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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Veranstaltungen sind gang und gäbe. Ich selbst habe früher als Gast daran teilgenommen. Zugegeben, das war einige Male recht unterhaltsam, aber nach einer Weile verliert das alles seinen Reiz. Man weiß nie, welchen Hintern man streichelt, ob den einer bezahlten Kurtisane oder der Geliebten des eigenen Vaters.“ Er schüttelte sich angeekelt.
    „Wie bezeichnend, dass Sie sich darüber mokieren“, entgegnete sie spitz. „Wieso auch nicht? Kein Mensch fragte je nach den Mädchen, mit denen diese Unholde sich vergnügten, und wenn Sie nicht an diesen Schandtaten beteiligt waren, trifft Sie auch keine Schuld. Aber wenn Sie nichts dagegen unternehmen, verhalten Sie sich ebenso niederträchtig wie die Missetäter, die dieses Verbrechen begehen.“
    „Von welchem Verbrechen sprechen Sie, Lady Carstairs?“
    Sie holte tief Atem. „Sie planen eine Teufelsanrufung in der nächsten Vollmondnacht.“
    Er lachte unbeeindruckt. „Auch dieses Ritual ist mir bekannt. Der Fürst der Finsternis ist dieser Einladung allerdings noch nie gefolgt, so flehentlich er auch angerufen wurde.“
    „Diesmal soll eine Jungfrau geopfert werden, um den Erfolg zu garantieren.“
    Schweigen herrschte jetzt im Raum. Er stellte fest, dass Lady Carstairs in ihrer Aufregung alle Biskuits aufgegessen hatte, und hätte für Nachschub gesorgt, wenn er nicht eine leichte Übelkeit verspürt hätte. „Absurd! Das würden sie nicht tun.“
    „Sie tun es. In den letzten Wochen sind einige junge Mädchen spurlos verschwunden, und es ist kaum anzunehmen, dass sie unbehelligt geblieben sind.“
    „Es liegt mir fern, Ihre Besorgnis zu schmälern, Lady Carstairs, aber in dieser Stadt gibt es eine Menge kriminelle Elemente und Zuhälter, die für das Verschwinden der Mädchen verantwortlich sein könnten, wenn sie nicht sogar aus freien Stücken untergetaucht sind.“
    „Auch wenn Sie sich noch so viele Ausflüchte aus den Fingern saugen, Lord Rohan, einem dieser Mädchen ist mit Sicherheit etwas Grauenvolles zugestoßen, und niemand weiß, wo es gefangen gehalten wird. In sechs Tagen ist bereits Vollmond, und uns läuft die Zeit davon.“
    „Und was hat das mit mir zu tun?“, fragte er kühl. Die Frau war eindeutig verwirrt. Es war eine völlig abwegige Vorstellung, dass angesehene Vertreter des Hochadels so tief gesunken sein könnten! „Sie befinden sich im Irrtum, wenn Sie glauben, ich würde Freunde aus meiner Jugendzeit beschuldigen, solche Schandtaten zu begehen. So etwas ist völlig absurd und hat mit mir nichts zu tun.“
    „Und wenn ich die Polizei davon überzeuge, ihre Versammlung zu stürmen und Ihre Jugendfreunde festzunehmen?“
    „Das wird Ihnen nicht gelingen. Falls die Polizei Ihren lächerlichen Anschuldigungen Glauben schenken sollte, haben diese sogenannten Jugendfreunde nichts anderes verdient, würde ich sagen. Ich bin und war sozusagen nie der Hüter meines Bruders.“
    „Auch dann nicht, wenn einer der Organisatoren tatsächlich Ihr Bruder ist?“
    Er war drauf und dran, dieser unerfreulichen Unterhaltung ein Ende zu bereiten, nach Richmond zu klingeln und ihn zu bitten, die Dame zur Tür zu begleiten. Aber etwas hinderte ihn daran, und sein Blick schärfte sich. „Wovon fantasieren Sie jetzt wieder, Lady Carstairs?“
    Aber sie fantasierte nicht. Ihr Blick war klar, ihr Tonfall ruhig und sachlich, trotz ihrer ungeheuerlichen Anschuldigungen. „Ihr Bruder, Lord Brandon Rohan, Leutnant in der Armee ihrer Majestät, vor Kurzem aus dem afghanischen Krieg heimgekehrt, ist an den Umtrieben des Satanischen Bundes beteiligt. Niemand scheint zu wissen, wer den Vorsitz führt und für die ruchlosen Missetaten verantwortlich ist, aber Ihr Bruder nimmt willig daran teil. Früher oder später fliegt dieser Geheimbund auf, dafür werde ich sorgen. Und ich warne Sie, ich bin eine sehr hartnäckige Frau und gebe nicht auf, bis diese Verbrecher zur Rechenschaft gezogen werden. Im Übrigen sollte man meinen, dass Ihr Bruder eigentlich genug gelitten hat.“
    Er sah sie verständnislos an, wirre Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf. So entsetzlich diese Vorstellung auch war, sie ergab einen Sinn. Brandon ließ sich nur selten im Haus blicken und war ungewöhnlich verschwiegen. Er magerte immer mehr ab, wirkte bleich und hohlwangig. Seine Kriegsverletzungen schienen sich zu verschlimmern, statt zu heilen. Er hinkte deutlich stärker, was wohl auf seinen exzessiven Lebenswandel zurückzuführen war, bei dem er sich die Nächte in

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