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Im Reich der Löwin

Im Reich der Löwin

Titel: Im Reich der Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Mutter wohl bald wiedersehen?«, lenkte er nun seinerseits ab, aber Roland zuckte lediglich die Achseln. »Vermutlich schon. Ich wünschte nur, es wären andere Umstände«, erwiderte er – plötzlich grimmig. »Auch wenn Philipp von Frankreich eigentlich unser Onkel ist, hasse ich ihn für das, was er ihr angetan hat!«, erzürnte er sich. »Erst hat er sie nach England geschickt und jetzt verschachert er sie, um seine eigenen Interessen zu wahren!« Sein Bruder nickte. »Ja, ein Vorbild ist er ganz sicher nicht.«
     
    ****
     
    Heftig atmend brach ein vollkommen ermatteter Richard Löwenherz neben seinem Liebhaber in die Knie. Nach der Versammlung hatte der englische König sich in seine Gemächer zurückgezogen, um die Gegenwart Blondels zu genießen, dessen geschmeidiger Körper im Licht der Abendsonne glänzte wie matte Bronze. Die feinen Härchen, die Arme, Beine und Brust des Barden mit einem schimmernden Flaum überzogen, standen vor Erregung senkrecht in die Höhe. Und wenngleich Löwenherz außer Atem war, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, die glatten Hinterbacken des Sängers mit den Lippen zu liebkosen. »Du bist wunderbar«, nuschelte er, ließ ein letztes Mal die Fingerkuppen über die straffe Wölbung gleiten, um sich einige Momente später zu erheben und ein dünnes Nachtgewand überzuwerfen. »Manchmal würde ich dich am liebsten mit Haut und Haar verspeisen.« Blondels Mundwinkel wanderten nach oben, während auch er seine Blöße bedeckte und sich auf die breite Bettstatt warf. »Nur zu«, neckte er den englischen König, der sich neben ihn fallen ließ und die kurze Cotte wieder nach oben schob. Mit einer energischen Handbewegung umschloss Richard die Männlichkeit seines Liebhabers, baute sich rittlings über ihm auf und bereitete ihm einen weiteren Höhepunkt, während er ihm unverwandt in die sanften braunen Augen blickte.
    Als auch Blondel ihm ein zweites Feuerwerk der Lust beschert hatte, wischte dieser sich den Mund und erhob sich wortlos, um die Schlafkammer des Königs zu verlassen. »Du weißt, wo du mich findest«, bemerkte er schmunzelnd. Doch Richard war mit den Gedanken bereits meilenweit entfernt. So war es immer, wenn sie zusammen waren: Zuerst konnte sich der hünenhafte Krieger kaum zügeln, schien nur aus Begierde und Sinnlichkeit zu bestehen. Aber kaum hatte die Anspannung seinen muskulösen Leib verlassen, schweifte er selbstvergessen ab und bemerkte es meist nicht einmal, dass der Barde sich entfernte. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, zuckte Löwenherz jedoch zusammen, blickte sich mit gerunzelter Stirn in dem im Halbdunkel liegenden Gemach um und erhob sich, um eine Kerze zu entzünden. Angenehm erschöpft wandte er sich dem offenen Fenster zu und starrte auf die schroff unter ihm abfallende Außenmauer hinab. Der Akt mit dem Barden hatte die Schleusen geöffnet und das befreit, was ihm seit Monaten im Kopf herumspukte. So konnte es nicht weitergehen! Darüber war er sich bei diesem Feldzug in der Auvergne klar geworden. Die wilde, im Zickzackkurs durch Frankreich führende Hatz, die er seit Beginn des Krieges mit Philipp verfolgte, konnte niemals die Erfolge bringen, die er sich erhofft hatte. Denn eines war ihm inzwischen aufgegangen: Nur wenn es ihm gelang, die Seine und somit das Tor zur Normandie zu kontrollieren, würde er es bewerkstelligen können, dem verhassten Widersacher die eroberten Gebiete im Vexin wieder abzujagen. Er lächelte versonnen. Die Lösung all seiner Probleme hieß Les Andelys. Der markante, etwa einhundert Meter hohe Kreidefelsen im Tal der Seine war der ideale Ort, um eine so mächtige Festung zu errichten, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte. Während er den Blick über den feurigen Abendhimmel gleiten ließ, erinnerte er sich an den vier Jahre zurückliegenden Zug durch das Heilige Land. Die Kreuzfahrerburgen in Palästina hatten ihn damals zutiefst beeindruckt. Und er war fest entschlossen, ein ähnliches Bollwerk von solch unglaublichen Ausmaßen zu errichten, dass Philipp von Frankreich die Furcht in die Glieder fahren würde. Der Erzbischof von Rouen, der auf einer kleinen, der Klippe vorgelagerten Insel eine Zollstation unterhielt, würde vermutlich ein Problem darstellen. Aber dafür würde sich eine Lösung finden lassen. Wie alle Kirchenmänner war Walter von Rouen kaufbar. Und auch wenn Richard augenblicklich etwas knapp bei Kasse war, konnte er immer noch Versprechungen machen, deren Einhaltung von Faktoren

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