Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
Vom Netzwerk:
schweigend zuhörten. Nur ab und zu kam ein Brummen oder Nicken der Zustimmung. Beim Näherkommen konnte Nikolaus einiges verstehen. Es ging um irgendwelche Ausbesserungsarbeiten von Wegen, die die Bauern und Handwerker unterstützen sollten. Bis zum Herbst hatten sie Arbeitskräfte, Gespanne und Schüttmaterial zur Verfügung zu stellen.
    Nikolaus hatte gehofft, ungesehen an dem unsympathischen Kerl vorbeizukommen. Doch als er die Männer passierte, drehte sich der Amtmann auch schon um und sagte ohne jeden Gruß zu Nikolaus. »Ihr seid ja noch immer da. Wie kommt´s? Gefällt es Euch hier bei uns so gut?« Bei den letzten Worten grinste er bissig.
    »Ich werde versuchen, den wahren Mörder Wilhelms zu finden.«
    Thies lachte laut. »Ich habe heute Morgen voller Freude gehört, dass der Flegel tot ist. Endlich hat´s ihn erwischt. Ab sofort werden wir wieder Ruhe im Tal haben.«
    »Ihr klingt so, als hättet Ihr kein Mitleid.«
    »Ich?« Dabei schlug er sich theatralisch auf die Brust. »Warum? Ich hätte den Mistkerl liebend gern selbst umgebracht. Aber dann hätt´s wieder Ärger mit dem Kurfürsten gegeben. Ihr wisst ja, der will keinen Streit mit den Luxemburgern, weil der König 12 aus deren Haus kommt. Otto von Ziegenhain wird Christina also auf ewig dankbar sein können.«
    »Wenn Ihr so gut unterrichtet seid, wisst Ihr sicherlich auch, dass ich Wilhelm die Letzte Ölung gegeben habe?«
    Mathias Thies´ Lächeln verschwand. »Jaaa«, antwortete er gedehnt, »Was mich ehrlich gesagt ein wenig verwundert hat. Außer Ihr seid nicht nur Abgesandter des Fürsten, sondern auch Priester.«
    Nikolaus verspürte wenig Lust, das dem Amtmann auseinanderzusetzen. »Ich hatte die Gelegenheit, den Leichnam eingehend zu untersuchen und weiß daher, dass es Christina Rüth nicht gewesen sein kann. Jemand anders hat Wilhelm getötet.«
    »Das könnt Ihr gern Eurer Großmutter erzählen. Mich interessiert das´n Dreck.«
    Nikolaus versuchte, seinem Gegenüber die Ungereimtheiten zu erklären. Doch der schaute gelangweilt zur Seite, entfernte einen Fussel von seiner Weste und demonstrierte offensichtliches Desinteresse an Nikolaus´ Worten.
    »Das ist doch alles Unfug, was Ihr da erzählt«, sagte Mathias Thies, als Nikolaus geendet hatte. »So einen Kram habe ich noch nie gehört. Wenn Christinas Messer beim Toten gefunden wurde, dann ist sie auch ohne Zweifel schuldig. So einfach ist das. Könnt Ihr das nicht einsehen?«
    Angesichts dieses belehrenden Tons musste sich Nikolaus sehr beherrschen, um nicht mit gleicher Münze heimzuzahlen. So sachlich wie möglich sagte er deshalb. »Aber vor Gericht sind diese Punkte wichtig.«
    »Woher wollt Ihr das denn wissen? Was seid Ihr denn noch? Jetzt auch Richter?«
    »Ich habe in Padua Jura, Mathematik, Astronomie, Medizin und Philosophie studiert und wurde zum Doktor der Juristik ernannt. Ich bin als Jurist in Diensten des Erzbischofs. Er verlieh mir auch das Recht, Vorlesungen über Kirchenrecht zu halten, mich als juristischer Gutachter niederzulassen und in Prozessen als Anwalt aufzutreten. Außerdem untersteht mir die Pfarrei Altrich. Noch Fragen?«
    Der Amtmann lachte gequält und wich einen Schritt zurück.
    Nikolaus nutzte den Überraschungsmoment aus: »Zurück zu Wilhelms Tod. Ihr scheint mir nicht sehr traurig. Warum?«
    »Die Manderscheider von der Niederburg sind seit Jahren eine wahre Pest. Besonders Wilhelm mit seinem unbeherrschten Charakter war eine ständige Ursache für Raufereien und Ärger. Wahrscheinlich hat er schon mehr Leben zerstört als sein Vater.«
    »Und für solch einen Menschen soll eine Unschuldige hingerichtet werden? Soll er auch nach seinem Tod noch Unheil anrichten?«
    Thies verdrehte gelangweilt die Augen. »Auch wenn ich vielleicht lieber einen anderen am Galgen hängen sehen möchte als die hübsche Christina, aber Wilhelm und sie gehören beide zu den Luxemburgern. Das ist deren Sache. Sollen die sich doch gegenseitig zerfleischen.«
    »Und wenn der Mörder jemand von dieser Seite der Grenze ist? Ein Trierer?«
    Jetzt baute sich der Amtmann bedrohlich vor Nikolaus auf. »Das müsst Ihr erst einmal beweisen! Passt auf, dass Euch dabei nicht selbst ein Unglück passiert!«
    Nikolaus mochte es gar nicht, wenn man ihm drohte. Aber im Grunde genommen hatte Thies recht. Wen interessierte es, wenn ihm als Fremden hier etwas zustoßen würde? Die Leute im Ort, die ihn nur flüchtig gesehen hatten? Die Herren von Manderscheid, die ihn kaum beachtet

Weitere Kostenlose Bücher