Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Reo im Observationsraum auf.
    » Das mit der Immunität dürfte in Ordnung gehen«, erklärte Reo ihr. » Aber falls Sie sich einbilden, dass wir Penny Soto einzig wegen der Aussage eines ehemaligen Gangmitglieds und ehemaligen Be…«
    » Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Sie kriegen von mir noch mehr. Sie kriegen von mir noch sehr viel mehr. Als Nächstes kommt Juanita Turner dran, die Mutter eines der Toten, die Penny haben wollte, und die Frau, die Lino Martinez vergiftet hat. Sie ist in Verhörraum A. Vielleicht sollte ich Ihnen sagen, dass auch Mira die Vernehmung beobachten wird und dass ich davon ausgehe, dass sie ihr eine verminderte Schuldfähigkeit konstatieren wird.«
    » Heute scheinen Sie Cop, Anwältin und Seelenklempnerin in einer Person zu sein«, stellte Reo mit vor Sarkasmus triefender Stimme fest. » Wie schaffen Sie das bloß?«
    » Sie werden sie hinter Gitter bringen, Reo, aber wenn Sie sie nach der Vernehmung immer noch wegen Mordes verurteilt sehen wollen, schicke ich Sie zu einem All-Inclusive-Urlaub nach Portofino.«
    » Da wollte ich immer schon mal hin.«
    Eve tankte frischen Kaffee und wandte sich an ihre Partnerin. » Sind Sie bereit?«
    » Ja.«
    » Dann fangen Sie mit der Vernehmung an.«
    » Was? Was?« Peabody joggte hinter ihr her. » Haben Sie gesagt, ich soll mit der Vernehmung anfangen?«
    Statt etwas zu erwidern betrat Eve den Vernehmungsraum und nahm schweigend Platz.
    » Ah, Rekorder an«, begann Peabody das Verhör und gab die Namen der Anwesenden und den Grund für die Vernehmung an. » Mrs Turner, wurden Sie bereits über Ihre Rechte aufgeklärt?«
    » Ja.«
    » Und, haben Sie verstanden, welche Rechte und Pflichten Sie haben?«
    » Ja.«
    » Mrs Turner, Sie sind ein Mitglied der katholischen Gemeinde von St. Cristóbal?«
    » Ja.«
    » Und Sie waren mit Pater Miguel Flores bekannt?«
    » Nein.« Jetzt blickte Juanita auf und sah sie aus zornblitzenden dunklen Augen an. » Weil Pater Flores nie in der Gemeinde war. Stattdessen erschien dort ein Lügnerund Mörder mit seinem Gesicht. Wahrscheinlich ist Pater Flores tot. Wahrscheinlich wurde er ermordet. Was halten Sie davon? Was werden Sie deswegen unternehmen?«
    Was Peabody empfand, gehörte nicht in diesen Raum, deshalb fuhr sie mit kühler Stimme fort: » Kennen Sie die Identität des Mannes, der sich als Pater Flores ausgegeben hat?«
    » Es war der Mörder Lino Martinez.«
    » Woher wussten Sie, wer er in Wahrheit war?«
    » Ich habe es einfach gemerkt«, erklärte sie schulterzuckend, blickte aber eilig fort.
    Die erste Lüge, dachte Eve.
    » Und woran?«, hakte sie nach. » Woran haben Sie es gemerkt?«
    » An Dingen, die er gesagt, daran, wie er manchmal geguckt, wie er sich benommen hat. Aber was spielt das für eine Rolle?«
    » Sie haben über fünf Jahre lang mit ihm im Jugendzentrum zusammengearbeitet«, erklärte Eve. » Haben seine Gottesdienste besucht. Wie lange wussten Sie schon, wer er in Wahrheit war?«
    » Ich wusste eben, was ich wusste.« Sie kreuzte ihre Arme vor der Brust und starrte die Wand hinter Eves Rücken an. Doch die Wirkung der trotzigen Geste wurde durch die schnellen, leichten Schauder, die durch ihren Körper rannen, zunichtegemacht. » Es ist doch vollkommen egal, wie lange ich es wusste.«
    » Mrs Turner, war es nicht vielmehr so, dass Ihnen jemand verraten hat, wer er in Wahrheit war?«, lenkte Peabody die Aufmerksamkeit der Frau wieder auf sich. » Sie sind nicht von selbst darauf gekommen, sondern jemand hat es Ihnen gesagt.« Peabodys Stimme bekam den sanften, vertrauenswürdigen Klang, der eine ihrer größten Stärken war. » Mrs Turner, hat Penny Soto Sie bedroht?«
    » Weshalb hätte sie das tun sollen?«
    » Um sicherzugehen, dass Sie sie nicht verraten. Um sicherzugehen, dass Sie allein für den Mord an Lino Martinez bezahlen. Sie haben Lino Martinez getötet, richtig?«
    » Darauf brauche ich nicht zu antworten.«
    » Schwachsinn.« Eve stand so plötzlich auf, dass ihr Stuhl nach hinten flog. » Wenn Sie irgendwelche Spielchen mit uns spielen wollen, Juanita, bitte sehr. Penny Soto hat Ihnen erzählt, dass Martinez Sie und alle anderen betrügt. Lino Martinez, der Mann, der für den Tod Ihres Sohnes verantwortlich war, spielte direkt vor Ihrer Nase einen Gottesmann. Nachdem sie Ihnen das erzählt hatte, konnten Sie es selber sehen, haben Sie ihn mit einem Mal durchschaut. Und sie hat Ihnen auch erzählt, wie er die Bombe gelegt hat, von der Ihr Sohn zerrissen worden