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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Habe ihn mal in Italien getroffen«, begann ich meinen Köder auszulegen.
    Er spülte ein Bier hinunter und entfernte den Schaum aus seinem Schnauzbart.
    »Dr. Simonte ist ein bekannter Mann in der Stadt. Er ist der Geschädigte durch den Sparkassenskandal.«
    »Das wird ihn wohl kaum umbringen, bei seinem Vermögen«, paarte ich nicht vorhandenes Wissen mit gespieltem Desinteresse.
    Er schüttelte den Kopf. »Da habe ich aber andere Informationen. Wenn die Bank nicht schnellstens den Verlust ausgleicht – und das würde ein Schuldanerkenntnis bedeuten –, dann ist seine Gesellschaft kaputt. Was glauben Sie, warum er die Pachten drastisch anheben musste?«
    Das war allerdings eine Konstellation, die ich nicht bedacht hatte und die mich Simonte in einem anderen Licht sehen ließ.
    Die Frage, die es jetzt zu klären galt, war: Waren die Unterschlagungen, unabhängig von einer Schuldzuweisung, gezielt auf die Konten des Doktors gerichtet gewesen, oder waren sie ohne Ansehen der Person erfolgt?
    Ich hatte laut gedacht.
    »Wie es aussieht, hatte man es gezielt auf Dr. Simonte abgesehen«, enthob mich der junge Kollege weiterer ausgesprochener Betrachtungen. »Haben Sie eine Vermutung?«
    Die hatte ich, behielt sie aber für mich und verneinte.
    »Können Sie sich vorstellen, dass so etwas der Bankdirektor allein gemacht haben soll?«
    Der Kollege kam mit seiner Frage meinen Gedanken sehr nahe. Nur war es für mich unerheblich zu wissen, wie wer was gemacht hatte. Einzig der Profiteur im Hintergrund interessierte mich. Der Rest war Sache der Staatsanwaltschaft.
    Es wurde Zeit, dass ich mich an die Aufarbeitung der Informationen von Pater Lutz machte.
 
    Gerda saß am Computer. »Hi, ich soll dich ganz fest von Lisa drücken. Wir haben gerade miteinander gemailt.
    Du hast auch eine, von der Redaktion, glaube ich.«
    Sie schob mir das Gerät hin.
    »Kannst Lisa zurückholen. Besteht keine Gefahr mehr«, murmelte ich, während ich meine Mail las.
    Wenn ich mich auch manchmal über den Verwaltungsaufwand meines Großverlages ärgerte, so war es in meiner Angelegenheit von Vorteil, über eine ganze Reihe von Spezialisten zu verfügen, die genau wussten, wo zu suchen war.
    Meine Urlaubsvertretung, der ich die Dokumente geschickt hatte, hatte meine begleitende E-Mail richtig interpretiert. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
    Dr. Simonte war der Adoptivsohn eines kinderlosen Advokatenpaares aus Rom. Er hatte italienisches und deutsches Recht studiert und in der Münsterstadt promoviert. Sein juristischer Schwerpunkt lag in der Beratung des italienischen Adels, für den er auch mit drei Kanzleien in Rom, Modena und Mailand die Verwaltung von Liegenschaften im In-und Ausland führte ...
    »Was heißt außer Gefahr?«, unterbrach mich Gerda.
    Ich erklärte ihr, was mit Simonte los war und dass der momentan froh sein würde, wenn ihm keiner etwas tat.
    »Das glaubst du doch selbst nicht? Nix da, Lisa bleibt, wo sie ist.«
    »Weiber ...«, stöhnte ich und widmete mich weiter der Mail.
     ...vormals verheiratet mit einer Comtessa Paola Beatrix Maria von Piemont und Carrara. Geschätztes Vermögen: einige Millionen. Mitinhaber mehrerer Verwaltungsgesellschaften, Vorstandsmitglied der Sparkasse und der Bank Ambrosio, der Vatikanbank.
    »Wenn der Angst davor hat, dass ihm jemand was tut, dann bin ich Mutter Teresa«, kommentierte Gerda den Steckbrief.
    In der Tat vereinte dieser Mann ein ansehnliches Potenzial an Macht auf sich. Umso weniger mochte ich glauben, dass ihn ein Sparkassendirektor ohne weiteres betrügen konnte und dass er ohne handfestes eigenes Interesse für einen Klienten persönlich in dessen Vergangenheit stöberte.
    Der Mann war zu gläsern, um ehrlich zu sein. Meine Erfahrung hatte mich gelehrt, dass Menschen in höchsten Positionen selten das waren, was sie in der Öffentlichkeit als Bild von sich zeichneten. Manche brachten es darin zu einer Perfektion, die den größten Illusionisten der Zeit zur Ehre gereicht hätte.
    Es galt die Auswertung von Pater Lutz in mein Bild vom großen Unbekannten zu integrieren. Beim Mitschreiben war mir bereits klar geworden, dass nur diese Recherchen zu dem Ziel hinführen konnten, der Hintergrundperson zumindest ein schemenhaftes Gesicht zu geben.
 
    Er hatte zumindest geschafft, dem namenlosen Doktoranden eine Identität zu geben.
    Demnach war der Mann als Giorgio Michaele Rinaldo Estance 1817 in Modena als zweiter Sohn des Marchese d’Este geboren worden. Da er früh

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