Im Licht des Blutmondes
wegschicken, Melina“, versprach sie ruhig. „Ich will mich lediglich mit dir unterhalten. Wenn es dir lieber ist, können wir uns auch oben in meinem Zimmer unterhalten. Dort kann uns niemand belauschen.“
„Und du wirst mich wirklich nicht wegschicken?“, fragte sie leise.
„Wirklich nicht“, beteuerte Joleen erneut und wieder sah sie sich selbst in dem Mädchen mit dem rötlich braunen Haar.
„Gut, dann möchte ich lieber nicht hier reden“, erklärte Melina zögernd. Joleen streckte ihre Hand nach Melina aus.
„Dann komm mit. Wir werden uns ein Plätzchen suchen, wo uns niemand stört.“ Zu Joleens Erleichterung stand Melina, ohne zu zögern auf, und folgte ihr schweigend.
Joleen führte Melina in ihr und Zachs Schlafzimmer und deutete auf die kleine Sitzecke, die sich dort befand. Melina ging bedächtig darauf zu und nahm Platz. Joleen lächelte.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte sie und beobachtete Melina genau. Diese schüttelte schweigend ihren Kopf. Joleen seufzte und setzte sich ihr gegenüber, um ihr nicht das Gefühl zu geben, dass sie sie bedrängte. „Also, dann erzähl mir mal, wieso du glaubst, dass wir dich wegschicken würden“, begann Joleen vorsichtig. Melina zuckte zusammen und presste die Lippen aufeinander. Joleen fiel auf, dass sie einen sanften Schwung hatten.
„Weil ich noch niemanden genährt habe“, flüsterte Melina nach einer langen Zeit des Schweigens.
„Und du glaubst, dass wir dich deswegen wegschicken würden?“, fragte Joleen langsam. Melina nickte. „Das werden wir nicht“, versprach Joleen erneut. „Ich würde aber trotzdem gerne wissen, was dich davon abhält. Hat dir bisher keiner der Vampire gefallen?“ Melinas Wangen röteten sich und Joleen spürte zu ihrer eigenen Verwunderung, dass ihre Reißzähne sich bemerkbar machten.
„Ich …“, begann Melina zögernd, schüttelte dann jedoch ihren Kopf. Joleen sagte nichts, sondern sah sie nur geduldig und fragend an. Es dauerte eine Weile, ehe Melina tief seufzte, und ihre Schultern hochzog. „Ich habe noch nie … also … ich habe einfach Angst“, gestand sie schließlich. „Ich war noch nie mit jemandem zusammen, also körperlich. Und ich habe mal gehört, wie die anderen Bluthuren sich unterhalten haben und meinten, dass es wehtun würde, beim ersten Mal.“ Melina schüttelte sich. „Und manchmal auch die Male danach.“
„Und deswegen weist du jeden Vampir ab? Oder hast du vielleicht eher eine Vorliebe für weibliche Vampire?“ Melina sah sie aus großen Augen an.
„Ich weiß nicht“, gestand sie schließlich. „Ich habe einfach gar keine Erfahrung.“ Joleen dachte an ihre Zeit als Blutsklavin zurück. Zach hatte es ihr einfach gemacht. Und dass sie ihn damals schon mit ganzer Seele geliebt hatte, war natürlich hilfreich gewesen. Ebenso wie ihr Vertrauen in ihn.
„Hast du denn Angst vor dem Biss oder der körperlichen Vereinigung?“, hakte Joleen nach. Melina zuckte hilflos mit ihren Schultern.
„Ich weiß nicht. Vor beidem vermutlich.“ Als sie Melinas traurige Augen sah, überflutete sie plötzlich das starke Bedürfnis, Melina zu helfen.
„Hast du denn überhaupt schon Erfahrungen mit jemandem gemacht? Egal ob Vampir oder Mensch. Wurdest du denn schon einmal geküsst?“, hakte sie nach. Melina schüttelte wieder ihren Kopf. Joleen seufzte. Es lag also nicht daran, dass das Mädchen einfach kein Interesse hatte, sondern sie hatte lediglich Angst. Ehe sie weitersprechen konnte, ertönten Schritte auf dem Gang und sie erkannte sofort, dass es Zach war, der auf ihr Schlafzimmer zukam.
Kurz darauf öffnete sich die Tür und er trat ein. Als er Joleen und Melina entdeckte, lächelte er dem Mädchen freundlich und ihr erregt zu. Er hatte sich immer noch nicht genährt.
„Entschuldigt, ich wusste nicht, dass ihr hier seid“, erklärte er. Joleen erwiderte seinen Blick auf gleiche Weise und ihr kam eine Idee. Sie sah wieder zu Melina.
„Melina, vertraust du mir?“, fragte sie ruhig. Melina nickte sofort, was Joleen ungemein beruhigte. Sie stand auf und setzte sich neben Melina auf das Sofa, um ihre Hände zu umschließen. „Weißt du, ich war noch sehr jung, als ich zu einer Blutsklavin gemacht wurde. Damals hatte ich ebenso große Angst wie du jetzt. Aber wenn du mir vertraust, dann solltest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass du auch meinem Gefährten vertrauen kannst. Glaubst du mir?“ Wieder nickte Melina und Joleen lächelte. „Ich will, dass du dich
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