Im Rhythmus der Leidneschaft
Programm hat eine Übereinstimmung von sechsundneunzig Prozent zwischen mir und diesem Typen errechnet.“ Es war einfach nicht zu fassen. Das konnte bedeuten, dass die Arbeit von Monaten wertlos war. Dass aus ihrem Date nichts geworden war, war kein Problem. Sie war ja nicht wirklich auf der Suche nach einer romantischen Beziehung, aber dass ihr System so fehlerhaft war, das tat weh. „Was ich damit sagen will, ist, dass das auf keinen Fall hätte passieren dürfen.“
Damon sagte nichts.
„Was ist?“, fragte sie. Ein Mann wie er hatte es wohl niemals nötig gehabt, eine Partnervermittlungsagentur auszuprobieren. Frauen warfen sich ihm vermutlich ständig an den Hals.
„Sie arbeiten für eine dieser Dating-Agenturen?“
„Wieso?“ Plötzlich fühlte sie sich in der Defensive. „Sie halten wohl nicht viel davon?“
„Jedem das Seine.“
Mehr sagte er nicht, aber sie konnte sich denken, was er damit meinte. „Ganz recht. Manchen macht es nichts aus, sich aufs Geratewohl mit irgendjemandem zu verabreden. Andere möchten lieber eine gewisse Ahnung haben, worauf sie sich einlassen.“ Das war ihre Standardformulierung, wenn es darum ging, ihre Arbeit zu verteidigen. Im Moment allerdings hatte sie das Gefühl, nicht sehr überzeugend zu wirken. Ihr Date war schließlich katastrophal verlaufen. Nicholas hatte zunächst ganz sympathisch gewirkt, doch nach dem zweiten Drink hatte er seine guten Manieren vergessen.
Lacey streifte ihre Sandaletten ab und bohrte die Zehen in den Sand. Was für ein herrliches Gefühl. Was war nur los mit ihr, dass sie sich niemals eine Pause gönnte, um ein bisschen Sonne zu tanken und den Sand zwischen den Zehen zu spüren? Sie besaß zwar eine Insel, jedoch keinesfalls einen Strand wie diesen. Es gab nur hartes Gras, und die Aussicht genoss sie meistens nur vom Fenster aus.
„Tatsächlich?“
Damon machte ein paar Schritte auf sie zu. Wieder schlug ihr Herz abrupt schneller.
„Mir fällt es schwer zu glauben, dass eine Frau wie Sie ein Computerprogramm nötig haben soll, um einen Mann zu finden.“
Glaubte er etwa, nur Frauen mit Hornbrille und Hochsteckfrisur brauchten dabei Hilfe? Lacey wollte sich nicht zu ihm hingezogen fühlen, aber sie konnte nicht anders. Er roch so gut und löste unerklärliche Gefühle in ihr aus.
„Wer sind Sie?“ Sie musste diese Frage stellen. „Ich meine – sind Sie auf der Durchreise, oder wohnen Sie hier? Ich weiß gar nichts über Sie.“
Eigentlich wollte sie wissen, womit er sein Geld verdiente, denn diese Information gehörte zu den wichtigsten Daten in ihrem System. Sie hatte das Gefühl, dass dieser Mann ganz bestimmt nicht der Richtige für sie war, aber sie wollte die entsprechenden Daten als Bestätigung. Nicholas Castine hin oder her, im Grunde war sie immer noch von ihrem Programm überzeugt.
„Jedenfalls bin ich verdammt viel mehr wert als der Idiot, der gerade versucht hat, Sie in aller Öffentlichkeit zu begrapschen.“
Plötzlich wirkte er gar nicht mehr so ritterlich, trotz des Grübchens in seinem Kinn. Lacey hatte den Eindruck, dass dieser Mann sehr gefährlich sein konnte, doch er machte ihr keine Angst. Was erstaunlich war, denn sie gehörte zu den Frauen, die sich in Gegenwart von Männern nie richtig entspannen konnten. Einer ihrer Stiefväter hatte versucht, sie zu missbrauchen.
Damon Craigs machohaftes Gebaren müsste also ein Grund sein, aufzuhorchen. Sie fand es jedoch merkwürdig tröstlich, dass sie ihm nicht gleichgültig zu sein schien. Sie wusste, das Prickeln, das ihr über den Rücken lief, hatte weniger mit der Angst vor einer möglichen Bedrohung zu tun, als damit, dass sie diesen Mann wahnsinnig attraktiv fand.
„Ich bin sicher, Sie sind viel netter als Nicholas …“
„Aber nette Männer interessieren Sie nicht, oder?“
Er klang verärgert, und sie fragte sich, weshalb.
„Mich interessiert, nach welchen Gesetzen die physische Anziehung zwischen Mann und Frau funktioniert.“ Es fiel ihr schwer, solche Formulierungen in seiner Gegenwart zu gebrauchen.
Eine leichte Brise ließ ihr Kleid flattern. Sie hatte sich ganz bewusst etwas Feminines gekauft, und sie hatte sich so auf ihr Date mit Nicholas gefreut, dass sie jetzt enttäuscht war. Nachdem ihre Hoffnung auf einen romantischen Abend einen schnellen Tod gestorben war, fühlte sie sich nun ruhelos und unerfüllt. Sie ließ den Blick über Damons breite Schultern gleiten. Sein athletischer Körper sprach eine eigene Sprache.
Damon
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