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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Wunden des Buches heilen.
    »Das ist ein Frevel«, murmelte er, »Gott hat ihn schon bestraft.«
    Pater Lutz empfand es anscheinend als persönliche Beleidigung, dass einem seiner »Schützlinge« Derartiges angetan worden war. Ich hielt es daher für angebracht, ihn mit seinem Schmerz allein zu lassen und mich zu verabschieden.
    Um das alles erst einmal sacken zu lassen und meinem Magen eine Kleinigkeit zu gönnen, umrundete ich das Münster und suchte mir einen Platz im Garten der Pizzeria. Dass der nur spärlich besetzt war, kam mir recht.
    Es dauerte eine Weile, bis jemand kam. Es war Paolo, dem ich bei der Versammlung begegnet war.
    Er schüttelte den Kopf bei meiner Bestellung. »Tut mir leid, wir haben heute nur kalte Speisen. Der Ofen ist ausgebrannt.«
    »Wie kann das passieren?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sabotage ... vermutet die Kripo.«
    »Großer Schaden?«
    »Komplette Küche. Was darf ich bringen?«
    Eine seltsame Stimmung erfasste mich. Es war, als würden sich zwei Strömungen in meinem Kopf aufeinander zu bewegen. Ich konnte sie förmlich greifen, wusste aber nichts mit ihnen anzufangen. Nur eine Ahnung, das es zu einem Crash kommen würde, wenn sie sich trafen. Eine Katastrophe kündigte sich an. Wo war ihr Anfang? War der Münsterplatz ihr Ziel, und war sie noch zu stoppen?
    Der Platz strahlte plötzlich wieder dieses Unheimliche aus, wie ich es letzte Woche schon einmal empfunden hatte, so als wolle er mir zurufen: Hilf oder verschwinde!
 
    »Vater hat was? « Gerda schwankte zwischen Erstaunen und Unglauben.
    »Er hat auch die drei Seiten entwendet,die an den Noten hingen. Wenn der Pater das sagt, glaube ich ihm. Jemand von den anderen wäre nie auf die Idee gekommen, dort zu suchen.«
    Sie setzte sich an den Flügel und schlug ein paar Akkorde an.
    »Zum Teufel. Was wollte er damit?«
    Ich erzählte ihr von den beiden Strömungen in meinem Kopf.
    »Du hast eine Ahnung?«
    »Vorahnung. Aber ich kann sie nicht fassen.«
    Sie setzte sich vor mich auf den Boden. »Da hast du was angerichtet, mit dem Computer. Lisa war sofort nach der Schule zu Hause. Das kommt selten vor. Seitdem hängt sie nur noch vor dem Ding ...«
    »Wie kommt man an die alten Grundbücher?«
    Gerda wollte etwas sagen, klappte aber den Mund wieder zu. »Du hörst mir überhaupt nicht zu. Wie kommst du denn da drauf?«
    Geld suchte Geld. Dass ein Anwalt und der Banker auch auf der Spur vom Professor waren, ließ zumindest auf eine größere Interessengruppe schließen, als ich bisher gedacht hatte. Mein einziger Trost war, dass ich jetzt einen kleinen Vorsprung besaß. Es konnte nur um die Streitigkeiten wegen der Liegenschaften gehen, und der Professor hatte womöglich in der Doktorarbeit etwas Entscheidendes gefunden. Die Frage war nur, ob er diese Information versteckt hatte oder ob sie ihm vor seinem Tod abgenommen worden war ...
    »Oder ob er sie an jemanden weitergegeben hat«, fügte ich hinzu, »und deshalb aus dem Weg musste.«
    Aber ich konnte mir nicht vorstellen, wem dann der Tod des Professors noch genutzt hätte. Oder war es doch denkbar, und war jetzt noch jemand in Gefahr?
    Auf einem Blatt Papier, dem bald noch einige folgten, erstellte ich eine Analyse anhand von Kreisen, denen ich die Namen der bisher in irgendeiner Weise Beteiligten gab, und anhand der Geschehnisse versuchte ich Verbindungen herzustellen.
    Das Ergebnis sah nicht viel besser aus, als ich mir das im Geist ausgemalt hatte. Es gab keine Verbindung vom Professor zu irgendjemandem. Weder zu den Wirten noch zu dem inzwischen im Spiel aufgetauchten italienischen Anwalt oder dem Bankdirektor. Aber alle schienen dasselbe Ziel zu verfolgen.
    »Das ergibt keinen Sinn«, erklärte Gerda. »Vater hat, seit ich denken kann, niemals Interesse an finanziellen oder politischen Dingen gehabt. Er hatte neben seiner Leidenschaft, der Musik, nur noch sein Hobby, für andere Stammbäume zu erstellen oder die Herkunft ihres Namens und ihres Wappens zu erforschen.«
    Das hatte Herr Gerster schon mal erwähnt, aber mir war es entfallen.
    »Er hat also nicht gezielt gesucht. Er ist durch Zufall auf etwas gestoßen. Wo sind seine Unterlagen?«
    Gerda deutete auf den Bücherschrank, der die ganze Wand hinter dem Flügel bis zum Fenster einnahm.
    »Frag mich bloß nicht nach einer Ordnung. Er hatte eine, aber welche, weiß ich nicht.«
    Ich hörte die Stimme des Professors mit meinem inneren Ohr, als stünde er neben mir. » ...dieser Otto hat ein Geheimnis ...«,

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