Im Rhythmus der Leidneschaft
solltest nicht allein sein. Lass mich zu dir kommen. Oder …“
„Oder was?“
„Ich kann nicht ewig warten.“
Einen Moment schwieg sie. „In Ordnung.“ Sie war ein wenig beschwipst, und das Sprechen fiel ihr schwer. „Komm nach Bayou Banner, und in ein paar Tagen fliegen wir gemeinsam zurück nach New York zur Preisverleihung.“
„Ich bin schnell wie der Blitz bei dir“, sagte er sofort.
In diesem Moment sehnte sie sich unsagbar nach ihm. Sie wollte sich an einen Mann schmiegen, das Gesicht an seine Brust pressen und seine Lippen auf ihren fühlen. Vielleicht konnte sie so all den Kummer und die Trauer abschütteln.
Joe verabschiedete sich schnell und legte auf, als hätte er Angst, sie könnte es sich anders überlegen.
Als ihr bewusst wurde, dass nur noch das Freizeichen aus dem Hörer erklang, stellte sie das Telefon in die Halterung zurück. Ihr Blick ging nach draußen. Es wurde langsam dunkel, und über dem Fluss braute sich ein Sturm zusammen.
Susannah stand da und dachte an das Bett oben, das sie immer mit J. D. geteilt hatte. Ohne sich dessen bewusst zu sein, strich sie zärtlich über ihre Brüste und stellte sich vor, es sei J. D., der sie streichelte. Eine Hand glitt wie von selbst über ihren Bauch hinab unter ihren Rock und zwischen ihre Schenkel. Zärtlich streichelte sie sich selbst und malte sich aus, es sei J. D., der sie berührte. Die Vorstellung ließ sie feucht werden, und sie glaubte, seine tiefe Stimme dicht an ihrem Ohr zu hören. Sie spürte seine Zunge, mit der er sie reizte. Sie presste die Augen fest zu, streichelte sich heftiger und drang mit einem Finger in sich ein, wieder und wieder. Als sie sich dem Höhepunkt näherte, hörte sie in Gedanken J. D. fragen: Was hältst du von ein bisschen Magie, Susannah?
Sie kam mit einem Schrei und stand schwer atmend mitten im Zimmer. Plötzlich schreckte sie auf.
War da ein Geräusch beim Fenster gewesen?
Das alte Haus hatte keine Klimaanlage, daher hatte Susannah es sich angewöhnt, die Fenster zu öffnen. Wenn sie nachts im Bett lag, konnte sie dann hören, wie sich draußen die alten Bäume im Wind bewegten, und der Duft der Pflanzen erfüllte das Haus.
Wie fremdgesteuert trat sie an das offene Fenster und blickte in die Dunkelheit hinaus. Für einen Moment glaubte sie, etwas Weißes zwischen den Bäumen aufblitzen zu sehen, doch dann schüttelte sie den Kopf. Sie schloss jedoch die Verandatür und die Fenster im Erdgeschoss.
Ihr Herz raste, doch sie sagte sich, dass es wahrscheinlich nur ein streunender Hund war. Auf jeden Fall hatte sie zu viel Brandy getrunken.
Seufzend blickte sie auf die Stapel Fanpost und auf die Beileidsschreiben. Wahllos zog sie eine Beileidskarte heraus. Sie war an sie adressiert.
Liebe Susannah, stand da. Nur die Musik Ihres Mannes hat mich dazu veranlasst, meinem Mann seinen Seitensprung zu verzeihen. J. D.s letztes Album war so gefühlvoll. Beim Anhören dieser Songs ist mir klar geworden, dass mein Mann mich genauso sehr liebt wie J. D. Sie geliebt haben muss. Seit ich meinem Mann erlaubt habe, zu mir zurückzukommen, ist er treu und voller Liebe. J. D. hat viel über die zweite Chance gesungen, die jeder Mensch bekommen sollte, und damit hat er sicher vielen Menschen so geholfen wie mir. Die ganze Welt vermisst ihn.
Nein, dachte Susannah, ich bekomme keine zweite Chance. Als ihr wieder die Tränen kamen, riss sie sich zusammen. Joe war auf dem Weg zu ihr, da sollte sie besser aufhören, J. D.s Fanpost zu lesen.
Es war an der Zeit, Trauer und Selbstmitleid zu vergessen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. „Heute Nacht wirst du einfach nur genießen“, sagte sie laut.
Sie beschloss, ausgiebig zu baden, das Bett mit Seidenbettwäsche zu beziehen und ihr schönstes Negligé herauszusuchen. Dann würde sie sich auf die Suche nach Kerzen und Duftöl begeben.
J. D. war tot, aber das hieß nicht, dass sie von nun an auf Sex verzichten musste. Joe hat einen Schlüssel und kann ins Haus, überlegte sie. Und ich werde im Bett liegen und bereits auf ihn warten.
4. KAPITEL
„Was hältst du von ein bisschen Magie, Susannah?“
J. D.s tiefe Stimme war nur ein Flüstern, und doch verstand sie jedes Wort. „Vielleicht etwas von unserem eigenen Bayou-Voodoo?“
Es war zu dunkel, um ihn zu sehen, aber in ihrem Traum kam seine Stimme vom Fußende des Bettes. Dort musste er stehen, denn er umfasste mit seinen Händen ihre Füße.
Er hatte jahrelang Gitarre gespielt, daher waren seine
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