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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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von Grosny mit geringen Verlusten einzunehmen.
    Doch das Blatt wendete sich schnell. Die schlecht ausgebildeten und dürftig ausgerüsteten russischen Soldaten waren auf das, was sie in der Stadt erwartete, nicht vorbereitet. Einige Befehlshaber waren erst neunzehn Jahre alt.
    Die Tschetschenen hingegen waren wild entschlossene Kämpfer. Größtenteils handelte es sich um gut ausgebildete und sehr erfahrene Schützen. Sie hatten das Schießen und den Umgang mit Waffen schon als Kinder erlernt. Nachdem sie fliehende und orientierungslose Soldaten erschossen hatten, kamen sie von den Bergen herunter und sammelten die Waffen der toten russischen Soldaten und deren spärliche Ausrüstung ein. Einigen gelang es, Maschinengewehre von Panzerfahrzeugen zu stehlen und sie auf die zum Tode verdammten Männer im Inneren zu richten.
    Im Laufe des Tages schlugen die tschetschenischen Separatisten zurück und setzten dabei alles ein, was sie besaßen: russische Panzerfäuste, die sie von Dächern abfeuerten; russische Granaten, die auf Panzer geworfen wurden, und sogar die tödlichen Kindjals , die hoch geschätzten, traditionellen kaukasischen Dolche. Die Anzahl der verstümmelten und enthaupteten russischen Soldaten in der ganzen Stadt legte Zeugnis davon ab, wie effektiv sie die vergleichsweise primitiven Waffen einsetzten. Es wurde geschätzt, dass die Russen in der Schlacht von Grosny mehr Panzer verloren als im Kampf um Berlin 1945.
    Im Laufe des Januars erlitten die russischen Streitkräfte noch größere Demütigungen und Niederlagen.

    In jeder schlecht vorbereiteten und stümperhaft geführten Schlacht gegen die klar unterschätzten tschetschenischen Separatisten fielen zahlreiche Russen. Rings um Aleks lagen tote oder sterbende russische Soldaten und tschetschenische Rebellen. Während das Blut seiner Kameraden und seiner Feinde in das Schlachtfeld sickerte und sich mit den jahrhundertealten Gebeinen darunter vermischte, war Aleks oftmals der Einzige, der noch stand.
    Bei drei schweren Feuergefechten in jenem Januar kam er mit ein paar Schrammen davon. Die Legende um seine Person breitete sich schnell aus. Der Este, der nicht getötet werden konnte.
    Dann kam der 15. Januar 1995. Einhundertzwanzig russische Soldaten hatten sich in den Sümpfen, den abseits gelegenen Gebäuden und den Silos südlich des Sunzha-Flusses versteckt. Den wenigen Informationen, die sie über ihre primitiven Funkgeräte aufschnappten, entnahmen sie, dass sich hundert Rebellen in dem Dorf verschanzt hatten. Ihr Befehl lautete zu warten, bis die Rebellen ihre Stellungen verließen. Drei Tage lang warteten sie mit knappen Rationen und noch weniger Schlaf, bis der Befehl zum Vorrücken erfolgte.
    Kurz vor Einbruch der Dämmerung begann Aleks’ zwanzig Mann starke Einheit ihren Marsch durch die vereisten Sümpfe. Einige stopften sich Zeitungspapier in die Stiefel, um die Füße zu wärmen. Sie kamen nicht weit.
    Zuerst wurden sie mit 40-mm-Granaten beschossen. Die Granaten schlugen in die Außengebäude und Silos ein und töteten alle, die dort Deckung gesucht hatten. Es regnete Blut. Der Beschuss dauerte über sechs Stunden. Der unaufhörliche Lärm der Explosionen war ohrenbetäubend.
    Als Stille eintrat, riskierte Aleks einen Blick. Der ganze Hügel war von Körperteilen übersät. Die Panzerfahrzeuge waren zerstört. Das Stöhnen war trotz des Dauerfeuers der Maschinengewehre am Fluss zu hören.
    Nichts regte sich.
    Dann kamen die Hubschrauber mit ihren Luft-Boden-Raketen.
    Insgesamt wurden einhundertneunzehn russische Soldaten getötet. Der größte Teil des Dorfes war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Das Vieh wurde geschlachtet, und die Straßen waren rot vom Blut.
    Nur Aleks hatte überlebt.
    Als der Rauch sich auflöste und die Schreie verstummten, bereitete sich Aleks darauf vor, zu seinem Stützpunkt zurückzukehren. Er lief durch das verlassene Dorf, das nur noch aus geschwärzten Trümmern bestand. Der Geruch des Todes war ekelerregend. Am Ende der Hauptstraße war eine Anhöhe. Nicht weit entfernt stand ein Bauernhaus, das kaum beschädigt worden war.
    Als Aleks mit wachsamem Blick den Hügel hinaufstieg, spürte er etwas, das seit Jahren in ihm gewachsen war. Er reckte sich und warf den Riemen seines Gewehrs über die Schulter. Er fühlte sich stark. Die bleierne Müdigkeit und die Angst fielen von ihm ab.
    Er schaute durch die Tür in das Bauernhaus und sah eine tschetschenische Frau in den Siebzigern, die neben dem kleinen

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