Im Schatten Der Wälder: Roman
Beispiel. Fiona legte die Hände um den Mund und rief.
»Wir liegen gut in der Zeit«, sagte sie, als Simon zurückkam. »Es ist noch nicht einmal Mitternacht. Wir können hier Rast machen und in der Dämmerung weitergehen.«
»Würdest du das auch tun, wenn ich nicht bei dir wäre?«
»Dann würde ich wahrscheinlich noch ein bisschen länger suchen.«
»Dann lass uns weitergehen.«
»Zuerst machen wir eine kurze Pause.« Sie setzte sich auf den Boden und holte eine Tüte Studentenfutter und einen Beutel mit Hundefutter aus dem Rucksack. »Wir müssen auf unseren Energiehaushalt achten und genug trinken. Sonst müssen sie am Ende noch uns suchen.«
Sie reichte Simon das Studentenfutter und fütterte dann den Hund.
»Ist es dir schon jemals passiert, dass du die gesuchte Person nicht gefunden hast?«
»Ja. Es ist schrecklich, wenn man die Suche erfolglos abbrechen muss. Das ist eigentlich das Schlimmste. Noch schlimmer, als wenn man jemanden zu spät findet.«
Sie nahm sich von dem Studentenfutter. »Die beiden hier sind jung und stark. Sie haben wahrscheinlich ihr Durchhaltevermögen überschätzt oder haben sich verirrt – wahrscheinlich
eine Kombination aus beidem. Wegen der Handys mache ich mir allerdings Sorgen.«
»Vielleicht haben sie kein Netz. Oder keine Batterie mehr. Möglicherweise haben sie sie auch verloren. Es kann viele Gründe geben.«
»Ja, das stimmt. Natürlich gibt es hier Wildtiere, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie von einem angegriffen worden sind. Hier draußen reicht schon ein verstauchter Knöchel, um nicht mehr weiterzukommen, vor allem, wenn man keine Erfahrung hat.«
In der Dunkelheit, dachte er, wahrscheinlich desorientiert, bestimmt müde, möglicherweise verletzt. »Wie lange haben sie gebraucht, um hierherzukommen? Vier Stunden?«
»Ja, aber sie sind Umwege gegangen, stehen geblieben, um zu fotografieren. Als sie dann nach Süden gegangen sind, wollte Kevin bestimmt das Tempo erhöhen, um die Wette zu gewinnen. Wahrscheinlich wollte er höchstens noch ein, zwei Stunden laufen – was für einen Tag ganz schön viel ist, wenn man sich sonst höchstens mal auf der Fifth Avenue bewegt. Aber er hat wohl geglaubt, dass sie dann eine Abkürzung zurücknehmen könnten, um zur vereinbarten Zeit wieder in der Lodge zu sein.«
»Hast du dir das so ausgedacht?«
»Nein, ich weiß es von seinen Freunden. Er ist ein netter Kerl, ein kleiner Klugscheißer, aber lustig. Er liebt Herausforderungen und kann keiner Wette widerstehen. Sie probiert gern Neues aus, lernt neue Orte kennen. Es ist kalt.« Fiona trank einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und blickte sich um. »Aber sie haben ja Jacken. Wahrscheinlich sind sie erschöpft, verängstigt und wütend aufeinander.«
Sie lächelte ihn an. »Hältst du noch eine Stunde durch?«
»Kevin ist nicht der Einzige, der keiner Herausforderung widerstehen kann.« Er erhob sich und hielt ihr die Hand hin.
»Ich bin froh, dass du mitgekommen bist.« Sie stand ebenfalls auf. »Aber essen gehen möchte ich trotzdem noch mit dir.«
Sie dehnten die Stunde auf neunzig Minuten aus, während sie dem Hund folgten. Fionas Rufe blieben unbeantwortet, und langsam schoben sich Wolken vor den Mond.
»Der Wind hat gedreht. Verdammt.« Sie hob das Gesicht, und Simon hätte schwören können, dass sie Witterung aufnahm wie ihr Hund. »Das Gewitter kommt auf jeden Fall. Wir bauen besser das Zelt auf.«
»Einfach so?«
»Mehr können wir heute Nacht nicht mehr machen. Bogart ist müde. Wir haben kein Mondlicht mehr, und er verliert die Witterung.« Sie zog ihr Funkgerät heraus. »Wir ruhen uns ein paar Stunden aus und bleiben trocken.« Sie blickte ihn an. »Es lohnt sich nicht, zur Basis zurückzugehen. Wir würden nur nass, es wäre unnötig anstrengend, und morgen früh müssen wir doch wieder los.«
»Du bist das Alphatier.«
Sie legte den Kopf schräg. »Sagst du das, weil du einer Meinung mit mir bist?«
»Es hilft zumindest, dass ich das ebenfalls so sehe.«
Sie gab Position und Status durch und holte die Koordinaten der anderen Teams ein. Es wurde nicht geplaudert, stellte Simon fest. Der Tonfall blieb sachlich.
Als sie das Zelt aufbauten, musste er abermals ihre Anweisungen entgegennehmen. Er hatte keine Ahnung, stellte er fest. Er hatte als Zwölfjähriger das letzte Mal gezeltet, und das Kinderzelt von damals war mit ihrem ultraleichten Rettungszelt überhaupt nicht zu vergleichen.
»Es ist zwar eng, aber wir bleiben wenigstens
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