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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Tote auf der Spur gewesen war, sah jede weitere Anstrengung von mir nach reiner Zeitverschwendung aus.

6

    Am nächsten Tag startete ich einen letzten Versuch und stattete dem Stadtarchiv einen Besuch ab.
    Dass das Gebäude an das Erzbischöfliche Ordinariat angrenzte, verwunderte mich weniger als die Tatsache, Herrn Gersters Namen als Leiter des Archivs auf der Hinweistafel im Eingang zu lesen.
    Der schien allerdings weniger über meinen Besuch überrascht zu sein.
    »Hab mir schon gedacht, dass Sie mal hier vorbeischauen. Bringt aber nichts«, begrüßte er mich.
    »Wie können Sie so sicher sein? Sie wissen doch gar nicht, was ich suche?«
    »Oh doch. Der Professor geht Ihnen nicht aus dem Kopf. Der Tod hat eine magische Anziehung auf euch Journalisten. Kommen Sie.Ich zeige Ihnen, worin der Professor gewühlt hat. Auch wenn ich nicht glaube, dass das viel bringt. Ich habe ihm die Bücher im Archiv gesucht, die teilweise noch nicht einmal aufgelistet sind. Können Sie Latein?«
    Das war allerdings ein Schwachpunkt meiner Schulbildung. Diese Sprache war nie meine Stärke gewesen.
    » Ich kann es nicht«, betonte er, als wollte er es als Entschuldigung verstanden wissen, mir nicht gleich gesagt zu haben, dass er den Professor näher gekannt und gewusst hatte, was oder wem dieser auf der Spur gewesen war.
    »Es muss aber doch jemand geben, der das beherrscht? Wie verwalten Sie sonst die Schriften?«
    »Verwalten?«, murmelte er und führte mich durch verwinkelte Gänge. »Wenn es in diesen alten Folianten überhaupt etwas zu verwalten gab, dann hat das der Professor gemacht. Verstehen Sie? Seit ich denken kann, hat sich außer ihm kein Mensch für dieses Zeug interessiert.«
    Wir betraten einen Raum ohne Fenster, der nur von einer Neonröhre erhellt wurde. Auf dem Boden stapelten sich Holzkisten. Die Deckel waren aufgestemmt worden.
    »Das alles musste ich ihm aus dem Keller hochschleppen.«
    Herr Gerster machte mit der Hand eine Rundumbewegung über das Sammelsurium an Büchern, die sich neben den Kisten stapelten.
    »Und die hier«, erwies auf einen gesonderten Stapel, »waren die, in denen er letztendlich glaubte was gefunden zu haben. Aber er hat danach immer nur gemurmelt, dass da was fehlt. Dann hat er sich nicht mehr für den Kram interessiert.«
    Ich blätterte in den Büchern. Sie waren teilweise in feinstem Leder gebunden. Die Goldprägung war noch vorhanden. Nur, so alt waren diese Bücher nicht, denn sie waren bereits im Buchdruck erstellt. Soviel ich beim Durchblättern entziffern konnte, handelte es sich um Chroniken über das Geschlecht der Herzöge von Modena.
    »Haben Sie irgendwo die Stadtchronik?«, fragte ich Herrn Gerster.
    »Kommen Sie. Die ist inzwischen komplett im Computer.«
    Das Gesuchte war so schnell gefunden.
    Die Stadt war als »Wiedergutmachung« nach dem Friedensschluss von Lunéville 1801 für einige Jahre an das Großherzogtum von Modena-Toscana gefallen.
    Lag des Rätsels Lösung in dieser Zeit?
    »Und nun?«, stand Herr Gerster wie ein leibhaftiges Fragezeichen neben mir.
    »Weiß auch nicht«, gab ich zu.
    »Sagte ich doch. Über diese Schiene ist nicht weiterzukommen. Außerdem, wen interessiert das noch?«
    Ja, wen?
    »Gibt es kirchliche Aufzeichnungen über diese Zeit?«, ließ mich eine Eingebung fragen.
    Er hob die Schultern. »Sicher. Aber nicht hier. Wenn, dann hat sie der Erzbischof unter Verschluss. Die stellen sich damit an, dass man glauben kann, dass sie etwas zu verbergen haben. Für die Aufarbeitung der Stadtchronik mussten wir die Anfragen schriftlich stellen. Nicht ein Buch haben sie herausgerückt.«
    »Könnte der Professor als Organist Zugang erhalten haben?«
    »Könnte. Vielleicht ja, vielleicht nein. Aber interessieren Sie sich lieber für die Markt-Mafia. Die lebt noch.«
    Ich fühlte, dass Herr Gerster bockig zu werden begann. Mein mögliches Interesse an der Vergangenheit passte ihm aus unersichtlichem Grund  nicht.
    »Wenn es kein Unfall war, dann hat ihn jemand vom Münsterplatz ...«, er vermied das Wort, das auf eine andere Todesursache hätte hinweisen können, » ...ja, ich meine, dass kaum jemand aus der Vergangenheit etwas gegen ihn gehabt haben kann«, bog er den missglückten Satz zurecht.
 
    Sinnierend umrundete ich den Münsterplatz. Die Abkürzung durch die Kirche war mir heute irgendwie unangenehm. Wie mir der Bau überhaupt nicht mehr filigran, sondern wie ein Moloch erschien. Die sonnenabgewandte Seite warf drohende Schatten über den

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