outfit rausgehen, werden Sie einen neuen Modetrend starten.«
    Er lächelte belustigt. »Sagen Sie immer, was Ihnen gerade in den Sinn kommt?«
    »Meistens. Aber es gibt auch ein paar Gedanken, die ich für mich behalte. Früher habe ich nicht aufgepasst und alles gesagt. Aber dann hetzte mir meine Zimmerkameradin auf dem College das Psychokommando an den Hals. Sie wissen schon, diese Typen in den weißen Kitteln.«

    Erstaunt über ihre Ehrlichkeit, hob er die Brauen. Eine wahre Story. Zweifellos war sie eine Exzentrikerin, aber keineswegs verrückt. Nun, zumindest nicht total .
    Sunshine wandte sich zu seinem unberührten »Frühstück« und ergriff einen der sogenannten Muffins. Darauf glänzten winzige Partikel, die er nicht identifizieren konnte. »Sie haben Ihre Muffins nicht gegessen.«
    Nein, und seine Stiefel auch nicht. Die würde er eher verspeisen als dieses Ding in ihrer Hand. »Ich bin nicht hungrig. Nicht aufs Essen.«
    Sie warf den Muffin auf die Theke. Mit gerunzelter Stirn strich sie über seinen Halsring. Ihre Finger streiften seine Haut und erregten hitzige Gefühle. »Wie schön. Einen solchen Reif habe ich mir schon immer gewünscht. Leider fand ich keinen, der zu mir passte.« Ihr Daumen betastete einen der beiden Drachenköpfe. »Stammen Sie aus Schottland?«
    »Nicht direkt«, antwortete er und musterte sie, während sie den Schmuck studierte, der ein Geschenk von seiner Tante zu seinem Hochzeitstag war. Auch Nynia hatte so einen Halsring bekommen. Warum er ihn immer noch trug, wusste er nicht. Vielleicht, weil es zu schmerzlich wäre, ihn abzulegen, und weil er glauben würde, seine Frau erneut zu verlieren …
    Gegen Talons Willen kehrten seine Gedanken zu jenem Moment zurück, wo Nynia den Reif um seinen Hals gelegt, liebevoll gelächelt und ihn geküsst hatte.
    Heilige Götter, wie sehr er sie vermisste... Sogar nach all den Jahrhunderten. Manchmal bildete er sich ein, immer noch den warmen Duft ihres Haars zu riechen, ihre Zärtlichkeit zu spüren. So wie man ein fehlendes Bein spürt, obwohl seit dem Verlust viele Jahre vergangen sind. Irgendetwas an
Sunshine erinnerte ihn an seine Frau. Nicht nur, dass beide die Fähigkeit besaßen, ihn in den Wahnsinn zu treiben.
    Sunshine interessierte ihn auf sonderbare Weise. So wie er sah sie die Dinge in einer anderen Sphäre - Dinge, die sich auf dieser Existenzebene verbargen. Mit Lichtgeschwindigkeit schweifte ihr Geist von einem zum anderen, was ihn faszinierte und verwirrte. Diese Eigenart war ihm bisher nur an Nynia aufgefallen. Als Sterblicher hatte er sich immer wieder über ihre einzigartige Logik gewundert.
    »Warum sagen Sie dauernd ›nicht direkt‹?«, fragte Sunshine. »Sie sind nicht direkt ein Vampir, und Sie stammen nicht direkt aus Schottland. Genauso seltsam finde ich Ihre Sonnenallergie.

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