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Im Schatten Der Wälder: Roman

Im Schatten Der Wälder: Roman

Titel: Im Schatten Der Wälder: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts , Margarethe van Pée
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ihn.

    »Siehst du nicht, dass ich zu tun habe?«, sagte Simon. »Ich habe keine Zeit, alle fünf Minuten mit dir zu spielen. Einer von uns muss schließlich die Brötchen verdienen.«
    Simon wandte sich wieder seinem Wein-Kabinett aus Wilder Kirsche und Ebenholz zu – eine Schönheit, wie er fand. Mit Holzleim klebte er die letzten Leisten an, während der Hund sich über seine Schnürsenkel hermachte. Bemüht, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, schüttelte Simon den Hund ab und ergriff eine Klemme. Schüttelte, klebte, schüttelte, klemmte fest.
    Jaws fröhliches Knurren und Bellen mischte sich mit der Musik von U2, die er heute früh aufgelegt hatte.
    Er fuhr mit dem Finger über das glatte, seidige Holz und nickte.
    Als er zu einem anderen Möbelstück trat, um es prüfend zu mustern, zog er den Hund durch das Sägemehl mit sich. Letztendlich hatte Jaws es doch geschafft, ihn zum Spielen zu animieren.
    Er arbeitete fast zwei Stunden, wobei er sich zwischendurch eine Pause verordnete, um mit dem Welpen nach draußen zu gehen.
    Das war gar nicht so übel, dachte er. In der milden Luft und dem hellen Sonnenschein bekam er einen klaren Kopf. Er wurde nie müde, das Licht über dem Sund zu beobachten, der die schmale Verbindungsstelle zwischen den Hügeln der Insel darstellte, die wie Satteltaschen geformt waren.
    Er stand gerne auf seiner Anhöhe und lauschte auf die leise Musik des Wassers, und er saß auch gerne auf der Bank vor seiner Werkstatt und genoss die Landschaft.
    Schließlich war er ja nicht ohne Grund auf die Insel gezogen. Einsamkeit und Ruhe taten ihm gut.
    In gewisser Weise war es gar nicht so verkehrt, dass seine Mutter ihm einen Hund aufgedrängt hatte. Dadurch war er
gezwungen, nach draußen zu gehen, sich zu entspannen und die gute Luft im Wald und am Sund zu genießen. Luft, Wasser, Bäume, Hügel, Felsen – sie alle inspirierten ihn zu neuen Entwürfen.
    Farben, Formen, Strukturen, weiche und harte Linien.
    Dieser kleine Flecken Erde, auf dem die Vögel zwitscherten, bot ihm genau die Umgebung, die er brauchte.
    Er beschloss, eine solide Bank für diese Stelle zu bauen. Am besten aus Teak, dachte er, mit Armlehnen, auf denen man ein Bier abstellen kann.
    Rasch ging er wieder in die Werkstatt, um die Idee zu skizzieren, aber plötzlich fiel ihm der Hund ein.
    Er rief ihn, verärgert darüber, dass der Welpe nicht wie sonst zu seinen Füßen herumschnüffelte. Ständig stolperte er über ihn, aber wenn man ihn rief, war er nicht da.
    Fluchend machte Simon sich auf die Suche nach dem Tier.
    Er blickte sich in der Werkstatt um, ob sich der Welpe vielleicht wieder hineingeschlichen hatte, um sein Zerstörungswerk fortzusetzen, dann lief er um das Haus herum und pfiff und rief nach ihm. Auch am Abhang zum Wasser hinunter und an der Straße schaute er nach. Er spähte sogar unter die Veranda.
    Kein Zeichen von Jaws.
    Du liebe Güte, er war ein Hund, sagte sich Simon. Er würde schon zurückkommen. Außerdem war er noch klein , wie weit würde er also schon gekommen sein? Mit diesem beruhigenden Gedanken machte er sich auf den Weg in den Wald, der auf einmal gar nicht mehr so friedlich und lichterfüllt wirkte wie vorhin.
    Ob ein Habicht oder eine Eule einen Hund dieser Größe wohl angreifen könnte?, fragte er sich. Einmal hatte er sogar einen Weißkopfseeadler gesehen. Aber …
    Der Welpe mochte zwar klein sein, aber er war stabil .

    Er blieb stehen und holte tief Luft, um die aufsteigende Panik zu unterdrücken. Nein, er hatte keine Angst um das Tier. Er war nur sauer, weil er seine Zeit damit verschwenden musste, hinter dem Winzling herzulaufen.
    Immer wieder brüllte er den Namen des Hundes – und schließlich hörte er sein helles Bellen. Es klang überhaupt nicht verängstigt oder reumütig, sondern eher freudig.
    »Verdammt noch mal«, murmelte Simon und versuchte, so fröhlich und positiv wie möglich zu klingen. »Na komm, Jaws, du kleiner Bastard. Komm her, Junge, du Dämon aus der Hölle!«
    Es raschelte im Unterholz, und dann tauchte Jaws auf. Er war total verschmutzt und schleppte schwer am Kadaver eines großen, verwesenden Vogels.
    Und er hatte sich tatsächlich Sorgen gemacht, dass ein Raubvogel den Hund angreifen konnte? Das war ein Witz.
    »Himmelherrgott, lass das Ding los!«
    Jaws knurrte spielerisch und wich mit seiner Beute ein paar Schritte zurück.
    »Hierher! Komm sofort her!«
    Jaws gehorchte und legte ihm den toten Vogel stolz vor die Füße.
    »Was zum Teufel soll

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