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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Handrücken, als wolle er etwas fortwedeln.
    Margot zündete das Zigarillo an. »Weil ich nur eine dumme Leserin bin, die sich nicht vorstellen kann, was der Artikel hergeben soll. Wo ist denn da überhaupt die Schlagzeile? Ein paar Tote, ein bisschen Krach am Münster. Dokumente, die noch nie jemand gesehen hat, die aber jeder haben will. Spekulationen und Lügen in jeder und aus jeder Ecke. Selbst ein guter Journalist wie Gerd – ich hoffe, dass du das bist – kann bei diesem Wust an Informationen, die kommen und sofort wieder nicht mehr stimmen, höchstens einen Science-Fiction-Roman daraus machen.«
    Sie warf den Kopf in den Nacken, als wolle sie fragen: Na, wie habe ich das gemacht?
    Lutz schaute mich fragend an. Ich hob die Schultern. Margot hatte ja recht. Der Pater war dabei, mich als sein Werkzeug zu benutzen, ohne mich mit den wichtigen Fakten zu versorgen. Ich kam mir vor wie beim Erlernen des Blindschreibens auf einer Schreibmaschine. Den Schülern verband man auch die Augen, um ihren Tastsinn zu üben.
    »Also gut«, lehnte sich Lutz zurück. »Ich war bisher der Meinung gewesen, dass Sie sich schon Ihr eigenes Bild aus all den Informationen gemacht haben. Aber wenn dem nicht so ist ...«
    Er steckte den Federkiel wieder an seinen Platz. »Wenn es Sie nicht zu sehr anstrengt, fange ich noch mal ganz von vorne an. Machen Sie sich aber besser Notizen. Wiederholen werde ich mich nicht.«
    Er kramte in einem Sekretär, der in der Nähe des Kamins stand, und kam mit einer Bonbonniere aus Porzellan zurück.
    »Möchten Sie auch welche?«, bot er Margot Pralinen an. »Sind aus Piemont von einem Freund, der so etwas Ähnliches betreibt wie Sie. Probieren Sie. Vielleicht kommen Sie hinter sein Geheimnis, wie man so etwas Vorzügliches auch hier herstellen kann.« Und zu mir: »Sie dürfen nicht, sagt der Arzt.«
    Nachdem die beiden sich ausgiebig über den Geschmack dieser »Köstlichkeiten«, wie Margot bewundernd anerkannte, ausgelassen hatten, kam er zum Thema.
    »Dass ich als Nachkomme dieser Linie der Este meinen Lebenszweck darin sehe, unser angestammtes Vermögen wieder zusammenzuführen, habe ich bereits erwähnt. Übrigens, dieses kleine Schlösschen gehört auch zu meiner Stiftung. Es war nicht ganz einfach, in Deutschland die nötigen Originale zu finden, da während des Krieges einiges verloren gegangen ist oder an einen anderen Ort ausgelagert wurde. Um es kurz zu machen, es dauerte ein paar Jahre, dann besaß ich alle noch existierenden Originale.
    Der Professor kam bei seinen Recherchen, ob jetzt zufällig oder gezielt, dahinter, dass es noch einen legitimen Nachfolger der Este geben musste, und er kam meinem Bruder sehr, sehr nah. Aber das störte mich nicht, denn alles, was er hätte finden können, hatte ich. Im Gegenteil, ich half ihm noch mit Rat und Tat. Es beunruhigte mich auch nicht, dass durch seine Prophezeiungen Simonte und der Banker aufgeschreckt wurden und plötzlich auch hinter den Dokumenten her waren. Dadurch konnte ich meine »Möchtegern-Gegner« beobachten und gezielt in die Irre führen.
    Das klappte auch ganz gut, bis der Professor plötzlich tot war, Sie auftauchten und Gerster von geheimnisvollen Dokumenten berichtete, die er aus der Wohnung des Professors holen musste. Ich erteilte ihm Gottes Segen und folgte ihm. Ich wartete auf dem Treppenabsatz im darüberliegenden Stockwerk. Kurz nachdem er Solvays Wohnung verlassen hatte – ich war gerade dabei ihm zu folgen –, drang jemand in das Haus ein und öffnete die Wohnung. Wer es war, konnte ich nicht erkennen, denn er oder sie hatten kein Licht im Hausgang gemacht. Ich hörte nur, dass der Einbrecher lautstark die Wohnung durchsuchte. Nach etwa fünfzehn Minuten verschwand er, und ich ging in die Wohnung. Die Tür stand offen. Ich fand den Zettel auf dem Küchentisch und informierte sie.«
    Er verteilte wieder Pralinen an Margot und sich. »Nehmen Sie ruhig, ich habe immer einen Vorrat in der Küche.«
    Schmatzend leckte er sich die Finger ab.
    »Am nächsten oder übernächsten Tag, ich weiß es nicht mehr, bat mich Gerster, die entwendeten Unterlagen bei mir aufzubewahren. Die waren ihm zu heiß geworden. Da ich mir nicht vorstellen konnte, dass diese für mich von Bedeutung waren, wimmelte ich ihn ab und sagte ihm, er solle sie Ihnen übergeben. Es war ein Fehler von Ihnen und ein Glück für mich, dass Sie sie auch nicht haben wollten.«
    Die Bonbonniere war leer, und er klingelte mit einer Porzellanglocke.
    Die

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