Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
liebsten. Woran das
lag? Hauptsächlich an Ayden. Es hatte geholfen, dass ich ihn am Montag eingeladen
hatte, sogar sehr. Ich fühlte mich auf eine Weise mit ihm verbunden, wie ich es
schon sehr lange nicht mehr verspürt hatte. War es Freundschaft? Gut möglich. Wie
bereits von mir erwartet, wurde der verrückte Mörder von unserer Polizei
‚geschnappt’ – noch eine positive Bewertung für Chief Phynix. Meine Vermutung,
dass er wohl der Vorzeigepolizist schlechthin war, hatte sich bestätigt, wenn
man sich den Artikel in der Zeitung zu Gemüte führte, in der berichtet wurde,
dass Kenneth den Mörder quasi im Alleingang in die Enge getrieben hatte. Doch
das schien dem Verrückten zu viel gewesen zu sein und er nahm sich selbst das
Leben. Er hatte sich wohl mit Benzin übergossen und daraufhin in die Luft
gesprengt. Mir persönlich kam das ein bisschen übertrieben vor, schließlich
hätte es doch auch eine Kugel in den Kopf getan, aber der Typ hatte eben einen
dramatischen Abgang gewollt. Ein Trottel weniger auf der Erde.
Ich streckte meine leise knackenden Fingergelenke. Ein
Test in Mathe, unangekündigt, was gab es Schöneres? Mir fiel zwar so einiges
ein, aber dennoch ging ich frohen Mutes zu Physik. So weit ich meinem Gefühl
Glauben schenken konnte, hatte ich alles richtig gemacht, und ich genoss
schließlich immer noch den Vorteil, dass ich den Stoff bereits einmal hatte
durcharbeiten müssen. Dieses Privileg würde ich zwar spätestens im dritten
Semester verlieren, aber ich machte mir keine großen Gedanken darum. Ich war
gut in meinen Fächern, mehr brauchte und wollte ich nicht, mal abgesehen davon,
dass meine Freundschaft mit Ayden gut lief. Auch Physik ging vorüber, und schon
war ich im Chemieraum. Ayden saß wie gewohnt auf seinem Platz und begrüßte mich
mit einem strahlenden Lächeln und „Hi, Leyla“. Meine Laune besserte sich. Auch,
wenn ich es nicht leiden konnte, dass Mr. Morell so viele Versuche durchführte.
Nicht, dass es nicht interessant war, aber das
Protokollieren war doch höchst nervig und zeitaufwendig. „Morgen schon wieder
Wochenende“, meinte Ayden dann auf unserem Weg zur Cafeteria.
„Ja …“, gab ich nachdenklich zurück. Ich wusste immer
noch nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht. Klar, es war ein freudiges
Ereignis, dass ich nicht zur Schule musste, aber je länger ich mit Ayden
befreundet war, desto mehr schreckte ich vor der Einsamkeit meines Hauses
zurück. Es war zu befremdlich, wo ich dieses Leben allein doch eigentlich
gewollt hatte. „Komm schon, Leyla, du musst was essen“, tadelte mich der
Schwarzhaarige, als ich mich wie üblich an den Tisch zu Vivian, Allan, John,
Richard, Amber und Lorelei setzen wollte.
„Ich habe aber keinen Hunger“, sagte ich und
verschränkte die Arme vor meiner Brust.
„Das ist mir herzlich egal, aber dein Kreislauf wird
es dir danken, wenn du dich darüber hinwegsetzt und etwas zu dir nimmst“, gab
Ayden streng zurück. Ich verdrehte die Augen.
„Schon gut, schon gut.“ Ich hob abwehrend die Hände
und ließ mir das Tagesgericht geben. Als ich beim Tisch der Clique angekommen
war, setzte ich mich wie gewöhnlich zu Vivian, die mir sofort vorschwärmte,
dass Allan sie am Wochenende zum Strand ausführen wollte. Ich lächelte und
freute mich ehrlich. Wenn ich hier jemanden noch zu einem Freund zählen konnte,
dann sie, und dementsprechend ließ mich ihr Befinden, körperlich wie seelisch,
nicht kalt. Ich nahm einige Happen, kaute, schluckte herunter, doch dann schob
ich das Essen wieder von mir. Es war nicht unbedingt so, dass es schlecht
schmeckte, das war es nicht, nur konnte ich mich einfach nicht mit der Küche anfreunden.
Uns war gesagt worden, dass alles selbst gemacht war, und genau darin lag
irgendwie das Problem. Wenn ich mein Essen selbst machte, war es in
Ordnung, aber jemand mir , da wehrte sich etwas in mir.
Beim Läuten der Glocke erhob ich mich, stellte den
Teller weg und ging zu den Umkleidekabinen. Bei den 13° C, die draußen waren,
würde es sicher angenehm sein, sich zu bewegen. Mit Vivian zusammen ging ich zu
Mr. Warner, der noch auf den Rest seines Kurses wartete, dann eröffnete er uns,
dass wir heute das Sprinten durchnehmen würden. Ich lächelte.
Der Lehrer war wirklich einzigartig. So schnell, wie
er von einem Thema zum nächsten sprang und gleichzeitig noch die Noten fertig
machte, konnte man gar nicht gucken. Er steckte die Strecke für die Jungen zuerst
ab, nahm eine Stoppuhr und
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