Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
hattest Visionen, Calin. Als Kind erschien dir das völlig normal.«
»Und ich habe diese kindischen Spinnereien abgelegt.«
»Visionen bezeichnest du als kindische Spinnereien?« Zorn blitzte in ihren Augen auf, dann seufzte sie ergeben. »Warum denkst du so? Eines Kindes Geist und Herz sind für solche Dinge noch offener. Du hast Dinge gesehen, gespürt und gewusst, die anderen verborgen sind. Es war ein Geschenk, das dir verliehen wurde.«
»Ich bin kein Zauberer.«
»Nein, und das macht das Geschenk nur noch einzigartiger. Calin …«
»Nein.« Er richtete sich auf, schüttelte den Kopf. »Das ist mir im Moment einfach zu viel. Lass es vorerst auf sich beruhen. Ich weiß selbst nicht mehr, was ich denken soll.« Er rieb mit beiden Händen über sein Gesicht, strich über sein Haar. »Ich weiß nur, dass ich hierher, an diesen Ort kommen musste – und dass du die Frau bist, mit der ich zusammensein muss. Der Rest kann vorerst warten.«
Aber sie hatten so wenig Zeit. Fast hätte sie die Worte ausgesprochen, hielt sich jedoch im letzten Moment zurück. Wenn die Zeit schon so knapp war, dann war der Augenblick umso kostbarer. Und sollte sie jemand für vermessen halten, weil sie die wenige Zeit nur für sie beide verschwendete, dann war sie eben vermessen.
»Gut, lassen wir es dabei bewenden.« Sie legte sich zurück und streckte die Hand nach ihm aus. »Komm, küss mich noch mal. Leg dich zu mir.«
Während er über ihren Schenkel strich, beobachtete er, wie ihr Lächeln erblühte und wie das Licht auf ihrer Haut spielte. Oh, dieses Licht. »Bleib genau so.« Er sprang aus dem Bett und schnappte sich im Hinausrennen seine Jeans.
Verwirrt blickte sie ihn an. »Was ist? Wo gehst du hin?«
»Bin gleich wieder zurück. Beweg dich nicht. Bleib so.«
Mit einem ergebenen Seufzer starrte sie zur Decke empor. Dann wurden ihre Züge wieder weich, und sie streckte wohlig die Arme nach oben. Oh, sie fühlte sich wunderbar. Wie eine zufriedene, satte Katze. Schmunzelnd sah sie zu Hekate hinüber, die zusammengerollt vor dem Kamin lag und sie aus weiten Augen beobachtete.
»Aye, du kennst dieses Gefühl, nicht wahr? Ah, ich liebe es.« Die Katze starrte sie ohne zu blinzeln an. Zehn Sekunden. Zwanzig. Bryna schloss die Augen. »Ich brauche diese Zeit. Verdammt, wir brauchen sie. Ein paar wenige Stunden nach so vielen Jahren. Warum sollten wir uns das versagen? Warum muss jedes Glück einen Preis haben? Geh schon, lass mich allein.«
Mit einer fegenden Schwanzbewegung stand die Katze auf und tappte aus dem Zimmer. Sekunden später ertönten Calins Schritte auf der Treppe. Sobald er eingetreten war, erlosch Brynas Lächeln und machte einem entgeisterten Ausdruck Platz. Er hatte zwei Fotos von ihr geknipst, noch ehe sie sich aufsetzen und die Arme vor der Brust kreuzen konnte.
»Was fällt dir ein? Mich völlig nackt zu fotografieren! Leg sofort die Kamera weg. Ich möchte mich nicht an der Wand irgendeiner Kunstgalerie hängen sehen!«
»Du bist schön.« Er umkreiste das Bett, veränderte den Winkel. »Ein Meisterwerk. Lass die linke Schulter ein wenig nach unten fallen.«
»Das werde ich nicht tun. Das ist ungeheuerlich!« Zutiefst empört zerrte sie an der zerknüllten Decke, zog sie hoch – und wirkte dadurch, in Cals Augen, nur noch verlockender und betörender.
Dennoch senkte er die Kamera. »Ich dachte, Hexen seien dafür bekannt, dass sie bei Vollmond nackt im Freien tanzen.«
»Wenn man sich in Licht badet, so dient das nicht der Zurschaustellung. Und für solche Dinge gibt es einen geeigneten Zeitpunkt und einen geeigneten Ort. Es gehört sich nicht, intime Situationen oder Rituale zu fotografieren.«
»Bryna.« Unter Einsetzung seines gesamten Charmes trat er näher und zupfte vorsichtig an der Decke, die sie über ihre Brüste gezogen hatte. »Du hast einen herrlichen Körper, deine Haut hat einen exquisiten Schimmer, und das Licht hier drinnen ist einfach perfekt. Fantastisch.« Spielerisch
strich er mit den Fingerkuppen über ihre Brustwarzen und spürte, wie sie am ganzen Leib erbebte. »Du darfst die Fotos auch als Erste sehen.«
Sie merkte kaum, wie die Decke auf ihre Taille hinunterglitt. »Ich weiß, wie ich aussehe.«
»Aber du weißt nicht, wie ich dich sehe. Ich werde es dir zeigen. Leg dich wieder hin. Für mich. Entspann dich.« Leise vor sich hinmurmelnd, drapierte er ihr Haar über das Kissen. »Nein, deck dich nicht zu. Sieh mich einfach nur an.« Er knipste sie rasch von oben
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