Im Herzen der Nacht - Roman
Einige Frauen boten sich mir an. Aber ich habe immer nur von dir geträumt.«
In heißem Entzücken jubelte ihr Herz. Lächelnd schlang sie die Beine um seine schmalen, nackten Hüften, nahm sein Gesicht in beide Hände und zog es zu ihrem herab, bis sich die Nasenspitzen berührten.
»O Speirr «, hauchte Sunshine, Talon versteifte sich in ihren Armen. In den letzten tausend Jahren hatte nur Ceara ihn so genannt. Und nur eine einzige Frau hatte seinen Namen so ausgesprochen wie jetzt Sunshine.
Nicht, was sie gesagt hatte, ließ ihn erschauern, sondern ihr Tonfall.
»Wie hast du mich genannt?«
Bestürzt presste sie die Lippen zusammen. O Gott, wahrscheinlich glaubte er, sie hätte ihn versehentlich mit dem Namen eines anderen angesprochen. Vielleicht erinnerte er sich nicht an sein früheres Leben. Und wie war es in ihre Gedanken geraten? Woher diese Rückblenden stammten, wusste sie nicht.
Nur eins wusste sie - diese Visionen erschreckten sie. Ihre Großmutter glaubte felsenfest an die Wiedergeburt und hatte ihr erklärt, immer wenn man zur Welt kam, würde man sein früheres Leben vergessen.
Warum entsann sie sich, was in einer fernen Vergangenheit mit Talon geschehen war?
»Oh, ich habe mich nur geräuspert«, log sie und hoffte, ihn zu täuschen. »Was hast du denn gehört?«
Seine angespannten Muskeln lockerten sich. Vermutlich hatte er sich nur etwas eingebildet. Die Gefühle, die Sunshine in ihm erregte, mussten längst vergessene Erinnerungen heraufbeschwören. Oder sein schlechtes Gewissen hatte ihm etwas vorgegaukelt, weil er sie so sehr begehrte. Auch Nynia hatte dieses brennende Verlangen in ihm entfesselt.
Mit Sunshine war alles anders - sie weckte Emotionen, obwohl er das gar nicht wollte. Obwohl er dagegen ankämpfte. Sie schlang ihre Finger in sein Haar, zog seinen Kopf zu sich herab, knabberte an seinem Kinn. Die Wärme ihrer Hände, ihres Körpers... Seinen Mund an ihrem, seufzte er zufrieden auf.
Und dann läutete das Telefon. Verdammt, ausgerechnet jetzt!
Fluchend meldete er sich. Acherons Stimme erklang am anderen Ende der Leitung. »Heute Nacht musst du die Frau bewachen. Behalt sie bei dir.«
Talon runzelte die Stirn. Eigentlich musste er sich nicht fragen, warum Ash wusste, dass Sunhsine hier in der Hütte war. Die Fähigkeiten dieses Mannes hatte er schon immer unheimlich gefunden. »Sagtest du nicht, ich soll mich von ihr fernhalten?«
»Inzwischen hat sich die Situation geändert.«
Talon seufzte wohlig, als Sunshine behutsam in eine seiner Brustwarzen biss. Nur zu gern würde er auch die nächsten Stunden mit ihr verbringen. »Bist du sicher, dass ich heute Nacht nicht gebraucht werde?«
»Ja«, bestätigte Acheron und legte auf.
Talon warf das Telefon beiseite und schenkte Sunshine ein teuflisches Lächeln. Diese Nacht würde er in vollen Zügen genießen.
8
Kurz vor Mitternacht verließ Ash den Runningwolf’s Club. Verdammt, wo steckte Talon? Er müsste auf den Straßen patrouillieren. Seit Stunden versuchte Acheron ihn zu erreichen.
Er rief Nick noch einmal an, nur um zu erfahren, dass der Junge auch nichts von Talon gehört hatte. Seltsam, das sah dem Kelten gar nicht ähnlich. Es ging ihm gut, er war unverletzt, das spürte Acheron. Wenn er es wollte, hätte er ihn aufspüren können. Aber es widerstrebte ihm, seine Macht auf indiskrete Weise zu nutzen. Oft genug war er beschattet und verfolgt worden. Das mochte er keinem anderen zumuten. Nur im äußersten Notfall. Niemals würde er leichtfertig mit dem Recht des freien Willens umgehen.
Als er das Handy in die Jackentasche schob, sträubten sich seine Nackenhaare.
»Sieh doch, wie hilflos sie ist...«
»Ja, aber stark genug, um uns alle zu füttern.«
Die Stimmen wisperten in seinem Gehirn wie Spidermans versponnene Gedanken. Und der Wandkrabbler glaubte übernatürliche Kräfte zu besitzen.
Pah! Ash schloss die Augen und ortete die Quelle der Stimmen. In einer Gasse bei der Royal Street tummelten sich vier männliche und zwei weibliche Daimons. Er eilte zu seinem Motorrad. Dann hielt er inne. Auf konventionellem Weg
würde er sie nicht rechtzeitig erreichen. Sein Blick schweifte in alle Richtungen, er vergewisserte sich, dass er nicht beobachtet wurde, bevor er die Ionen in der Luft ringsum versammelte. Blitzschnell löste sich sein Körper in nichts auf. Seine Kräfte besiegten die Gesetze der Zeit und der Materie.
Unsichtbar flog er durch die Stadt, in die Gasse, wo die Daimons ihr Opfer umzingelten.
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