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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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und zündete die Kerze an. Dann hielt er eine Nadel in die Flamme.
    Ich schnappte nach Luft. »Nein, das werden Sie nicht. Mom wird mich umbringen.« Die Flüssigkeiten waren Tinte, keine Drogen. Ich war nicht sicher, ob das besser oder schlimmer war. Die Wirkung von Drogen verging. Die Tinte hielt für immer.
    Er bedachte mich mit einem strengen Blick. »Werden Sie erwachsen.«
    Ich war erwachsen und hielt mich gut, ob er dieser Meinung war oder nicht. Es war keineswegs unreif, die Gefühle der Mutter zu achten. Nach meinem Dafürhalten bewies es das genaue Gegenteil. Außerdem dachte ich wie sie. Ich gehörte einer Generation an, die sich Tattoos, Piercings und Schönheitsoperationen so selbstverständlich machen ließ, wie sie sich die Köpfe kahl schor, und ich hatte mir schon vor Jahren geschworen, so zu sterben, wie ich auf die Welt gekommen war – nur ein wenig runzliger. »Sie werden mich nicht tätowieren«, wiederholte ich.
    Â»Halten Sie mich davon ab.« Sein Lächeln war so katzenhaft gehässig, dass ich fast spürte, wie mir Mäuseohren wuchsen. Er meinte es ernst. Er hatte mich gefesselt und jetzt würde er mir ein Tattoo verpassen. Er würde nahe bei mir stehen, langsam und methodisch an meiner nackten Haut arbeiten, und das stundenlang, je nach Komplexität der Tätowierung. Allein der Gedanke machte mich schwindelig, bereitete mir Übelkeit.
    Ich befahl mir, ruhig zu bleiben. Dieser Sache würde ich auf den Grund gehen und sie ihm ausreden. »Warum wollen Sie mich tätowieren, Barrons?«, fragte ich im vernünftigsten, beschwichtigendsten Ton, den ich zustande brachte.
    Â»Das Muster enthält einen Zauber, damit ich Sie das nächste Mal finde, wenn Sie einer kindischen Laune nachgeben.«
    Â»Einer kindischen Laune?« Ich zerrte wütend an den Ketten. »Es war keine Laune. Sie haben mir nicht mit den Schatten geholfen, also habe ich mit dem, der da war, den besten Handel geschlossen, den ich konnte.«
    Â»Von V’lane habe ich nicht gesprochen. Ich meinte Ihren Entschluss, im Reich der Feen zu bleiben.«
    Das brachte mich zur Weißglut. »Sie haben keine Ahnung, wie das war! Meine Schwester ist ohne Vorwarnung gestorben, und plötzlich war sie wieder da, stand direkt vor mir. Ich musste sie sehen, sie berühren, ihre Stimme hören. Wissen Sie, wie es ist, jemanden zu verlieren? Vielmehr wäre die richtige Frage angebracht: Haben Sie jemals jemand anderen geliebt als sich selbst? So sehr geliebt, dass Sie es nicht ertrugen, ohne diesen Menschen zu leben? Wissen Sie überhaupt, was Liebe ist? Ich habe nicht einer Laune nachgegeben. Ich bin schwach geworden.« Und ich hatte die Schwäche überwunden. Ich habe die Illusiondurch meine Willenskraft zerstreut und sie erkannt. Darauf war ich stolz. »Menschen mit Gefühlen haben manchmal Schwächen, aber davon ahnen Sie sicher nicht einmal etwas, oder?«, sagte ich bitter. »Das Einzige, was Sie empfinden, sind Habgier, Hohn, und gelegentlich bekommen Sie vielleicht eine Erektion, aber ich wette, nicht wegen einer Frau, sondern wegen Geldes, eines Artefaktes oder eines Buches. Sie sind um keinen Deut anders als die anderen Beteiligten in diesem Spiel. Sie sind nicht anders als V’lane. Sie sind ein eiskalter Söldner  …«
    Seine Hand lag plötzlich an meiner Kehle und er drückte mich mit seinem Körper an den kalten Stahlpfeiler. »Ja, ich habe geliebt, Miss Lane. Und nein, ich bin nicht wie die anderen Beteiligten in diesem Spiel und werde nie sein wie V’lane. Und ich bekomme weit öfter als gelegentlich eine Erektion.« Er lehnte sich an mich und ich schnappte nach Luft. »Manchmal wegen eines verwöhnten kleinen Mädchens, nicht wegen einer Frau. Und, ja, ich habe den Buchladen verwüstet, als ich Sie nicht finden konnte. Sie müssen sich ein neues Schlafzimmer aussuchen. Tut mir leid, dass Ihre hübsche kleine Welt so durcheinandergeraten ist, aber das geht allen so, und man muss irgendwie weitermachen. Wie Sie damit fertig werden, das macht die Persönlichkeit aus.« Er nahm die Hand von meinem Hals. »Und ich werde Sie tätowieren, Miss Lane – wie und wo es mir beliebt.« Sein Blick wanderte über meine sonnengebräunte, leicht eingeölte, sehr nackte Haut. Die zusammengebundenen pinkfarbenen Stoffdreiecke bedeckten nur wenig. Am Strand machte mir das nicht

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