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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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die Hand zurück, mit der sie nach der Schere fassen wollte. Aber dann besann sie sich doch anders und schnitt entschlossen einen weiteren Mantel in Fetzen, während sie im stillen Pläne für ihre Flucht schmiedete. Am besten wäre, sie würden gleich morgen früh aufbrechen.
    Lange nachdem Brenna in tiefen Schlaf gesunken war, lag Jenny noch wach und erwog immer wieder, was zu Gunsten des Fluchtplans sprach und was dabei schiefgehen konnte.

Kapitel fünf
    Rauhreif glitzerte auf der Wiese in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Jenny stand leise auf, um die arme Brenna nicht früher zu wecken als nötig. Sie hatte systematisch alle Alternativen durchdacht und einen Plan entwickelt, der sie optimistisch stimmte. Ihre Chancen, zu entkommen, standen eigentlich ganz gut.
    »Ist es schon soweit?« flüsterte Brenna mit vor Angst erstickter Stimme. Sie rollte sich auf den Rücken und sah, daß Jenny bereits die grobe wollene Hose, ein Männerhemd und ein Wams anhatte - Kleider, die sie beide unter ihrem Nonnenhabit tragen sollten, wenn der Wachmann sie in den Wald begleitete, wo sie jeden Morgen ein paar Minuten allein gelassen wurden, um ihren persönlichen Bedürfnissen nachkommen zu können.
    »Ja, es wird allmählich Zeit«, sagte Jenny mit einem ermutigenden Lächeln.
    Brenna wurde blaß, aber sie stand gehorsam auf und zog sich mit zitternden Händen an. »Ich wünschte, ich wäre nicht so ein Feigling«, wisperte sie und preßte dabei die Hand auf ihr pochendes Herz. Mit der anderen griff sie nach dem ledernen Wams.
    »Du bist kein Feigling«, versicherte Jenny in gedämpftem Ton, »du machst dir nur immer viel zu viele Sorgen über die Folgen deiner Handlungen. Genaugenommen«, fügte sie hinzu, als sie Brenna half, die Bänder am Halsausschnitt des geborgten Hemdes zuzubinden, »bist du viel tapferer als ich. Wenn ich solche Angst vor den möglichen Folgen hätte wie du, hätte ich nie den Mut, auch nur ein winziges Wagnis einzugehen.«
    Brenna beantwortete das Kompliment mit einem bebenden Lächeln und schwieg.
    »Hast du deine Kappe?«
    Als Brenna nickte, hob auch Jenny die schwarze Kappe auf, die sie selbst bald aufsetzen würde, um ihr langes Haar darunter zu verstecken. Sie raffte ihr Habit, damit sie die Kappe in den Hosenbund stecken konnte.
    Die Sonne kletterte ein wenig höher und tauchte den Himmel in wäßrig graues Licht, während die Mädchen auf den Hünen warteten, der sie in den Wald eskortieren sollte. Ihre weiten Gewänder verhüllten wirksam die Männerkleidung, die sie darunter trugen.
    Der entscheidende Augenblick rückte näher, und Jenny legte flüsternd zum letztenmal ihren Plan in allen Einzelheiten dar, weil sie fürchtete, daß Brenna in ihrer Panik vergessen könnte, was sie tun mußte.
    »Denk dran«, ermahnte sie die Schwester, »jede Sekunde zählt, aber wir dürfen uns auch nicht zu schnell bewegen, sonst erregen wir Aufmerksamkeit. Wenn du dein Habit ausziehst, versteck es gut unter dem Gestrüpp. Unsere größte Hoffnung ist, daß sie nach zwei Nonnen und nicht nach zwei jungen Männern suchen. Wenn sie unsere Gewänder gleich finden, erwischen sie uns, noch bevor wir das Lager verlassen können.«
    Brenna nickte und schluckte schwer, als Jenny fortfuhr: »Sobald wir die Nonnenkleidung losgeworden sind, mußt du mich im Auge behalten und so leise wie möglich durchs Dickicht huschen. Sie werden Alarm schlagen und laut schreien, wenn sie merken, daß wir weg sind, aber darum kümmern wir uns gar nicht. Brenna, du darfst keine Angst bekommen, wenn im Lager ein Tumult losbricht.«
    »Nein, ich bekomme ganz bestimmt keine Angst«, versprach Brenna, aber ihre Augen waren jetzt schon weit aufgerissen vor Entsetzen.
    »Wir bleiben im Wald, schleichen die südliche Grenze des Lagers entlang und dann zur Koppel, auf der sie die Pferde halten. Der Suchtrupp wird nicht damit rechnen, daß wir zum Lager zurückgehen - sie suchen sicher in der anderen Richtung im Wald.
    Wenn wir in der Nähe der Koppel sind, bleibst du in den Büschen verborgen, und ich hole die Pferde. Falls wir Glück haben, interessieren sich die Männer, die die Pferde versorgen, mehr für die Suche nach uns als für ihre Schützlinge.«
    Brenna nickte stumm. Jenny hingegen überlegte fieberhaft, wie sie den Rest, den sie ihrer Schwester noch klarmachen mußte, am besten ausdrücken sollte. Sie wußte, daß es, falls sie entdeckt wurden, an ihr lag, genügend Konfusion zu verursachen, damit Brenna allein die Flucht

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