Im sinnlichen Bann des Sizilianers
aufgetaucht. Hektisch sprang sie auf und zog sich noch weiter in den Schatten der Olivenbäume zurück. Im Augenblick war sie zu aufgewühlt, um sich unterhalten zu können. Erst recht, wenn es um Caesar ging!
„Mir geht es gut“, rief sie, aber er ließ sich nicht so leicht überzeugen.
„Sieht aber nicht danach aus.“ Mit wenigen, schnellen Schritten war er bei ihr. „Dies war bestimmt ein schwieriger Gang für dich heute. Du hast das großartig gemacht. Ich fand die Zeremonie sehr stimmig.“
Wenn der wüsste! dachte Louise. Das Begräbnis war auf jeden Fall höchst emotional für mich, aber das ist es nicht, was mich aus der Bahn geworfen hat.
Den ganzen Tag über hatte sie es geschafft, die Ereignisse immer wieder als eine Pflicht einzustufen, die erledigt werden musste. So gelang ihr der Spagat zwischen der Trauer um ihre Lieben und der immensen Aufregung, sich den Dorfbewohnern erneut stellen zu müssen, ohne dabei zusammenzubrechen. Sie war stolz auf ihren Sohn, was ihr ebenfalls dabei half, Haltung zu bewahren. Nein, was sie aus der Bahn geworfen hatte, war der gefährliche Kurs, den ihre Gedanken nahmen!
Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen, und in Louises Kopf hatte sich ein hartnäckiger Schmerz festgesetzt, der einfach nicht mehr verschwinden wollte. Die Jungen schliefen bereits. Ollie war sogar mitten im Satz eingenickt, als er seiner Mutter kurz vor der Gute-Nacht-Geschichte aufgeregt von seinen Eindrücken berichtet hatte.
Gähnend machte Louise sich auf den Weg vom Badezimmer zu ihrem Bett. Caesar war noch mit Anna Maria im Salon und besprach mit ihr einen Kurztrip nach Rom, damit Ollie einen Eindruck von der berühmten Stadt bekam. Ohne Zweifel wollte er auf diese Weise seiner Braut einen kleinen Vorsprung einräumen, bevor er selbst in die Suite kam. Nett von ihm, und Louise war ihm dankbar für seine Umsicht. Und sie war auch erleichtert, dass er noch nie versucht hatte, sie zu verführen. Ja, das war sie!
Würde er sich irgendwann eine Geliebte suchen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen? Wie erstarrt blieb sie neben dem Bett stehen und legte eine Hand an die Lippen, weil ihr bei dieser Vorstellung schlagartig übel wurde. Wäre das denn so schlimm? Sicher wäre es das, und zwar wegen Oliver! Ihr Sohn sollte nicht in dem Verständnis aufwachsen, dass so etwas akzeptabel wäre.
Lügnerin! neckte sie eine innere Stimme. Du bist rasend eifersüchtig!
Ihr Herz klopfte so heftig, dass es wehtat, und ihre Kopfschmerzen wurden beinahe unerträglich.
Sie würde jetzt alles für eine Tasse frischen Tee geben! Das half ihr immer, sich zu entspannen. Es gab eine kleine, aber sehr gut ausgestattete Küchenzeile im Wohnbereich der Suite. Dort bereitete Caesar sich kleine Snacks zu, wenn er lange arbeitete und sein Personal nicht mehr stören wollte.
Ganz allgemein war sein Verhalten den Angestellten gegenüber eine echte Offenbarung. Er war ein ausgezeichneter Chef, immer fair und rücksichtsvoll.
Eilig schlüpfte sie in ihren seidenen Morgenmantel, der farblich zu ihrem schlichten Nachthemd passte. Dann durchquerte sie das Wohn- und Arbeitszimmer und steuerte auf die Pantry zu.
Als Anna Maria ihr verkündete, Caesar hätte sie darum gebeten, eine Designergarderobe zusammenzustellen und ins Schloss schicken zu lassen, hatte Louise die Sachen zuerst nicht anziehen wollen. Sie war gekränkt und sauer darüber gewesen, dass er ihr nicht zutraute, sich ihre Kleider selbst auszusuchen. Doch dann besann sie sich auf ihre Position als italienische Herzogin. Das war praktisch ihr neuer Job, und Caesar, beziehungsweise seine Cousine, wussten am besten, welche Basics man dafür benötigte.
Außerdem mochte sie Anna Maria und betrachtete sie bereits als gute Freundin. Es machte Louise nichts aus, dass eine Freundin für sie hübsche Unterwäsche und bezaubernde Kleider aussuchte.
Nachdem sich Louise einen kurzen Überblick verschafft hatte, welche Tee- und Kaffeesorten vorrätig waren, entschied sie sich für Melisse. Allein der Gedanke an das aromatische Getränk linderte ihre innere Anspannung etwas. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich endlich mit der dampfenden Tasse auf den Rückweg in ihr Zimmer machen konnte.
Erschrocken blieb sie stehen, als Caesar plötzlich die Suite betrat. Sein irritierter Gesichtsausdruck verriet, was er von ihrem Überraschungsbesuch in seinem Teil der Räumlichkeiten hielt.
„Entschuldige bitte“, sagte Louise. „Ich wollte mir nur einen Tee
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