Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Saal der Toten

Im Saal der Toten

Titel: Im Saal der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
Zusammenhänge sind schon seltsam«, sagte ich. »Zuerst findet man Auroras Leiche im Keller von Poes altem Haus in der 3. Straße, und womöglich hat jemand, den Sie kannten, sie aus Rache dort eingemauert. Kein Schriftsteller schrieb besser über Rache als Poe, es sieht so aus, als hätten wir es mit einem Nachahmer zu tun. Darüber hinaus sind Sie einer der großzügigsten Förderer des Poe Cottage. Ich habe mich übrigens noch gar nicht bei Ihnen bedankt, dass Sie uns letzte Woche eine Privatführung ermöglicht haben.«
    »Habe ich das?«, fragte er überrascht.
    »Vielleicht war es auch Ihre Sekretärin. Zeldin hat es nach unserem Besuch im Botanischen Garten für uns arrangiert. Ich habe Ihren Namen auf dem Schild im Cottage gesehen.«
    »Mein Name steht auf vielen Einrichtungen in der Bronx. Zeldin kann Ihnen das bestätigen. Ich habe gerade im Andenken an meine Mutter einen neuen Magnoliengarten gespendet, der im Frühjahr eröffnet wird. Erst kurz vor den Feiertagen bin ich mit ihm zusammen durchs Gewächshaus gelaufen. Er ist ständig auf der Suche nach neuen Sponsoren, und ich bin eitel genug, ihm immer wieder zu Gefallen zu sein.«
    »Was meinen Sie mit ›gelaufen‹?« Mein Eindruck war, dass der Mann nicht laufen konnte.
    »Sind Sie seit der Neueröffnung im Gewächshaus gewesen? Es ist spektakulär. Er hat mich eines Abends dort herumgeführt.«
    »Ich wusste nicht, dass er laufen kann. Ich habe ihn bisher nur im Rollstuhl gesehen.« Deshalb war er bisher auch nicht als Verdächtiger in Frage gekommen.
    »Den Rollstuhl braucht er nur, wenn zu seinem Muskelschwundleiden auch noch die Gicht hinzukommt. Dann hat er zu große Schmerzen, als dass er laufen könnte. Aber meistens funktionieren seine Beine genauso gut wie sein Mundwerk.«

 

41
     
    Wir beendeten unsere Zusammenkunft um zwölf Uhr mittags. Ich rief Mercer zu Hause in Queens an und schlug vor, uns um zwei Uhr in Zeldins Büro im Botanischen Garten zu treffen, um ihn uns noch einmal vorzuknöpfen.
    Auf Mikes Handy schaltete sich wieder nur die Mailbox ein. Da Mitgefühl und Besorgnis ihn scheinbar nicht zu einem Rückruf bewegen konnten, versuchte ich es jetzt auf eine andere Tour. »Siehst du, was aus mir geworden ist, Detective Chapman? Jetzt höre ich schon über Ellen Gunsher von dir. Ich bin rasend eifersüchtig. Du wusstest, dass es so kommen würde, oder? Wie dem auch sei, Ellen und ich spielen so schön miteinander im Sandkasten, dass ich sie heute Nachmittag in den Botanischen Garten mitnehmen werde. Mal sehen, wie sie sich dort anstellt. Scotty und Mercer sind auch mit von der Partie. Ich dachte, du wolltest Ellen vielleicht deine alten Fordham-Lieblingsplätzchen zeigen, jetzt, da ihr euch so gut versteht.« Ich hielt inne. Wahrscheinlich klang ich zu flapsig. »Pass auf dich auf. Ohne dich bin ich nur halb so gut darin, die Bösewichte zu schnappen.«
    Scotty Tarens massige Gestalt erschien in der Tür. »Zeldin ist im Büro. Ich hab ihm gesagt, dass wir uns mit ihm über Mr Guidi unterhalten möchten. Wir müssen die Einfahrt am Mosholu Parkway nehmen, weil der Haupteingang heute geschlossen ist.«
    »Ich dachte, der Park hätte nur am Montag Ruhetag.«
    »Normalerweise ja. Aber diese Woche wird ein riesiges Zelt hinter dem Gewächshaus aufgestellt. Die meisten Bediensteten haben frei, weil sie am Freitagabend Überstunden machen müssen. Dann findet nämlich der große Fundraiser des Botanischen Gartens statt – ›Winter-Wunderland‹. Er wird den Wächtern unsere Namen nennen. Ich ruf Mercer an und sag ihm Bescheid.«
    Kurz vor zwei Uhr fuhren Ellen, Scotty und ich durch das große schmiedeeiserne Tor am Kazimiroff Boulevard. Der Wächter im Torhäuschen teilte uns mit, dass Zeldin uns im Gewächshaus erwarte.
    Von Mercer war nichts zu sehen, als wir – das einzige Auto weit und breit – vor dem Kristallpalast parkten und in dem kalten Februarwind zum Eingang gingen. Auf den Wegen standen nur einige Golfwagen, mit denen sich die Angestellten im Garten fortbewegten. Am Eingang des Gewächshauses war niemand, den wir nach dem Weg hätten fragen können. Die Stille in dem riesigen Gebäude war unheimlich.
    Wir warteten ungefähr zehn Minuten in der kreisrunden Lobby, unter deren circa dreißig Meter hohen Kuppel sich ein dichter Palmenwald in einem Teich spiegelte. Schließlich kam ein Handwerker aus einem Seitenkorridor.
    »Entschuldigen Sie, haben Sie Mr Zeldin gesehen?«
    Der Mann sagte nichts, deutete aber hinter sich

Weitere Kostenlose Bücher