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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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der üblich-freundlichen Drohbriefe der Sparkasse, wenn nicht ... dann.
    »Als ich mir keinen Rat mehr wusste«, Gerster griff nach einer Loseblattmappe, »machte mir eben dieser Direktor ein Angebot, für das es aber nichts Gedrucktes, sondern nur meine persönlichen Aufzeichnungen gibt.«
    Es waren handschriftliche Notizen auf kariertem Papier.
    »Dieses Angebot lautete, dass eine Tilgungsfreistellung erfolgen könne, wenn ich ihm stillschweigend Informationen über Dr. Simonte und seine adlige Frau beschaffen würde.«
    Er legte mir den nächsten Schnellhefter hin.
    »Das sind diese Informationen, die ich als Sicherungskopie noch auf Diskette habe.«
    Es waren Schreiben, die allesamt an die Privatadresse des Bankdirektors gerichtet waren.
    »Und, was haben Sie herausgefunden? Die Informationen hätte ich auch gerne.«
    Er grinste das erste Mal, seit ich ihn kannte, mit einem schelmenhaften Lächeln. »Viel, aber nicht alles. Zu spät wurde mir klar, was der Direktor damit vorhatte. Dr. Simonte ist ein angesehener Mann in Rom, und dort vor allem als Berater des Vatikans. Seine Verwaltungsgesellschaften laufen alle in einer Holding zusammen, die zur Hälfte der Bank Ambrosio und zur anderen – und jetzt hören Sie genau zu – der Familie derer von Piemont gehört.«
    Piemont? Irgendwo hatte ich den Namen schon mal gehört. War nicht die Frau von diesem Anwalt Dr. Simonte eine Comtessa von Piemont?
    »Stimmt«, bestätigte Gerster meine Gedanken. »Darin lag auch das Problem, dass der Bankdirektor mit mir nicht zufrieden war. Aber ich lief bei der Recherche nach dem Stammbaum der Comtessa ständig ins Leere. Ich bin mehrfach auf eigene Rechnung nach Italien gefahren, aber sobald ich nur den Namen erwähnte, fielen alle Türen ins Schloss.«
    »Und dann haben Sie den Professor um Hilfe gebeten.«
    Er stand auf, lehnte sich auf die Fensterbank und schaute in den Sonnenuntergang.
    »Langsam. Da trafen Umstände zusammen, die weder der Professor noch ich steuern konnten.«
    Er goss uns nach.
    »Der Lebensgefährte von Gerda Solvay hatte finanzielle Probleme. Es gab anscheinend finanzielle Differenzen mit der Bank und dem Verpächter. Darauf musste der Kerl seinen Laden schließen. Das Eis-Café.«
    Gerster drehte in einer Ecke ein Ventil auf und zündete die Gasstrümpfe in den Lampen an.
    »Ich bat den Professor um Hilfe. Aber der lehnte ab. Wie ich leider zu spät erfuhr, war er im Auftrag Dr. Simontes bereits an deren Stammbaum, um sozusagen die Schulden dieses Taugenichts abzuarbeiten.«
    Es folgen zwei weitere Flaschen Bier aus dem Ofen.
    »Dann, es war ein paar Wochen vor seinem Tod, bot er mir doch plötzlich Hilfe an, unter der Bedingung, dass ich seine Unterlagen versteckte und nur im Notfall verwenden würde.«
    Er schob mir den nächsten Schnellhefter hin.
    »Dann beging ich einen Fehler, weil ich die Zusammenhänge nicht begriff. Ich informierte den Bankdirektor über die Ergebnisse der mir anvertrauten Unterlagen.« Sein Gesicht legte sich in Sorgenfalten. »Ich konnte nicht anders, sonst wäre ich mein Haus los gewesen.«
    »Und zu welchem Ergebnis war der Professor gekommen?«
    Seine Hand zitterte, als er das Schnapsglas zum Mund führte. »Dass die Comtessa gar keine ist. Sie ist eine entfernte Verwandte von irgendeinem Adelsgeschlecht, dem mal um 1800 sehr viel Land gehört hat, aber eben nicht adlig. Hier drin sind die Aufzeichnungen von Solvay.«
    Ich schlug die Mappe auf. Zuerst fiel mir der Stammbaum auf, der aus der Wohnung entwendet worden war.
    Gerster sah meinen fragenden Blick, als ich das Papier öffnete.
    »Ja, ich habe das Ding gestohlen. Es fehlte als Schlüssel der hier bereits verwahrten Unterlagen. Pater Lutz, dem ich das gebeichtet habe, hat mir geraten, alles Ihnen zu überlassen. Ich war schon drauf und dran, es zu vernichten.«
    Um das alles auf die Reihe zu bekommen, benötigte ich frische Luft.
    An der Hauswand stand eine Bank aus halbierten Baumstämmen, von der aus man die Lichter der Stadt funkeln sah. Am Horizont verschwammen die Konturen der Vogesen in den ersten Schatten der Nacht.
    Gerster saß über mir im geöffneten Fenster und blies laut den Rauch einer Zigarette in die Luft.
    »Was geschah dann?«, fragte ich, ohne hochzuschauen.
    Er schnipste die Kippe in die Landschaft.
    »Das übliche Spiel. Der Banker erpresste Simonte. Der trat die Hälfte seiner Pachtverträge an die Bank ab und sann auf Rache.«
    »Wozu musste der Banker dann noch den Betrug begehen?«
    Das

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