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Im Schloss des spanischen Grafen

Im Schloss des spanischen Grafen

Titel: Im Schloss des spanischen Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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draußen auf der Terrasse. Er lehnte an einem Pfeiler und schaute mit versteinerter Miene hinauf in den sternenübersäten Nachthimmel. Unsicher blieb Jemima in der Tür stehen. Das Licht der Deckenlampe setzte silberne Akzente auf ihre Locken, ließ das Blau ihrer Augen noch dunkler erscheinen und betonte die Verletzlichkeit ihrer vollen Lippen.
    „Ich hätte vermutet, dass du längst schläfst.“ Alejandro warf ihr einen kühlen Blick zu.
    „Wie sollte ich? Ich mag es nicht, wenn man mir ein Schuldgefühl einredet, obwohl ich nichts Falsches getan habe.“
    „Lass uns doch besser nicht wieder davon anfangen, mi dulzura.“
    „Das hat Marco ja wirklich clever hinbekommen.“ Mit gereckten Schultern und steifem Rücken stand Jemima da. „Indem du dich entschieden hast, ihm zu glauben statt deiner Frau, hast du ihm die Macht in die Hand gegeben, dich auf ewig zu quälen.“
    Alejandro schwang abrupt zu ihr herum, den Körper vorgebeugt wie ein Panther, der zum Sprung ansetzte. Auch wenn seine Miene kaum eine Regung zeigte, sprühten seine Augen Funken. „Niemand quält mich!“
    „Na schön, aber mich quält es!“ Sie war bereit, den Spieß umzudrehen und den Rückstoß hinzunehmen, solange es nur Alejandro dazu brachte, ihr zuzuhören. Sie eilte zu ihm auf die Terrasse. „Zwischen uns hat sich wieder eine Kluft aufgetan.“
    „Wundert dich das?“, fragte er mit beißender Ironie.
    Ihre Wangen brannten. Sie war wütend und verletzt und verbittert, alles zugleich – keine gute Mischung, um beherrscht und taktvoll zu bleiben. Dennoch widerstand sie der Versuchung, ihm noch näher zu kommen, denn zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr nach Spanien hatte sie Angst, von ihm abgewiesen zu werden. „Tu uns das nicht an“, flüsterte sie flehend.
    Abschätzig ließ er den Blick von Kopf bis Fuß über sie gleiten. „Geh wieder zu Bett, bevor wir Dinge sagen, die wir hinterher bereuen“, meinte er kurz angebunden.
    Jemima erkannte, wie sehr er sich beherrschte. Ihr grauste davor, welchen Schaden eine solche Zurückhaltung anrichten würde. Probleme, die man in sich hineinfraß, wurden nur schlimmer. „Ich bereue nichts, ich renne auch nicht davon. Ich will bei dir sein.“
    „Im Moment will ich aber nicht mit dir zusammen sein.“
    Seine Zurückweisung traf sie wie ein Schlag in den Magen. Er hatte einmal gesagt, dass sie wie ein Straßenkater fauchte und kratzte, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte … und so fühlte sie sich jetzt auch. „Nur, weil du dir verbietest, es zu wollen“, forderte sie ihn heraus und tappte auf bloßen Füßen über die kalten Granitsteine auf ihn zu.
    „Manchmal bist du regelrecht kindisch.“ Im Mondlicht bedachte er sie mit einem vernichtenden Blick. „Wenn ich das alles hinter mir lassen könnte … meinst du nicht, ich hätte es längst getan?“
    Die Szenen und Bilder der letzten glücklichen Wochen mit ihm liefen vor Jemima ab. Nicht nur ihr Glück, sondern alles, was ihr wichtig war, stand auf dem Spiel – es ängstigte sie zu Tode. In Gedanken verfluchte sie Marco und wünschte, sie hätte nie Freundschaft mit ihm geschlossen. Vor Alejandro blieb sie stehen. Sie wollte von ihm gebraucht werden, wollte von ihm begehrt werden – wenn das alles war, was sie von ihm haben konnte.
    „Komm mit zu Bett“, wisperte sie und verabscheute sich dafür, dass sie diesen Trumpf ausspielte.
    „Im Moment ist mir auch danach nicht“, wehrte er schneidend ab.
    Sie hatte das Gefühl, aus tausend kleinen Schnitten zu verbluten. Er war zu beherrscht, um laut zu werden, aber das brauchte er auch nicht, oder? Seine Verachtung tropfte in die Wunden und brannte wie Säure. „Warum hast du behauptet, unserer Ehe eine zweite Chance geben zu wollen, wenn du dich jetzt so benimmst?“, schleuderte sie ihm vorwurfsvoll entgegen.
    „Ich habe nie gesagt, dass ich einfach über alles hinwegsehen werde. Unter den gegebenen Umständen, finde ich, habe ich mich sogar äußerst tolerant benommen.“
    „Da bin ich ganz anderer Meinung!“, fauchte sie aufgebracht. Wut schoss mit solcher Wucht durch sie hindurch, dass es sie selbst erschreckte. „Ich denke nämlich, dass du unsere Beziehung genau wie beim letzten Mal ruinierst!“
    Kämpfte sie wie ein Straßenkater, so passte zu ihm der Vergleich eines blitzschnellen scharfen Schwertes. „Ich habe unsere Beziehung ruiniert?“, hakte er sofort klirrend kalt nach.
    „Wenn dir irgendwann nichts anderes übrig bleibt, als zu akzeptieren,

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