Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
Vom Netzwerk:
Jahreszahlen versehen waren. Das musste erst einmal genügen.
    Kurz vor dem Andruck kam die telefonische Bestätigung.
    »Sie dürfen vorerst hinterm Deich bleiben. Können von Glück sagen, dass hier ein paar Latein und Italienisch können. Gut gemacht, und Sie sind für den Fall abgestellt. Ihr Urlaub ist damit beendet.«

32

    Der Abend und die Nacht hätten nicht frostiger sein können, wenn ich auf einer Parkbank, zugedeckt mit der Samstagsausgabe meiner Zeitung, übernachtet hätte.
    Frau Hofmann senior war zu einer Freundin in den Schwarzwald gefahren, und Margot richtete mir wortlos das Gästezimmer.
    So saß ich lange in der Küche und überdachte die letzten Tage bei einem Kasten Bier. Auf der einen Seite war ich stolz, seit langem mal wieder eine Story zu haben, die mich auf die Titelseite brachte. Auf der anderen musste ich Margot recht geben. Ich hatte den Artikel geschrieben, weil es für mich die einzig logische Aktion für Lutz war, die Hintermänner aufzuscheuchen, um an das Testament zu kommen. Für mich war es unerheblich, was dieses Papier enthielt. Ich fand es nur logisch und konsequent, dass sich ein Geschäftsmann wie der Pater bei seinem Vorhaben nach allen Seiten absicherte. Mein Kobold, den ich lange nicht mehr hatte zu Wort kommen lassen, sagte mir, dass die Chance für Lutz ohnehin gleich null war.
    Und wenn sie doch größer waren? Dann verstand ich Margots Bedenken.
    »Bestrafst du dich jetzt selbst?«, weckte mich Margot. Ich war im Wohnzimmer auf der Couch eingeschlafen und hatte mich mit Zeitungen zugedeckt. »Ich mache dir einen extra starken Kaffee mit Aspirin. Das hilft gegen einen Kasten Bier.«
    Mein Katerfrühstück verlief genauso schweigend wie die Stunden davor. Nur lächelte Margot wieder und beobachtete, ob und wie ich litt.
    »Holst du den Wagen?«, fragte sie über den Rand ihrer Tasse hinweg.
    »Ja. Ich nehm den Zug bis Offenburg. Dann den Bus.«
    Sie nickte. »Gut. Versuch, bis drei Uhr zurück zu sein. Ich brauche das Auto. Habe einen Termin beim Anwalt ... wegen der Salmonellengeschichte. Die versuchen uns jetzt fertigzumachen. Ich bestell dir ein Taxi zum Bahnhof. Hauch aber den Fahrer nicht an, sonst ist er fahrunfähig.«
 
    Am Kiosk kaufte ich mir unsere und die lokale Zeitung. Ich hatte eine Viertelseite auf dem Titel mit einem Verweis auf den Wirtschafts- und Geschichtsteil. Hier hatten meine Kollegen Fleißarbeit geleistet. Der wirtschaftliche Bereich befasste sich mit den Zahlen der Münsterstadt und ihrem wirtschaftlichen Potenzial. Industrie, Handel, Dienstleistungen und der Zustand der Stadtkasse wurden unter die Lupe genommen.
    Der Geschichtsteil war chronologisch seit der Gründung bis 1945 geordnet.
    Die Lokalpresse hatte meinen Artikel verschämt unter den Stadtnachrichten im hinteren Teil versteckt, aber ihren eigenen bissigen Kommentar dazugegeben.
    »Wollen Sie nach Straßburg, den Wagen holen?«, fragte eine Stimme hinter mir, als ich die Fahrkarten lösen wollte.
    Es war Simonte.
    »Kommen Sie. Ich bringe Sie hin. Da haben wir Zeit zu reden. Mein Wagen steht vor dem Eingang.«
    Ich zögerte. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, mein Fahrtziel ihm zu überlassen.
    »Was ist?«, drängte er. »Ich habe Ihnen eines ausgewischt, und Sie haben doppelt zurückgeschlagen. Da habe ich doch das moralische Recht, ein paar Worte mit Ihnen zu wechseln. Oder?«
    Widerwillig folgte ich ihm.
    »Kompliment für den Artikel«, lächelte er, als der Jaguar auf die Autobahn beschleunigte.
    »Was bekommt ein Journalist dafür, auf der Titelseite gedruckt zu werden? Die Recherche kostet doch Zeit und Geld.«
    »Ein Gehalt«, knurrte ich. Seine süffisante Art, Gespräche einzuleiten und wie ein ferngesteuertes Auto zu dirigieren, lösten bei mir Widerstände und Aggressionen aus.
    »Ich hatte Sie gleich richtig eingeschätzt, aber den Ernst der Lage unterschätzt.«
    Bei Tempo zweihundert dirigierte er den Wagen mit zwei Fingern und suchte in der Konsole nach Zigaretten.
    »Sie verweisen in Ihrem Artikel auf eine Interessengruppe, die rechtliche Möglichkeiten gefunden hat, sich ein altes Erbe zurückzuholen. Es hat wohl keinen Sinn, Sie nach dem Ursprung Ihrer Informationen zu fragen?«
    Ich sah ihn von der Seite an und zog die Augenbrauen hoch.
    »Schon gut. War ja nur eine Frage. Ich bin ja selbst schuld, dem Professor nicht geglaubt zu haben. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass jemand den alten Herrn in die Irre geführt hat – oder er mich. Ich hätte

Weitere Kostenlose Bücher