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Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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hatten? Der Kurfürst war weit weg und wusste nichts von den hiesigen Ereignissen. Es wäre ein Leichtes, einen unbequemen Gast unauffällig verschwinden zu lassen.
    Also ließ er die Warnung einfach im Raume stehen und fragte: »Wo kann ich Euch finden, wenn ich Eure Unterstützung brauche? Auf der Oberburg?«
    »Nein. Dort ist nur eine kleine Besatzung Soldaten. Mich findet Ihr drüben in der Kelletrei 13 .« Er zeigte auf eines der Häuser. »Aber ich denke, Ihr solltet am besten schnell weiterziehen. Christina wird hingerichtet werden. Im Grunde genommen ist sie schon tot.«
    »Sie ist aber unschuldig!«
    »Macht doch, was Ihr wollt. Aber ohne bewaffnete Reiter oder Verbündete vor Ort könnt Ihr nichts ausrichten.«
    Mit diesen Worten drehte sich der Amtmann um und eilte davon. Wie gern hätte Nikolaus diesem anmaßenden und selbstherrlichen Lümmel einmal so richtig den Kopf gewaschen. Leider lag das im Moment außerhalb seiner Möglichkeiten. Aber falls er den Kurfürsten bei der nächsten Gelegenheit sprechen würde, wäre die Art und Weise, wie der Amtmann seine Geschäfte hier führte, ein Thema. Der junge Gelehrte lächelte. Dann sollte Thies´ Westentaschenherrschaft sehr schnell zu Ende sein.
    Nikolaus schaute dem Amtmann so lange hinterher, bis der in der Kelletrei verschwunden war. Schließlich wandte er sich um in Richtung der kleinen Kirche; denn er wollte den Priester als Verbündeten gewinnen. Auf dem Weg begegnete er an einigen Leuten, die sich aufgeregt über den Mord unterhielten. Gemächlich schlenderte er an ihnen vorbei, um möglichst viel von den Gesprächen aufzuschnappen. Er war neugierig, wie die Leute dachten und fühlten – ob sich ihre Einstellung von der ihrer Nachbarn in Niedermanderscheid unterschied.
    Bedauern über Wilhelms Tod hörte er nirgends. Ausdrücke wie »richtig so« und »gerechte Strafe« waren die Regel. Dagegen konnten die Meinungen zu Christinas Schicksal kaum unterschiedlicher sein. Die Mehrzahl der Frauen freute sich, dass sie verdächtigt wurde. Endlich bekam sie einen Dämpfer, endlich merkte sie, dass sie nichts Besseres war. Bei den Männern dagegen herrschte Mitleid: das arme Mädchen, wie tragisch.
    Nikolaus war so ins Zuhören vertieft gewesen, dass er die junge Frau Anfang zwanzig nicht bemerkt hatte, die ihm entgegenkam. Erst als sie ihn höflich grüßte, blickte er auf. Sie war ausgesprochen hübsch, schlank und genauso groß wie er selbst. Ihre dunklen, fast schwarzen Haare hatte sie in einem langen Zopf auf dem Rücken herunterhängen. Ihr Lächeln war offen und freundlich, ihre rehbraunen Augen glänzten. Aber am meisten beeindruckte Nikolaus ihre angenehme, dunkle Stimme.
    »Verzeiht bitte, werte Herrin. Ich war ganz in Gedanken.«
    »Das ist zu viel der Ehre, mein Herr. Ich bin nur eine einfache Magd.« Sie machte einen Knicks. Als sie wieder hochkam, blinzelte sie ihn kokett an.
    Ein wenig verdattert nannte Nikolaus seinen Namen.
    »Meine Eltern tauften mich Margareta.«
    Er wusste gar nicht, womit er dieses Vergnügen verdient hatte. »Kennen wir uns?«
    »Noch nicht. Ihr wart doch heute Morgen auf der Burg. Nicht wahr?«
    »Ja. Ich habe dem ermordeten Wilhelm von Manderscheid die Letzte Ölung gegeben.«
    »Da hab´ ich Euch gesehen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich Euch leider nicht. Was kann ich für Euch tun?«
    »Ich möchte mich für Eure ritterliche Tat bedanken. So kann Wilhelms gequälte Seele endlich Ruhe finden.«
    Nach allem, was Nikolaus bisher über den Sohn des Burgherrn gehört hatte, bezweifelte er ernsthaft, dass Wilhelm so etwas wie eine gequälte Seele gehabt hatte. Eher quälte er andere und hatte seinen Spaß dabei. Und er war tot, egal ob mit Sakramenten oder ohne. Ein Toter konnte die Lebenden zum Glück nicht mehr belästigen – außer sie ließen ihn in ihren eigenen Ängsten wieder auferstehen.
    »Man suchte jemanden, der helfen wollte, also tat ich es. Nicht mehr und nicht weniger.« Aber Margareta interessierte den jungen Mann. Deshalb fragte er: »Wenn Ihr mich gesehen habt, seid Ihr doch sicher Magd auf der Burg?«
    Sie nickte lächelnd.
    »Warum seid Ihr dann hier in Obermanderscheid?«
    »Ich arbeite auf der Niederburg, denn ich wohne auf dem Grund und Boden der Herren von Manderscheid. Aber hier oben ist die Kirche, und dort war ich gerade, um für Wilhelm zu beten.«
    »Das ist lobenswert.«
    »Danke.« Schüchtern blickte sie zu Boden. »Aber bitte sagt mir, werter Herr: Bleibt Ihr noch länger hier?

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