Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
rachsüchtig wäre …« Sie ging zu ihm, reichte ihm die Blume und lächelte, als er sie ihr ins Haar steckte. »Aber ich glaube, du würdest mit langen Ohren und einem Schwanz richtig süß aussehen.«
    »Offen gestanden, ziehe ich meine gegenwärtige Anatomie vor. Was hast du sonst noch … erspäht?«
    »Oh, dies und das.« Sie verschränkte ihre Finger mit den seinen und ging weiter. »Ich habe dich bei der Arbeit in deiner Dunkelkammer beobachtet – die kleine Dunkelkammer in deinem Elternhaus. Deine Eltern waren so stolz auf dich. Verblüfft über dein Talent, aber sehr stolz. Ich habe deine erste Ausstellung gesehen, in dieser komischen kleinen Galerie, wo alle Schwarz trugen – wie bei einer Totenwache.«
    »In SoHo«, murmelte er. »Liebe Güte, das war vor fast zehn Jahren.«
    »Du hast seitdem brillante Arbeiten gemacht. Wenn ich deine Bilder betrachtete, konnte ich die Welt durch deine Augen sehen. Und dabei fühlte ich mich dir sehr nah.«
    Der Gedanke durchfuhr ihn wie ein Schock, schmetterte ihn nieder. Er drehte sie an den Schultern zu sich herum, sah sie scharf an. »Du hast doch nichts damit zu tun, oder? Du hast doch meine Arbeit nicht beeinflusst oder gelenkt?«
    »Oh, Calin, nein.« Sie umfasste seine Hände, die noch immer auf ihren Schultern lagen. »Nein, das schwöre ich dir. Das ist allein dein Talent. Deine natürliche Begabung. Du darfst das nicht anzweifeln«, fügte sie hinzu, da sie sein Misstrauen spürte. »Ich darf dich nicht belügen. Das gebietet mir mein Schwur. Und deshalb sage ich dir: Alles, was du erreicht hast, hast du allein dir zu verdanken.«
    »Gut.« Abwesend strich er mit den Händen über ihre Arme. »Du zitterst. Frierst du?«
    »Mir war einen Moment kalt.« Bis ins Innerste, quälend. Alasdair. Sie vertrieb den dunklen Hauch, nahm Calin fest bei der Hand und führte ihn über den sanft geschwungenen Hügel. »Schon als Kind kam ich immer hierher, stand da und blickte hinaus.« Wieder beruhigt, lehnte sie den Kopf an seine Schulter, suchte Hügel und Tal ab, den hell aufblitzenden Fluss, die dunklen Schatten der gekrümmten Bäume. »Blickte auf Irland hinaus, das sich grün und golden vor mir erstreckte. Ein Ort für Träumer.«
    »Irland oder diese Stelle?«
    »Beides. Wir sind hier stolz auf unsere Träumer. Ich würde dir Irland gern zeigen, Calin. Die Böschung, wo die Akelei blüht, den Pub, wo immer eine Geschichte darauf wartet, erzählt zu werden, den schmalen Weg, der zu beiden Seiten von dichten Hecken mit flammend roten Fuchsien gesäumt ist. Das ländliche Irland.«
    Sie warf ihr Haar zurück, drehte sich zu ihm um. »Und noch mehr. Ich würde dir gern mehr zeigen. Den Steinkreis, in dem Kraft schlummert, den stillen kleinen Hügel, wo manch Abend die Elfen tanzen, die hohe Klippe, wo einst ein Zauberer herrschte. All das würde ich dir geben, wenn du es annehmen würdest.«
    »Und was würdest du dafür nehmen, Bryna?«
    »Das zu bestimmen, läge bei dir.« Erneut fühlte sie den eisigen Schauer. Die Warnung. »Ich möchte dir jetzt noch etwas zeigen, Calin.« Unruhig blickte sie über die Schulter, in Richtung der Ruinen. Erzitterte. »Er ist nah«, flüsterte sie. »Beobachtet uns. Komm ins Haus.«
    Er hielt sie zurück. Ihm war klar geworden, dass er in seinem Leben vor vielen Dingen davongelaufen war. Vor zu vielen Dingen. »Wäre es nicht besser, ihm jetzt entgegenzutreten? Die Sache hinter uns zu bringen?«
    »Du kannst den Zeitpunkt nicht bestimmen. Er ist bereits festgelegt.« Sie zog an seiner Hand. »Bitte. Komm ins Haus.«
    Widerstrebend ging Calin mit. »Weißt du, Bryna, für mich ist ein Rohling ein Rohling, ganz gleich, was er sonst noch sein mag. Wenn du dich vor einem Rohling duckst, wird er nur noch aggressiver. Glaub mir, ich habe da meine Erfahrungen.«
    »Aye, und hast dir, soweit ich mich entsinne, bei einer Rauferei eine blutige Nase eingehandelt. Ihr beiden habt an einer Straßenecke aufeinander eingedroschen. Wie die Kampfhähne.«
    »Hey, er hat angefangen. Er hat einmal zu oft versucht, mich zu provozieren, und da bin ich …« Er brach ab, atmete tief durch. »Puh. Eigenartig. Ich habe seit zwanzig
Jahren nicht mehr an Henry Belinski gedacht. Wie auch immer, ich hatte vielleicht eine blutige Nase, aber seine war gebrochen.«
    »Oh, und darauf bildest du dir wohl etwas ein, was? Dass du einem Achtjährigen die Nase gebrochen hast?«
    »Ich war auch acht.« Er bemerkte, dass sie ihn geradewegs ins Haus manövriert hatte,

Weitere Kostenlose Bücher