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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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über die schrägen Planken an Bord gezogen wurde. An Deck wurde das Tau abgenommen und das Fass über das Mittelschiff zum Lagerraum im Heck des Schiffes gerollt.
    Die Zeit verstrich, während die Männer ohne Pause arbeiteten, und die Stimmung war gut. Dann jedoch kam der Ladevorgang abrupt zum Stillstand, weil plötzlich zwei Kisten mit Tee abgeladen werden mussten. Charmaine konnte sich das nicht erklären, doch Gwendolyn zuckte nur die Schultern. Ein leichter Wagen fuhr längsseits an das Schiff heran, um die Kisten zu übernehmen. Gleich darauf erfüllte das Geräusch von splitterndem Holz die Luft, das Seil spulte sich rasend schnell von der Winde ab, und eine der Kisten sauste abwärts. Die Männer auf dem Kai brüllten lauthals und stoben auseinander. Die Kiste verfehlte den Wagen nur um Haaresbreite, bevor sie mit voller Wucht auf den Kai krachte, auseinanderbrach und der Tee sich in alle Richtungen ergoss. Die Pferde scheuten, und der Fuhrmann musste sich mit aller Macht an die Zügel klammern, um sie am Durchgehen zu hindern.
    Sofort tauchte Paul Duvoisin an der Steuerbordreling auf und stürmte mit finsterer Miene auf den Kai hinunter. »Wessen Schuld ist das?«
    Jake Watson, der Vorarbeiter im Hafen, schüttelte empört den Kopf. »Keine Ahnung.«
    Paul sah die Männer durchdringend an, die um die beschädigte Kiste herumstanden. »Noch einmal – wer hat das verschuldet?« Dabei schnitt seine Stimme so scharf wie eine Peitsche durch die Luft.
    Ein riesengroßer Schwarzer trat vor. Und Jason Banner mit ihm. »Es war der alte Jessie Rowlan, Sir. Ich habe gesehen, dass er die Kiste mit dem falschen Flaschenzug angehoben hat.«
    Paul knirschte mit den Zähnen. »Und wo, zum Teufel, ist er?«
    Der schwarze Mann deutete zum Deck empor, und alle blickten in die Richtung, wo Jessie Rowlan an der Reling lehnte. Mit gemessenem Schritt stieg Paul Duvoisin die Gangway empor und ließ dabei den Schuldigen keine Sekunde aus den Augen.
    Mit rachelüsternem Grinsen sah Jessie Rowlan ihm entgegen. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Dü-voa-san ?«, fragte er höhnisch.
    »Sind Sie für diesen Schaden verantwortlich?«
    »Was soll das heißen – verantwortlich? Wie ich die Sache sehe, ist niemand verantwortlich. Meiner Meinung nach ist das Ganze nur ein Missgeschick.«
    »Wie ich die Sache sehe«, wiederholte Paul finster, »wurde ein falscher Seilzug benutzt. Es gibt Flaschenzüge und Taue für Fässer, und es gibt Flaschenzüge und Taue für Kisten, was Ihnen sicher noch in Erinnerung wäre, wenn Sie nicht so gottverdammt betrunken wären! Da Sie am Flaschenzug gearbeitet haben, sind Sie für dieses ›Missgeschick‹, wie Sie es nennen, verantwortlich. Solche Blödheit kann ich nicht durchgehen lassen, und erst recht kann ich sie mir nicht leisten. Morgen holen Sie Ihren restlichen Lohn bei Jake Watson ab – allerdings abzüglich meines Verlusts durch den Schaden an der Ladung und dem Flaschenzug. Danach will ich Ihr Gesicht hier nicht mehr sehen.«
    In Jessie Rowlans Augen brodelte weiterer Widerspruch. »Hört, hört. Der allmächtige Paul Duvoisin, der glaubt, dass ihm die ganze Welt gehört. Ich habe ein paar Freunde, Sir, und eines Tages werden Sie noch bedauern, dass Sie das heute gesagt haben. Sie halten sich für besser als alle anderen Menschen, aber das sind Sie nicht. Sie sind ja nicht einmal so gut wie die meisten Männer hier. Zumindest ist unter uns kein Bastard – ob reich oder nicht.«
    Wutentbrannt packte Paul den Mann am Kragen und hob ihn mit einer Hand in die Höhe. »Sagen Sie das Wort noch einmal, und ich schwöre, Sie sind ein toter Mann! Haben Sie mich verstanden? Ein toter Mann!«
    Jessie Rowlan keuchte ein gequältes »Ja!«, bevor er sich bäuchlings auf den Planken wiederfand. Rasch sprang er auf und verließ schleunigst das Schiff. Schweigend machten ihm die anderen Dockarbeiter Platz.
    »Was hatte das alles zu bedeuten?«, fragte Charmaine.
    »Das erkläre ich dir später«, flüsterte Gwendolyn und sah aufmerksam hin, um nichts zu verpassen.
    »Na los, Jake«, rief Paul auf den Kai hinunter. »Ich bin gespannt, was ein paar Männer mit Schaufeln und Eimern aus diesem ›Missgeschick‹ machen können. Ich hätte die Ladung sofort an John zurückschicken sollen, als ich sie hinten im Frachtraum entdeckt habe.«
    »Ich glaube nicht, dass es die Schuld Ihres Bruders war«, rief Jake. »Ich hätte die Schilder genauer prüfen sollen. Ich dachte, dass die Ladung …«
    »Lassen Sie es gut

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