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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Stapel Post auf der Ladentheke hatte mich abgelenkt. Nach drei Rechnungen stieß ich auf den Umschlag mit Alinas Tagebuchseite. Die restliche Post blieb auf dem Ladentisch liegen, die Monatszeitschriften waren noch eingepackt.
    Ich schloss die Augen und rieb sie. Ich hatte dieses Tagebuch verzweifelt gesucht – ich wollte es finden, bevor es jemand anders tat, aber ich war zu spät gekommen. Irgendjemand hatte es vor mir in die Hände bekommen.Ein anderer kannte jetzt ihre geheimsten Gedanken und all die Erkenntnisse, die sie gewonnen hatte, seit sie Irlands feenverseuchten Boden betreten hatte.
    Welche Geheimnisse enthüllte ihr Tagebuch sonst noch – abgesehen von der kaum schmeichelhaften Beschreibung meiner Wenigkeit? Hatte sie ihrem Tagebuch die Standorte der Heiligtümer oder Relikte, die wir brauchten, anvertraut? Wusste noch jemand von dem Sinsar Dubh und von der Art, wie es sich fortbewegte? Hoffte mein anonymer Gegner wie ich, das Buch ausfindig zu machen?
    Das Telefon klingelte – eine Nummer aus Dublin. Ich ignorierte es. Jeder, der mir wichtig war, hatte meine Handynummer. Alinas Handschrift zu sehen, ihre Worte im Geiste zu hören, während ich sie las, hatte mich umgehauen. Ich war nicht in der Stimmung, mit Kunden über Bücher zu reden.
    Das Klingeln hörte endlich auf, aber nach drei Sekunden begann es von neuem.
    Als es zum dritten Mal wieder anfing, nahm ich den Hörer ab, nur damit der Apparat schwieg.
    Es war Christian MacKeltar, der wissen wollte, was vorgestern Abend mit mir los gewesen war und warum ich auf keinen seiner Anrufe reagiert hatte. Ich konnte ihm schlecht erzählen, dass mich ein lebendes Buch in die Knie gezwungen hatte. Dass ich damit beschäftigt gewesen war, meinen Arbeitgeber zu beobachten, als er eine Leiche herumgetragen hatte, und einem Mordermittler süchtig machende, kannibalische Sandwichs serviert hatte, um ihn zu meinem Informanten zu machen und in der Stadt herumzuführen, damit er sich die Monster anschaut. Und dass ich gerade jetzt gelesen hatte, wie versessen meine Schwester auf Sex mit demUnhold gewesen war, der all die Monster in unsere Welt schleuste.
    Nein, ich war ziemlich sicher, dass all das einen Mann, der, wie ich hoffte, eine wertvolle Informationsquelle für mich sein könnte, abschrecken würde.
    Deshalb bot ich ihm ein buntes Bouquet aus Lügen an und verabredete mich für den Abend mit ihm.

    Als ich das Haus verließ, um Christian zu treffen, hatte sich Barrons immer noch nicht blicken lassen, und darüber war ich froh. Ich war noch nicht bereit, ihm gegenüberzutreten.
    Ich schloss den Buchladen ab und ließ meinen prüfenden Blick zu der Dunklen Zone schweifen. Drei Schatten tasteten den Rand des Lichtkegels ab. Der Rest glitt und huschte in der Dunkelheit umher. Nichts hatte sich geändert. Die Dunkelheit war nach wie vor ihr Gefängnis.
    Ich wirbelte entschlossen nach links und machte mich auf den Weg zum Trinity College, in dem Christian im Institut für Altsprachen arbeitete. Ich hatte ihn vor ein paar Wochen kennengelernt, als Barrons mich losgeschickt hatte, um einen Umschlag von der Leiterin des Instituts abzuholen. Sie war nicht im Haus gewesen, und an ihrer Stelle hatte mir Christian den Umschlag gegeben.
    Dann waren wir uns ein zweites Mal vor einer Woche in einem Pub begegnet, wo er mir überraschenderweise eröffnete, dass er meine Schwester gekannt hatte und wusste, was sie und ich waren. Unsere Unterhaltung wurde rüde von Barrons unterbrochen, der mich anrief, um mich zu warnen: Die Jäger seien in der Stadt, und ich solle auf schnellstem Wege in den Buchladenkommen. Ich hatte mir vorgenommen, Christian gleich am nächsten Tag anzurufen und herauszufinden, was er sonst noch wusste, aber auf dem Heimweg wurde ich von den Jägern in eine Sackgasse getrieben und von Mallucé entführt. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich alle Hände voll zu tun hatte, um mein Leben zu kämpfen. Und neulich hatte mich die lähmende Begegnung mit dem Sinsar Dubh davon abgehalten, Christian wiederzusehen. Ich wollte unbedingt erfahren, was er wusste.
    Ich schob mir die Locken aus der Stirn und lockerte sie mit den Fingern auf. Wieder hatte ich mich schöngemacht und einen glänzenden Seidenschal durch mein Haar gewunden, im Nacken festgebunden, die bunten Enden über die Schultern gelegt und über meinem Dekolleté lose geknotet. Ich

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