Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
deutsch angesehen wird, es mag sein, dass er die Interessen Hannovers zu weit in den Vordergrund stellt – und er könnte sich endlich mal dazu bequemen, vernünftig Englisch zu lernen. Aber es gibt gar keine Alternative. Bei diesem ganzen Gerede von Umsturz ist niemals der Gedanke aufgekommen, dass England ganz ohne König regiert werden soll – aber es war auch niemals eine andere Person im Gespräch, die Georgs Stelle einnehmen sollte."
"Du meinst also, die ganze Verschwörungstheorie ist reine Erfindung?"
"Ja, könnte doch sein. Eine sichere Methode, um Lord Hamilton Graham aus dem Weg zu räumen ..."
Es war tags drauf am Nachmittag, als Hazel ein Klopfen an der Wohnungstür vernahm. Sie war erst in einigen Stunden mit Kirby verabredet, aber dass er schon einmal unangemeldet gekommen war, veranlasste sie, vorsichtshalber das Mädchen in die Dienstbotenräume zu schicken.
Hazel öffnete die Tür und erstarrte.
Draußen stand - lässig an das Treppengeländer gelehnt - der Bischof von London. "Wir machen bei den Mitgliedern unserer Gemeinde gelegentlich auch Hausbesuche", lächelte er. "Guten Tag - Mrs. Shandelton."
Hazel starrte ihn reglos an.
"Darf ich hereinkommen?", fragte er schließlich sanft. Und als Hazel immer noch zauderte: "Oder haben Sie ... Besuch?"
"Nein", versicherte Hazel hastig, "das ist es nicht ..."
Er wartete.
Hazel seufzte resigniert. "Kommen Sie", sagte sie und wandte sich ab.
Lord James folgte ihr. Als er in den geschmackvoll als Damensalon eingerichteten kleinen Raum kam, stand Hazel am Fenster und starrte hinaus.
"Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen mich nicht suchen!", sagte sie tonlos.
"Nun – suchen musste ich Sie nicht eigentlich", erwiderte er ehrlich. "Der Antrag auf Erteilen einer Sonderlizenz für Ihre Heirat landete direkt auf meinem Schreibtisch. Leutnant Shandelton als Ehemann, der Marquis of Wainwright als Trauzeuge – es hat allerdings einige Tage gedauert, bis ich auf die Idee kam, Kirby könnte Sie in seinem altem Liebesnest einquartiert haben. Es ist nicht ohne gewisse Pikanterie, feststellen zu müssen, dass der Marquis seine Geliebten schneller wechselt als die Wohnung, die er ihnen zur Verfügung stellt."
Hazel wandte sich entschlossen um und hatte schon für eine trotzige Verteidigungsrede angesetzt, hielt aber inne, als sie den warmen Blick seiner braunen Augen sah.
"Ach, Mrs. Shandelton", meinte er, "jedes Mal, wenn ich mich eben an Ihren neuen Namen gewöhnt habe, haben Sie schon wieder einen anderen."
Hazel blickte zu Boden. "Ich bin nicht verheiratet", erklärte sie. "Leutnant Shandelton ist gestorben, bevor wir getraut werden konnten."
Er schwieg dazu.
"Warum sind Sie hier?", fragte sie.
"Die Frage ist doch viel eher: warum sind Sie hier?", erwiderte James leise.
Hazel wandte sich wieder zum Fenster. "Ich brauchte einen neuen Namen und wollte finanzielle Sicherheit. Ich habe keine bessere Möglichkeit gesehen."
"Wenn das Ihre Gründe sind, dann will ich Ihnen eine andere Möglichkeit bieten", lächelte er. "Heiraten Sie mich!"
Hazel starrte ihn entgeistert an. "Das können Sie unmöglich ernst meinen!", sagte sie schließlich.
"Doch. Ich habe es mir gut überlegt. Außerdem bin ich der Meinung, dass Sie zu schade sind, um das Schicksal aller von Kirby abgelegten Geliebten zu erleiden. Ich kenne ihn schon länger als Sie: seine Leidenschaft – ich habe es ja eben schon angedeutet – dauert meist nur einige Monate an. Haben Sie schon mal daran gedacht, wie es weitergeht, wenn Kirby Ihrer überdrüssig geworden ist? Vielleicht findet Kirby einen Mann, der Sie ihm abnimmt, er scheint ja eine gute Hand im Aufspüren von sterbenden Offizieren zu haben. Aber viel wahrscheinlicher ist, dass Sie einfach nur an den nächsten Liebhaber weitergereicht werden und mit jedem Mal wird ihr Galan weniger reich und weniger vornehm sein, bis irgendwann Ihre zarte Schönheit verblüht, Ihre jugendliche Naivität längst frivoler Berechnung gewichen ist und Sie schließlich mit Syphilis in der Gosse landen. Wenn ich all das verhindern kann, indem ich Sie heirate, dann will ich das gerne tun."
"Sie können mich nicht heiraten! Sie wissen nicht, wer ich bin!"
"Macht das einen Unterschied? Was könnte denn schlimmstenfalls passieren?"
"Sie wären gesellschaftlich ruiniert!"
"Als Bischof bin ich wenig in Gefahr von der guten Gesellschaft geschnitten zu werden."
"Sie würden beim König in Ungnade fallen!"
"Beim König? Interessant. Aber Sie
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