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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Stimme war weich und verheißungsvoll, eine Stimme, der man im Dunkeln lauschen wollte, wie sie einem Liebesschwüre ins Ohr hauchte.
    »Ich bin wirklich nicht sehr unterhaltsam im Moment«, warnte Jonan sie.
    »Das macht nichts, ich bin genügsam«, gab sie zurück und ließ sich in einer anmutigen Bewegung neben ihm nieder. Ein dezenter Duft von Parfüm umwehte sie, leicht und lockend zugleich, genau wie seine Trägerin.
    Allerdings war Jonan absolut nicht in der Stimmung für einen Flirt. Überhaupt fragte er sich, was eine Frau wie sie während eines Balls in den öden Nordflügel führte. War sie ihm nachgegangen? Und wenn ja, wieso? Er war eben erst auf dem Fest eingetroffen, gesellschaftlich ein Niemand und sah in den geliehenen Kleidern nun auch nicht wie ein Mann aus, dem die Herzen aller Mädchen zuflogen. Abgesehen davon lag da noch etwas in ihrer Stimme, ein Akzent, den sie sorgsam zu verbergen suchte. Stammte sie aus Arcadion?
    Er runzelte die Stirn und warf ihr einen forschenden Blick zu. »Also schön«, brummte er, unhöflicher vielleicht als nötig. »Wir wissen beide, dass wir hier nicht zufällig zusammensitzen. Wer sind Sie, und was wollen Sie von mir?«
    Das unschuldige Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht, und ihr kalkuliert reizvoll ausgestelltes Dekolleté senkte sich ein wenig. »Ich hatte gehofft, dass Sie ein wenig charmanter sein würden«, erwiderte sie mit einem Anflug von Enttäuschung auf der Miene. Sie sprach nun Arcadisch, was Jonans Verdacht bestätigte, dass sie ihn gezielt aufgesucht hatte.
    »Das tut mir leid«, sagte er kurz angebunden.
    »Das muss es nicht«, gab seine Begleiterin zurück. »Ich werde nur dafür bezahlt, Sie aufzuspüren, alles Weitere ist mein Privatvergnügen. Mein Name ist Neve Arida. Großinquisitor Aidalon schickt mich.«

Kapitel 33
    W as sagen Sie?« Jonan sprang von seinem Platz auf. Obwohl Arida offensichtlich keine Waffen am Leib trug, fühlte er sich auf einmal ungeschützt ohne sein Messer und sein Gewehr.
    Gewiss war sie nicht allein gekommen, sonst hätte sie nicht so freimütig ihren Auftraggeber preisgegeben. Oder aber sie verfügte über Fähigkeiten, Menschen auszuschalten, die sich hinter ihrer Fassade aus weicher, makelloser Haut und fließendem, glänzendem Stoff perfekt verbargen.
    »Beruhigen Sie sich, Jonan.« Ein spöttisches Lächeln kräuselte Aridas Lippen. »Ich bin keine Kopfgeldjägerin, die hergekommen ist, um Sie der Gerechtigkeit zuzuführen. Was Sie sich in Arcadion geleistet haben, schert mich nicht. Und Aidalon ist auch nur mein Auftraggeber, weil Sie Teil eines Geschäfts sind, das Ihr Vater mit der Inquisition abgeschlossen hat.«
    »Was für eines Geschäfts, wenn ich fragen darf?«
    Arida erhob sich ebenfalls von der Bank. »Sie dürfen alles fragen, Jonan«, erklärte sie mit einem Blick, der zu besagen schien, dass sie durchaus bereit sei, auch Nachforschungen pikanterer Natur zu erlauben. »Aber«, schränkte sie ein, »Sie müssen nicht alles wissen. Es genügt, zu sagen, dass meine Reise nach Francia unter anderem dem Zweck diente, Sie zu finden und nach Hause, in die Arme Ihres liebenden Vaters, zu geleiten.«
    Irgendwie fiel es Jonan schwer, den letzten Teil zu glauben. Er hatte damit gerechnet, dass sich Stadtrat Lucian Estarto öffentlich von seinem missratenen Sohn lossagen würde, um allen Schaden, den Jonans Taten seinem Ruf zugefügt hatten, von sich abzuwenden. Dass er sich stattdessen auf einen Pakt mit dem Teufel Aidalon einließ, um Jonan zurückzuholen, war ganz und gar untypisch für ihn.
    Andererseits war Jonan der einzige Erbe, den Estarto hatte, und wenn all sein Wirken nicht umsonst gewesen sein sollte, musste er diesen um jeden Preis retten. Und du willst mich nicht nur vor der Inquisition retten , dachte Jonan, sondern auch vor mir selbst, nicht wahr, Vater? Deshalb sollte er nach Arcadion und in den Schoß der Familie zurückkehren. Damit er den rechten Weg wiederfand. Der Zeitpunkt hätte nicht günstiger sein können. Zum ersten Mal, seit er Arcadion verlassen hatte, fragte Jonan sich, was er hier draußen eigentlich trieb.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, wollte er wissen.
    »Aidalon gab mir einen Satz Koordinaten, die zu einem Ort im Süden von Paris führten. Ich weiß nicht, woher er sie hatte.«
    Das war Loraldis Werk , dachte Jonan verbittert. Der Inquisitor hatte Carya während ihrer Gefangenschaft im Tribunalpalast gefoltert, um mehr über sie herauszubekommen. Das hatte sie ihm

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