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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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einfach dein Alter verrätst?«
    »Tja«, erwiderte sie. Sie verstummte und schürzte die Lippen. »Ich glaube, ich hab's. Das Wasser läuft hier durch, tropft dort auf den gerösteten Kaffee …«
    »Dein Alter!«
    Sie wandte sich zu ihm um. »Ehrlich gesagt, so genau weiß ich es selbst nicht.« Zögerlich befeuchtete sie mit der Zungenspitze die Lippen. Er hob die Augenbrauen. Schließlich erklärte sie: »Es gibt da ein paar Berechnungen von verschiedenen Leuten, unter anderem von mir selbst. Aber meine Berechnungen sind auch nicht besser als die der anderen.«
    Erbost hob er die Hände.
    Sie fixierte die Kaffeemaschine. »Über den Daumen gepeilt muss ich zwischen siebzehn und zweiundzwanzig Standardjahre alt sein. Jedenfalls glauben wir das.«
    »Wir?«
    »Jawohl, Captain Panglor, Pinglor Sir«, fauchte sie ihn an. »Jawohl, Captain Puglor. Wir glauben das. Ich, Urula und die Mediziner. Dabei berücksichtigen wir die Zeitdilatation bei Raumflügen, unpräzise temporale Messungen in Gegenden, in denen ausschließlich Ortszeit gilt, und die hypothetischen Angaben in verloren gegangenen persönlichen Dokumenten. Hinzu kommen physiologische Aspekte, welche von den Medizinern interpretiert werden, und die aufgrund der oben angeführten Faktoren äußerst unsicher sind. Obendrein war ich unbekannten Umwelteinflüssen ausgesetzt, wie zum Beispiel Strahlung und Gravitationsschwankungen, hinzu kommen Chemikalien, die ich mit der Atemluft und Nahrungsmitteln aufnahm.«
    »Aber …«
    »Nicht zuletzt fußen diese Schätzungen auf meinen persönlichen Erinnerungen, die allerdings lückenhaft sind. Ich leide an einer B-blockade, ausgelöst durch unbewäl … unbewältigte …« Sie brach ab und starrte intensiv auf einen Punkt hinter Panglor. Dann nahm sie einen neuen Anlauf. »Unbewäl …« Es klappte nicht. Wütend schlug sie mit der Faust auf die Arbeitsplatte. Dann boxte sie auf ihren Schenkel. Sie schnitt eine Grimasse und hatte sich wieder in der Gewalt. »Wenn es dich wirklich interessiert, kannst du ja den Bericht lesen, den man auf D3 über mich angefertigt hat«, schnappte sie.
    Panglor schluckte an einem Kloß in der Kehle. LePiep kam in die Küche gerannt, sprang auf die Platte und blickte abwechselnd Panglor und Alo an. Sie stieß grollende Töne aus und verströmte Angst und Bestürzung. LePiep fühlte sich zwischen Alo und Panglor hin und her gerissen, spürte deren inneren Aufruhr, ohne ihnen jedoch helfen zu können. Panglor dachte verzweifelt nach. Sag irgendwas Hilfreiches. »Ist das der Grund«, stotterte er, »weshalb du dich gestern Abend so … so komisch benommen hast?«
    Mit einem Ruck riss Alo das Kinn hoch. Ihre Augen funkelten wütend.
    Offenbar hatte er genau das Falsche gesagt. Die Situation vermasselt. »Ich meine doch nur …«
    »Ja, sicher«, schnitt sie ihm mit eisiger Stimme das Wort ab. Sie öffnete den Vorratsschrank und nahm ein Lunchpaket heraus.
    »Ich denke …«, setzte er von neuem an.
    »Nein, du denkst nicht!«, schrie sie und stürmte aus der Küche.
    »Warte!«, rief er ihr hinterher. Sie blieb nicht stehen. Stattdessen schlüpfte sie in die Luftschleuse und knallte die Luke hinter sich zu. »He!«, brüllte er. Keine Reaktion. Er eilte in den Korridor, dann gab er sich geschlagen und kehrte wütend in die Küche zurück. Auch wenn Alo eine erwachsene Frau war – sie blieb eine verdammte Hexe. Ein neurotisches kleines Luder. Ohne sie wäre er besser dran.
    Darf ein Mann nicht mal einen Fehler machen – die verkehrten Worte wählen oder sich im Ton vergreifen?
    Er schnappte sich seinen Becher mit dem abgekühlten Modda. »Komm mit, Peep«, knurrte er und stapfte ins Cockpit. Der Sichtschirm war noch eingeschaltet, aber Alo vermochte er nirgends zu entdecken. Grimmig schlürfte er den Muckefuck. LePiep war aufgebracht, und er versuchte, sie zu beruhigen. Nach einer Weile machte er sich daran, den Sichtschirm zu justieren. Vielleicht sollte er das freche Biest aufstöbern und sich darum kümmern, dass sie nicht in Schwierigkeiten geriet.
    Keine Spur von Alo. Wahrscheinlich steckte sie bereits in Schwierigkeiten. Und wenn schon – zur Hölle mit ihr!
    Er begab sich in die Kabine und nahm eine schnelle Nebeldusche, zog einen sauberen Overall an und kehrte mit einem Fladensandwich und einem frischen Becher Modda auf die Brücke zurück. Sofort erspähte er Alo auf dem Schirm; sie entfernte sich von der Cur und schlug dieselbe Richtung ein, in die sie tags zuvor gegangen waren.

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