Im Sog der Sinnlichkeit
einig“, erklärte er seelenruhig und ignorierte die Tatsache, dass sie seine Einladung abgelehnt hatte.
Sie nahm noch einen Keks. „Manche Frauen mögen herrische Männer. Ich selbst finde sie extrem ermüdend.“
Er ließ sich nicht provozieren. „Dann müssen Sie wohl oder übel einen ermüdenden Abend durchstehen. Haben Sie vielleicht etwas …“, er wies mit einer eleganten Handbewegung auf ihre Erscheinung, „… etwas Festlicheres anzuziehen? In diesem Kleid sehen Sie aus wie eine Quäkerin.“
Sie errötete nicht einmal. „Vielleicht finde ich etwas Passendes aus meiner Saison.“
„Na, fabelhaft“, stellte er fest. „Ich habe also die Wahl zwischen einer zugeknöpften Quäkerin und einer Begleiterin in einem hoffnungslos altmodischen Ballkleid. Ich weiß nicht, ob ich das meinem Ansehen zumuten kann.“
„Sie werden es überstehen.“ Sie griff wieder zur Kuchenplatte. „Unser erster Schritt ist also, die Namen der Mitglieder zu erfahren. Und der nächste?“
„Abwarten, wie weit wir mit dem ersten Schritt kommen“, sagte er und schob ihr die Kuchenplatte zu.
Sie warf einen argwöhnischen Blick darauf, dann hob sie herausfordernd das Kinn. Er zog eine Braue hoch, wobei sie nicht wusste, ob er damit Missbilligung über ihre stumme Aufsässigkeit zum Ausdruck brachte oder über ihren unstillbaren Appetit auf Süßigkeiten. Einerlei, schließlich hatte er eine zweite Platte Biskuits bringen lassen.
Kurz darauf erschien der Butler erneut. „Richmond, lassen Sie den Wagen für Lady Carstairs vorfahren.“
„Ich gehe zu Fuß“, protestierte sie und schluckte den letzten Bissen.
„Von meinem Haus? Allein? Ich weiß, dass Sie keinen Wert auf Ihren guten Ruf legen, aber ich muss an meinen Ruf denken. Entweder Sie nehmen meinen Wagen oder ich begleite Sie zu Fuß nach Hause. Bei diesem Regenwetter ziehe ich allerdings die Kutsche vor.“
Ihr blieb keine andere Wahl. Außerdem war das Wetter tatsächlich scheußlich, der Regen lief in Bächen an den Fensterscheiben hinab. „Es ist nicht nötig, dass Sie mich begleiten“, sagte sie hochmütig.
„Ich hatte auch nicht die Absicht, obwohl meine Mutter über meine Unhöflichkeit schockiert wäre. Da ich gezwungen bin, meine Pläne für diesen Abend zu ändern, muss ich mich wohl oder übel mit Ihrer Gesellschaft begnügen.“ Er maß sie mit trägem Blick.
Sie wollte ihm hochmütig antworten: Nicht mit mir. Nur um ihm zu zeigen, wie gleichgültig er ihr war. Aber er hatte sie bereits genügend gekränkt, und sie wollte ihm keine weitere Möglichkeit geben. „Sie werden es schon schaffen“, sagte sie kühl. „Wenn wir unser Ziel frühzeitig erreichen, bringen Sie mich nach Hause und können ein Etablissement aufsuchen, als Ersatz für das White Pearl, um Ihren … Ihren …“
„Meinen Durst zu stillen?“, fragte er in aller Unschuld. „Ich fürchte, der Weinkeller des neuen Etablissements ist von durchschnittlicher Qualität. Oder dachten Sie vielleicht an andere Bedürfnisse?“
Zu diesem Spiel gehörten zwei. Sie schenkte ihm ein herablassendes Lächeln. „Sie werden gewiss keine Probleme haben, sich Ihre wie immer gearteten Wünsche zu erfüllen. Sie sind schließlich ein wohlhabender Mann.“ Sie erhob sich. „So anregend die Unterhaltung mit Ihnen auch war, ich fahre besser nach Hause und sehe nach, ob ich ein passendes Kleid für diesen Abend finde, um Sie nicht zu sehr in Verlegenheit zu bringen.“
Er erhob sich gleichfalls. „Ich bin in freudiger Erwartung.“ Sein Blick wanderte erneut über ihre Figur, und sie konnte sich des befremdlichen Gefühls nicht erwehren, sein Blick gleiche einer körperlichen Berührung, was sie jedoch strikt von sich wies. „Noch eine Bitte, Lady Carstairs“, sagte er, und seine Stimme hatte den spöttischen Tonfall verloren. „Sie dürfen mir nicht noch einmal ohne Begleitung einen Besuch abstatten. Mehr noch, Sie dürfen mich überhaupt nicht wieder besuchen, da ich nicht in den Ruf geraten möchte, Sie zu kompromittieren. Ich habe andere, erfreulichere Pläne für meine Zukunft.“
„Genau wie ich, Lord Rohan“, entgegnete sie gleichmütig. „Ich habe verstanden. Ich erwarte Sie gegen halb zehn.“
„Sie wären die erste Frau, die eine Verabredung pünktlich einhält.“
„Vielleicht liegt es daran, dass Frauen davor zurückschrecken, allzu viel Zeit mit Ihnen zu verbringen“, erwiderte sie honigsüß. „Einen angenehmen Nachmittag, Mylord.“
„Mylady.“ Sie ging, doch
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