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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Wagen?« Er wartete meine Reaktion nicht ab. »Ich verspreche, es werden nicht mehr viele sein.«
    Ich nickte stumm.
    Da ich vergessen hatte, dem Fahrer zu sagen, dass er mich wieder abholen sollte, blieb mir nichts anderes
    übrig, als die paar Kilometer zur Pension zu laufen.
    Die Sonne war schon untergegangen, als ich mein Ziel erreichte.
    Die Gersters saßen beim Abendbrot.
    »Kein Taxi? Zu Fuß?« Frau Gerster nickte anerkennend mit dem Kopf. »Das ist gut. Dann haben Sie sich das Essen redlich verdient.«
    Sie hatte Hase mit Rotweinsauce und Knödel gemacht.
    »Kiwi«, dachte ich beim Einschlafen.

7

    Neben dem Frühstücksteller lag ein Fax der Redaktion. So hatte ich mir das vorgestellt. Die Kollegen hatten Auskünfte über die beiden Verwaltungsgesellschaften eingeholt, und beide gehörten einer Gesellschaft in Vaduz, die wiederum einer Gesellschaft in Rom gehörte. Von da an waren keine weiteren Spuren mehr zu finden.
    Wie es aussah, gehörten die Münstergesellschaften letztendlich zusammen, arbeiteten aber vordergründig gegeneinander. Das ergab für mich zwar auch keinen Sinn, aber die Fakten sprachen dafür, dass hier ein übles Spiel getrieben wurde.
    Der Professor musste ebenfalls bis zu dieser Konstellation vorgedrungen sein, wahrscheinlich noch ein Stück weiter, sonst hätte seine Voraussage nicht eintreten dürfen.
    Wo sollte ich jetzt noch suchen, und wonach?
    Mir fiel nur die Tochter des Professors ein. Sie konnte die Einzige sein, die etwas wusste oder etwas im Nachlass ihres Vaters hatte, von dem sie noch nicht einmal ahnte, wozu es von Nutzen war.
    Frau Gerster hatte mir meine Überlegung angesehen.
    »Das bringt heute nichts. Der Professor wird heute beerdigt.«
    »So schnell?«, entfuhr es mir.
    Sie sah mich erstaunt an. »Warum nicht? Ist doch normal, wenn die nicht so viel zu tun haben.«
    Normal. Was war daran normal? Demnach hatte der Staatsanwalt keinen Zweifel an einem Unfall gehabt und keine Untersuchung angeordnet. Seit Bestehen der Straßenbahn wird das erste Mal jemand von einer solchen getötet, und das sollte normal sein? Die Sache wurde mir immer suspekter.
    Einen Moment verfiel ich auf die Idee, der Erzbischöflichen Bibliothek einen Besuch abzustatten, verwarf das aber gleich wieder. Wenn man der Stadtverwaltung schon keine direkte Einsicht gewährte, warum sollten sie es bei einem fremden Journalisten tun?
    Ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Angelegenheit doch irgendwie mit der Kirche zu tun hatte. Die Fäden schienen in Rom zu enden.
    Eine Stunde später war ich in der Universität.
    Seit meiner Studienzeit hatte sich einiges verändert. Der alte Lesesaal mit der angrenzenden Bibliothek hatte sich in ein Internet-Café verwandelt. Es dauertee ine Weile, bis ich einen Bildschirmplatz ergattern konnte.
    Mehr als zwei Stunden tauchte ich in die europäische Geschichte, fasziniert vom Medium Internet, der Wandlung der Gesellschaft und der politischen Machtverhältnisse in wenigen Jahrhunderten. Dokumente, die ich im Original nicht lesen konnte, gab es als Übersetzung, was gerade mir mit meinen verloren gegangenen Sprachkenntnissen zugute kam.
    Zufrieden mit meiner Ausbeute steuerte ich den Münsterplatz an.
    Ich hatte zwar immer noch nicht die Erkenntnisse, die der Professor mit ins Grab nehmen würde, aber zumindest eine Richtung, wonach ich zu suchen hatte. Der Anfang musste in der Herrschaftszeit der Großherzöge von Toscana und Modena gelegen haben, denen per Reichsdeputationshauptbeschluss vom Februar 1803 die Stadt und das Umland rückwirkend von 1801 zugesprochen worden waren.
 
    Ich durchquerte die Arkaden und fand kein Zeichen von Otto.
    Der dicke Wirt stand unbeteiligt mit verschränkten Armeninder Tür und beobachtete das Treiben beim Kroaten. Vier Männer waren dabei, einen der beiden großen Sonnenschirme, die seinen ganzen Biergarten überspannten, aufzurichten.
    »Was ist los?«, fragte ich den Dicken.
    Er grinste. »Jemand hat dem heute Nacht die Dinger abgesägt.«
    »Weiß man schon, wer?«
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Die Polizei war schon da und hat’s aufgenommen.«
    »Und, haben Sie die Preise schon angehoben?«
    Sein Lächeln verschwand. »So schnell geht das nicht. Muss erst neue Karten drucken lassen.« Damit stieß er sich vom Türrahmen ab und trollte sich ins Restaurant.
    Boras stand ebenfalls in der Tür. Er lächelte nicht.
    »Madonna, ich hab’s kommen sehen«, jammerte er. »Was das kostet!«, und als er mich wahrnahm:

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