Im Schatten der Burgen: Ein historischer Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Komplizin. Arme Christina, wenn ich nur mehr für sie tun könnte. Aber mir sind die Hände gebunden.«
Nikolaus war über diese offenen Worte überrascht. Und plötzlich schwante ihm etwas. »Und wie steht Ihr zu Christina?«
Seidel nahm seinen Hut ab und warf ihn auf den Tisch. Nachdem er ein paarmal tief durchgeatmet hatte, blickte er Nikolaus wieder an. »Wir sind seit fast einem Jahr ein Paar. Leider können wir uns nur heimlich treffen. Reginus verbietet eine Heirat. Er hat mir sogar verboten, nur in ihre Nähe zu kommen. Wenn er sich nicht so weigern würde, hätte ich mir vom Herrn Dietrich schon die Erlaubnis zur Heirat geholt. Der hätte mir die Bitte niemals verweigert.«
Warum verkrampfte sich Nikolaus´ Brust? Wieso schlug sein Herz plötzlich wie wild? Empfand er für Christina doch mehr, als er sich bisher immer eingestanden hatte? Hatten seine Gefühle seinen Verstand hinters Licht geführt? War dies Eifersucht? Dabei hatte er von Anfang gewusst, dass er niemals mit Christina zusammenkommen konnte. Die aufregende Vorstellung eines gemeinsamen Lebens war von vorneherein ein reines Hirngespinst, eine unmögliche Fantasie, eine unerreichbare Schwärmerei gewesen. Aber nun war sicher, dass dieser Engel ihm nie gehören würde.
Endlich war klar, dass Christina tatsächlich einen Freund hatte – genau wie Isabe immer behauptet hatte. Da drängte Nikolaus sich wieder der Verdacht der Komplizenschaft auf. Hatte der Hauptmann die weiteren Morde selbst begangen, um Christina zu entlasten? Definitiv nein. Dann hätte er gewusst, dass sowohl Wilhelms Sachen als auch das Kleid in Nikolaus´ Kammer deponiert worden waren. Seine Überraschung war nicht gespielt gewesen.
So fragte Nikolaus nun: »Und was ist mit der Magd Margareta? Ich habe Euch zwei gestern beobachtet, als Ihr auf der Burg miteinander gesprochen habt. Ihr machtet einen sehr vertrauten Eindruck.«
Der Hauptmann entspannte sich langsam. Sein Lächeln war nicht mehr so verkrampft wie noch vor wenigen Augenblicken »Wir waren früher einmal befreundet.«
»Ach? Sie erzählte mir von einem ehemaligen Freund, der sie betrogen hat. Aber nun hätte sie einen neuen. Seid Ihr einer der beiden?«
Er lachte und haute sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. »Margareta! Die heißblütige Margareta! Ein tolles Weib! Aber …«, er verzog das Gesicht, als hätte er gerade Essig getrunken, »sie ist sehr besitzergreifend. Sie will alles oder nichts. Als Wilhelm sich für sie interessierte, hat sie mich fallen gelassen, als hätte ich Pest und Schwindsucht gleichzeitig. Ab dem Zeitpunkt drehte sich bei ihr alles nur noch um ihren heiß geliebten Wilhelm. Sie hatte die wahnwitzige Vorstellung, sie würde Burgherrin werden. Die beiden hatten auf jeden Fall ein Verhältnis. Als Wilhelm dann aber Christina ins Auge gefasst hatte, war sie abgeschrieben. Sie hat tagelang getobt und gewütet. Seit Wilhelm aber tot ist und Christina im Kerker sitzt, versucht sie, mich wieder einzufangen. Das habt Ihr beobachten können.«
Seidel verstummte. Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich aus, bis Nikolaus fragte: »Wollt Ihr mich noch immer verhaften?«
Der Hauptmann zuckte ratlos mit den Schultern. »Warum fragt Ihr?«
»Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich wollte nur helfen.«
»Das konnte ich bisher nicht glauben.«
»Wieso nicht?«
Seidel nahm sich wieder Zeit, bevor er antwortete. »Ich war … ich war eifersüchtig. Ich dachte, Ihr hättet die drei umgebracht, um Euch bei Christina beliebt zu machen, um die dreckigen Mistkerle, die sie so unverschämt behandelt haben, zu bestrafen. Und als ich dann noch hörte, Ihr hättet sie geküsst …«
»Bestimmt nicht«, versicherte Nikolaus noch einmal.
»Jaja, schon gut.« Er winkte müde ab. »Ich war jedoch so verärgert, dass ich bis heute nicht mit ihr darüber gesprochen habe. Ich dachte wirklich, sie hätte sich einen anderen gesucht. Einen, der ihrem Vater genehmer ist.«
Jetzt musste Nikolaus lächeln. »Mir erginge es bestimmt nicht besser. Der Müller drohte mir Prügel an, als ich ihn um Hilfe wegen Christina bat.«
»Das passt zu ihm.«
»Und warum glaubt Ihr mir jetzt, dass ich nichts mit den Morden zu tun habe?«
»Das Gespräch hat mir gezeigt, dass Ihr glaubwürdig seid. Ich vertraue Euch.«
Nikolaus atmete erleichtert durch. Also war das Verhalten des Hauptmanns keine Finte, um ihn aushorchen zu können. »Übrigens hatte ich Christinas geheimnisvollen Freund zwischenzeitlich auch für
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