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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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lauter. Die Klänge stiegen in die Morgenluft auf und verhallten über den Dächern der Stadt. Anschließend steckte Aleks das Instrument wieder in das Lederetui und sah sich noch einmal auf der Dachterrasse um. Es war niemand da. Er zog das Barhydt heraus und drückte die rasiermesserscharfe Spitze der Klinge gegen den Zeigefinger seiner rechten Hand, bis ein Blutstropfen auf der Fingerspitze schimmerte.
    Als sich der Wind legte, beugte Aleks den Finger, sodass der Blutstropfen hinunter auf die Straße fiel. Er verschwand in der hektischen Stadt unter ihm und markierte sie für immer als einen Ort, an dem Aleks gewesen war. Es war ein Ritual von ihm, das Schlachtfeld mit seinem eigenen Blut zu beflecken. Er wusste, dass hier Menschen sterben würden. Er war es ihnen schuldig, sein Blut mit ihrem zu vermischen.
    »Ich werde euch finden, meine Lieblinge«, sagte er und klappte das Messer zu. »Ich bin da.«

    Im Supermarkt Stop & Shop auf dem Tall Pines Boulevard herrschte reger Betrieb. Die Kunden deckten sich für das lange Wochenende ein. Wie immer bestanden die Mädchen darauf, den Einkaufswagen zu schieben. Sie stellten sich hinter den Wagen und legten ihre Hände jeweils auf eine Seite der Stange. Abby schaute ihnen nach, als sie den Einkaufswagen durch einen der Gänge schoben. Es war noch gar nicht so lange her, dass sie ihn ohne fremde Hilfe kaum von der Stelle bewegen konnten. Jetzt war das für sie kein Problem mehr.
    Abby strich die Artikel auf ihrer Liste durch, die sie in den Wagen gelegt hatten. Charlotte und Emily halfen ihr und holten die Sachen, die in den unteren Regalen standen.
    Als sie an der Feinkosttheke warteten, bemerkte Abby, dass beide Mädchen ein Lied summten, das sie irgendwo schon mal gehört hatte. War es eine bekannte Melodie? Hatten die Kinder sie auf ihren Hörbüchern gehört? Abby konnte die Melodie nicht einordnen, aber sie klang so melancholisch, dass plötzlich Unruhe in ihr aufstieg und ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Es kam ihr fast vor wie ein böses Omen, aber sie wusste nicht, was es bedeuten könnte.
    Abby wandte ihre Aufmerksamkeit der Kaufhausmusik zu. Es war kein klassisches Stück, sondern die Instrumentalversion eines alten Songs von Billy Joel.
    »Was singt ihr da?«, fragte Abby.
    Die Mädchen schauten sie an, und einen Augenblick lang sahen sie aus, als wären sie der Gegenwart entrückt und würden sich nicht in einem Geschäft aufhalten, sondern irgendeinem Zauber erliegen. Sie zuckten beide mit den Schultern.
    »Habt ihr das im Radio oder auf euren iPods gehört?«
    Sie schüttelten beide den Kopf. Kurz darauf schienen sie wieder aus ihrem kurzen Trancezustand zu erwachen.
    »Können wir Makkaroni mit Käse haben?«, fragte Charlotte und strahlte plötzlich. Sie meinte nicht die Packung von Kraft. Sie meinte das Fertiggericht. Dieses Geschäft hatte eine erstaunliche Auswahl an Fertiggerichten und bot auch fertige Nudeln mit drei verschiedenen Käsesorten an. In letzter Zeit griff Abby oft auf dieses Angebot zurück. Sie hätte wirklich gerne jeden Abend für ihre Familie gekocht, doch es war viel einfacher, fertige Gerichte zu kaufen.
    »Klar«, sagte Abby. »Em? Ist Makkaroni mit Käse okay?«
    Emily zuckte nur mit den Schultern. Die Mädchen waren in vielerlei Hinsicht sehr verschieden. Charlotte war diejenige, die Pläne schmiedete, und Emily ließ sich eher treiben.
    Sie kauften Müsli (Captain Crunch für Charlotte, Cheerios für Emily), Erdnussbutter (fein beziehungsweise grob), Brot (beide aßen aus irgendwelchen Gründen Mehrkornbrot; Michael fand, es schmeckte wie Baumrinde).
    Als sie in der Schlange warteten, überflog Abby die Tafeln mit den Angeboten.
    »Können wir Peppermint Patties haben?«, fragte Emily.
    Abby wollte schon Nein sagen, aber wie sollte ihr das gelingen, wenn sie in vier der schönsten blauen Augen der Welt schaute? Manchmal war der Zauber einfach zu stark, um ihm zu widerstehen.
    »Okay«, sagte Abby. »Aber für jeden nur einen. Und den gibt es erst heute Abend nach dem Essen. Okay?«
    »Okay«, sagten sie beide und liefen auf das Regal mit den Süßigkeiten zu. Eine Minute später waren sie wieder da. Emily hatte die großen, einzeln verpackten Pfefferminztaler in der Hand und legte sie in den Einkaufswagen. Es waren drei.
    Schon wieder drei , dachte Abby.
    »Ich habe gesagt, für jeden einen, mein Schatz«, sagte Abby. Sie nahm einen Pfefferminztaler heraus. »Habt ihr den für mich mitgebracht?«
    Keine

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