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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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Dahinter folgte der Ozean und noch weiter entfernt lagen die Vereinigten Staaten – und Virgina. »Du musst mit mir sprechen?«, sagte er, ohne seinen Blick abzuwenden.
    »Ja, Sir«, antwortete Paul und setzte sich zwischen Frederic und die Terrassentür. Als sein Vater aufsah, reichte er ihm die Schriftstücke, die er mitgebracht hatte. »John hat den größten Teil unserer Schiffsrouten geändert.«
    »Und weshalb?«
    Seltsame Frage … Eigentlich hatte Paul eine wütende Reaktion erwartet. »Seinem Brief zufolge wegen veränderter Handelsgewohnheiten. Bisher war das niemals Grund genug gewesen – vor allem wegen unseres Güterbedarfs nicht.«
    Frederic sah die Schriftstücke gar nicht an. »Und worin bestehen die Veränderungen?«
    »Er hat zwei neue Routen eingerichtet: Die erste von Richmond über Europa und Charmantes zurück nach Virginia, und eine zweite von Richmond über New York und Europa direkt nach Virginia. In Zukunft wird also nur noch die Hälfte unserer Flotte Charmantes anlaufen, und auch das erst auf dem Rückweg von Europa nach Virginia. Die wichtigen Güter für die Inseln werden also immer zuerst nach Europa transportiert. Das ist lächerlich. Obendrein muss jede Zuckerlieferung, die nach New York gehen soll, in Richmond umgeladen werden.«
    »Ist die Entscheidung in jedem Fall unklug?«
    »Auf jeden Fall ist sie ärgerlich, Vater«, schimpfte Paul. »John sucht nur nach einer Ausrede, um den Karren in den Dreck zu fahren. Das ist seine Art, sich zu rächen.«
    Frederic rieb sich die Brauen. »Das sind harte Worte.«
    »Jetzt fehlt nur noch, dass ausgerechnet du ihn verteidigst!« Als Frederic unwillig die Brauen runzelte, lenkte Paul ein. »Es ist nicht meine Absicht, Unfrieden zu stiften, Vater. Aber ich habe es satt, dass John alles bestimmt – und zwar allein nach seinem Gutdünken, möchte ich noch hinzufügen.«
    Die Stille dehnte sich, und Paul konnte beobachten, wie es hinter Frederics Stirn arbeitete. Seinem Intellekt hatte der Schlaganfall nichts anhaben können, auch wenn er seinen Körper zerstört hatte. In Gedanken an Colettes Bitte bemühte sich Paul um Aufrichtigkeit. »Um ehrlich zu sein, könnte John die Routen auch aus einem anderen Grund geändert haben.«
    Frederic war überrascht. »Ach ja? Und aus welchem?«
    »In den beiden letzten Jahren war der Ertrag der Zuckerernte jammervoll gering. Oft genug musste ich die Schiffe halbleer nach Richmond zurückschicken. Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, haben wir Felder bepflanzt, die eigentlich hätten brachliegen sollen. Trotzdem hatten wir in diesem Jahr nur zwei Drittel des Ernteertrags von vor drei Jahren. Und das trotz vergrößerter Anbaufläche. Das Land ist fruchtbar, doch es verlangt eine weniger intensive Bewirtschaftung, damit es sich erholen kann. Entweder setzen wir ein oder zwei Jahre lang aus, oder wir stellen mehr Flächen auf Tabak um.«
    Frederic protestierte unwillig. »Tabak laugt das Land genauso aus. Außerdem zieht das größere Umstellun gen nach sich, was Arbeitskräfte, Gerätschaften und Lagerräume angeht. Selbst wenn wir damit Erfolg hätten, würden wir das Vermögen der Duvoisins auf eine einzige Karte setzen. Ich will mich nicht von einer einzigen Ernte abhängig machen. Virginia behält seinen Tabak, und Charmantes produziert weiterhin hauptsächlich Zucker.«
    Verzweifelt hob Paul die Hände. »Der Tabak war doch nur ein Vorschlag, weil wir auf diesem Gebiet Erfahrung besitzen. Ohne tiefgreifende Änderungen stehen Char mantes große Schwierigkeiten bevor. Im Augenblick gehen die Ernteerträge jedenfalls zurück.«
    »Ich sehe genau, dass du noch an anderes denkst. Was ist es?«
    Paul musste tief durchatmen. »Du solltest auf die kleinere Insel zurückkehren und vollenden, was du vor vier Jahren dort begonnen hast.«
    Frederics Miene verfinsterte sich. »Dieses Land ist verflucht.«
    »Das ist doch lächerlich, Vater. Was auf Charmantes geschehen ist, hat doch nichts mit Espoir zu tun.«
    »Wenn ich hier gewesen wäre …«
    Paul wurde wütend. »Wir werden das nicht noch einmal diskutieren, Vater! Was vergangen ist, ist vorbei! Aber dieses Land ist da. Und es ist fruchtbar und zum Teil schon gerodet. Du hast bereits eine Unterkunft für die Arbeiter errichtet – und einen Anleger. Das Land wartet nur darauf, endlich genutzt zu werden!«
    »Dann mach du es«, unterbrach Frederic seinen Sohn.
    »Wie bitte?«
    »Du hast mich genau verstanden. Ich schenke dir die Insel. Sie gehört

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