Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
auf.
Bryna schlief nicht, träumte nicht. Sie lag in seinen Armen, während der weiße Mond aufging und das Beben, das seine Berührung verursacht hatte, langsam abklang.
Wer hatte sie geliebt?, fragte sie sich. Cal oder Caelan? Sie schmiegte das Gesicht in seine Achsel, suchte Geborgenheit, eine Zuflucht vor der Angst in dieser letzten Nacht, bevor sie sich ihrem Schicksal stellen müsste.
Er würde sicher sein, dachte sie und legte eine Hand über sein Herz. Sie hatte große Schmerzen auf sich genommen, ein hohes Risiko, um dies zu gewährleisten. Und ihre eigene Sicherheit hing von diesem Herzen ab, das gleichmäßig unter ihrer Handfläche pochte. Wenn er sich nicht aus freien Stücken dazu entschließen sollte, ihr beizustehen, Seite an Seite wie eine Person, dann war sie verloren.
So war es verfügt worden, eingeschrieben in Feuer und in Blut, in jener schrecklichen Nacht vor tausend Jahren.
Denn tausend Jahre werden wir schlafen, zehnmal hundert Jahre. Aber Blut bleibt wahrhaftig und Herzen sind stark, wenn wir wiedergeboren werden. Und an diesem Ort werden wir uns treffen, mit der Liebe als uns schützender Schild. In der kürzesten Nacht wird die Schlacht wüten, und unser Schicksal wird offenbar werden. Meines Kriegers Herz ist sein Geschenk an mich, sein Schwert hell wie der Mond. Bringt er beides aus freiem Willen hierher, werden wir Alasdair zugrunde richten. Wenn an diesem längsten Tag die Morgendämmerung anbricht und seine Liebe den Weg zu mir gefunden hat, wird unser Leben fortan frei von ihm sein. Wie ich will, so sei es.
Die Worte von Bryna der Weisen erhoben sich über die flammenden Burgmauern, hallten in ihrem Kopf wider, schlugen in ihrem Herzen. Wenn der Mond wieder aufsteigen würde, würde es vollbracht werden.
Die ganze Nacht lag Bryna schlaflos in Cals Armen und lauschte dem Wispern des Windes.
Als Cal erwachte, war er allein, und die Sonne schien ins Zimmer. Einen Moment dachte er, es sei alles nur ein Traum gewesen. Die Frau, die eine Hexe war, die verfallene Burg, das kleine Haus. Die Kugel, die die Welt enthielt. Eine Halluzination,
überlegte er, hervorgerufen durch Erschöpfung, Stress und, wie er insgeheim vermutete, einen Nervenzusammenbruch.
Doch er erkannte das Zimmer wieder – die noch immer frischen Blumen in den Vasen, ihren Duft, der sich mit Brynas Duft vermischte. Also war alles wahr. Er rieb sich die Augen, um wach zu werden. Alles wahr, alles unglaublich. Und alles irgendwie wunderbar.
Er stand auf, ging nach nebenan in das kleine Badezimmer, stieg in die Badewanne mit den Klauenfüßen und zog den an Ringen befestigten Duschvorhang zu. Dann drehte er den Warmwasserhahn der Dusche auf, sodass sich alsbald dichte Dampfwolken entwickelten.
Bisher hatte er noch nicht mit ihr geduscht, dachte Cal schmunzelnd, als er sein Gesicht in den Sprühregen hielt. Hatte diesen langen, grazilen Körper noch nicht eingeseift, bis er glatt und schlüpfrig war, hatte noch nicht gesehen, wie das Wasser durch diese herrliche flammendrote Mähne lief. Hatte sie noch nicht inmitten heiß strömenden Wassers und feuchten Dampfwolken geliebt.
Sein Lächeln schwand und machte einem verwunderten Ausdruck Platz. Hatte er sich ihr in dieser Nacht, im Schlaf, genähert, voll Verlangen nach der köstlichen Verschmelzung von Zungen und Gliedmaßen, nach den langsamen, satinweichen Bewegungen?
Warum konnte er sich nicht erinnern? Warum wusste er das nicht?
Aber was spielte das für eine Rolle. Verärgert über sich selbst, drehte er das Wasser ab und schnappte sich aus dem Regal ein Handtuch. Ob Wirklichkeit oder Traum, sie war
für ihn gegenwärtig, wie er es bisher bei keiner anderen Frau erlebt oder gewünscht hatte.
Warst du es oder ein anderer, dem sie sich letzte Nacht hingegeben hat?
Cals Blick umdüsterte sich, als er die tückisch wispernde Stimme in seinem Kopf vernahm. Hastig trocknete er sich ab.
Sie benutzt dich. Benutzt dich für ihre eigenen Ziele. Verhext dich, bis sie hat, wonach sie trachtet.
Im Badezimmer war es plötzlich beklemmend eng, zäher Dampf breitete sich aus und verstopfte seine Lungen. Blind tastete er nach der Tür, griff aber in neblig klamme Leere.
Sie hat dich hierher gelockt, dich in ihr Netz gezogen. Auch andere Männer waren darin schon gefangen. Sie begehrt dich zu besitzen, mit Leib und Seele.Wer wirst du sein, wenn sie mit dir fertig ist?
Cal warf sich förmlich in die Tür, einen schaudernden Moment lang von der Panik erfasst, die Tür
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