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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Ansätze zur Unerziehbarkeit zeigte, wurde er 1831 von seinem Vater in eine Jesuitenschule in St. Blasien gegeben, wo er es 1848 zum Abschluss zum Profess brachte. In der Zeit könnte auch die Doktorarbeit geschrieben worden sein.
    Der junge Mann musste einen abgrundtiefen Hass gegen seinen Vater gehabt haben, denn er hatte akribisch die Prozesse analysiert, die dieser bis zu seinem Tod 1842 geführt hatte, um seinen Besitzstand zu wahren. Dabei war der Marchese nicht zimperlich vorgegangen und hatte sich auch geradezu mittelalterlicher Foltermethoden bedient. Eine Art Geheimpolizei versorgte ihn mit den nötigen Informationen, um Widerstände schon im Keim ersticken zu können.
    Nach seinem Tod übernahm der ältere Bruder den Platz und die rigiden Methoden des Vaters.
    Hier endeten die Aufzeichnungen des Doktoranden und wurden von einem namenlosen Geschichtsschreiber fortgesetzt.
    Demnach hatte Este jr. keine glückliche Hand und musste 1848 in seine Heimat fliehen, wo sich mit der Gründung des italienischen Staats 1859 seine Spur verlor.
    1872 findet der junge Este noch einmal Erwähnung. Nach einem verbotenen Duell, bei dem ein preußischer Offizier getötet wird, entzieht er sich der Verhaftung durch die Flucht nach Italien und wird aus dem Orden ausgestoßen. Im gleichen Jahr heiratet er eine verarmte Adlige. Aus der Verbindung geht eine Tochter hervor.
    1880 stirbt er.
    Die Witwe erweist sich als kämpferische Person und nutzt geschickt den Privatkrieg des Großherzogs Friedrich I. mit der katholischen Kirche. 1882 erhält die Familie Este einen Teil ihrer 1801 gekauften Liegenschaften in der Münsterstadt zurück, die sich die Kirche nach und nach wieder angeeignet hatte.
    1894 heiratet die Tochter und schenkt einem Sohn das Leben. Von da an verliert sich jede Spur der Familie.
 
    »Ein italienischer Graf hat es mal versucht«, hatte der alte Mann im Grundbuchamt gesagt.
    Das Ziel des Unbekannten war mir jetzt klar. Er hatte es auf die Kirche abgesehen. Wenn er aus dem Stamm der Este war, würde schon seine Veranlagung dafür sorgen, dass ihm jedes Mittel recht war, um ... ja, was zu erreichen?
    »Rache ...«, sinnierte Gerda, nachdem sie meine Zusammenfassung gelesen hatte. »Es ist Rache. Und dafür braucht man Macht und Geld. Wie heißt es so schön? Rache ist teuer. Alles deutet also auf ... auf diesen Anwalt hin.«
    Es deutete einiges darauf hin. Trotzdem war das nicht logisch.
    »Der würde sich doch nur selbst schaden. Die Pfründe der Kirche sind in den Büchern festgeklopft. Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert, und warum hätte er als Vorstandsmitglied der Vatikanbank einen Grund dafür?«
    »Ganz einfach«, trällerte Gerda fast zynisch, »kennst du die Geschichte seiner adligen Frau? Nein. Du kannst ja mal versuchen, dich kundig zu machen. Ich wette, darüber wirst du bei diesen vertrackten Stammbäumen ein alter Mann. Aber vielleicht findest du ja dabei raus, dass du selbst mit dem preußischen König verwandt bist.«
    Ich schluckte einen Zornausbruch hinunter. Diese Art von weiblicher Logik war mir zuwider.
    Das Telefon klingelte. Gerda nahm ab.
    »Für dich.« Sie hielt mir den Telefonhörer hin und deckte dabei das Mikrofon zu. »Woher weiß der, dass du hier bist? Du bringst uns wirklich in Gefahr.«
    Es war Dr. Simonte, der wissen wollte, warum ich ihm heute die Dokumente nicht übergeben hatte.
    »Soll ich Ihnen jetzt sagen, dass sie abhanden gekommen sind?«
    Ich hörte ihn durchatmen.
    »Verarschen Sie mich nicht! Sie haben sie immer noch. Also, wann bekomme ich die Schriftstücke?«
    »Wenn Sie mir ein Interview für meine Zeitung geben.«
    Ich sah ihn förmlich den Hörer an die Schulter drücken und sich eine Zigarette anstecken.
    »Was soll das? Und wenn nicht?«, klang er ungehalten.
    »Dann erscheint der Artikel bundesweit ohne Ihre Meinung.«
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er sich zu einer Antwort durchgerungen hatte. »Ich melde mich.« Dann knackte es.
 
    »Bist du denn jetzt total übergeschnappt? Ich denke, die Dokumente sind wieder beim Ordinariat. Und jetzt benutzt du sie noch als Druckmittel? Der Kerl ist unberechenbar. Du hast ihn praktisch gezwungen, jetzt etwas zu unternehmen.«
    Gerda stand wie eine Furie im Raum und ballte die Fäuste.
    »Genau das will ich. Er muss was unternehmen. Aber nicht gegen uns, sonst fällt alles auf ihn zurück, dafür habe ich gesorgt.«
    »Warum treffe ich nur Wahnsinnige?«, seufzte sie und goss sich einen großen Cognac

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