Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)
hab sie nie so flachgelegt wie du. In der Highschool hab ich ein paar Mulattenmädels in Reena Lovetts Laden gebumst, den sie in dem großen alten Haus beim Park führte.«
»Ein klasse Puff«, sagte John X. »Annehmbare Preise.«
»Und eines Abends bin ich aus Uncle Dot’s Café heimgegangen mit diesem Mädchen hier aus der Gegend – Olive Thiebault – kanntest du die?«
»Ich glaub nicht.«
»Sie hat mich reingebeten, und wir saßen eine Weile in der Küche. Dann haben wir eine Weile rumgeschmust, und sie sagte, dass sie ihre Tage hätte und nicht vögeln könnte, und dann hat sie gleich da am Tisch, wo ihr Daddy im Nebenzimmer schnarchte, mein Ding rausgeholt und mir einen geblasen. Ich hab so laut gestöhnt, dass ich Angst kriegte, ich werd jeden Moment umgebracht.«
John X lachte und steckte sich eine Zigarette an.
»Wie wär’s mit einem Drink?«, fragte er.
»Vielleicht eine Woche danach hab ich Della gefragt, ob sie mit mir tanzen geht.« Stew seufzte. »Und das war’s dann. Das waren alle Frauen, die ich je in dieser Richtung kennengelernt habe.«
»Tatsächlich? Criminentlies – du rührst mich ja zu Tränen, Stew.«
»Du siehst also, ich kann nicht so umfassende Vergleiche anstellen wie du. Und darum muss ich das fragen, um Gewissheit zu haben – war meine Frau ein guter Fick?«
»Ach, Stew.«
»Wenn du sagen würdest, dass sie’s war, verglichen mit den vielen, vielen Mädels, über die du rübergestiegen bist, Johnny, nun, dann glaub ich, würd mich das aufmuntern. Ich könnte mir sagen: He, Stew, du hast einen großen Teil deines Lebens in den Armen von ’nem ganz besonders geilen Stück verbracht.« Stew stand langsam von der Couch auf. Seine schwachen Beine knickten ein. »Das wär gut zu wissen, würde mich aufbauen.« Er ragte über John X, und seine weißen Arme flatterten hinauf, um sich über seiner Brust zu verschränken. »Allein schon der Gedanke an dich hat meine Ehe ruiniert. Du hast einen Schatten über jeden Kuss geworfen, den ich je von meiner eigenen Frau bekam.«
John X konnte den Blick nicht heben. Er tippte nervös auf seine Zigarette und wand sich auf der Couch.
»Also, Johnny, bitte sag’s mir – hat Della was getaugt?« Seine Stimme wurde lauter und schnappte über. »War sie gut zu rammeln? So ’n richtig geiles Stück?«
»Ach, halt doch die verdammte Fresse!«
»Oder nur was für nebenbei, um sich ’ne Stunde mit ihr die Zeit zu vertreiben, während ihr Mann sich bei der Arbeit den Arsch aufreißt?«
Stew löste die verschränkten weißen Arme, legte John X die Hände auf die Schultern und ließ sie langsam auf dessen Hals zugleiten.
John X saß absolut bewegungslos da. Die Pistole hing schlaff zwischen seinen Knien. Er sagte leise: »Weiter so, und ich geb dir deine Antwort, Kumpel.«
»Bitte, sag’s mir.«
Stew Lasseins Hände schlossen sich immer weiter.
»Sie war wirklich gut beieinander«, sagte John X. »Das weißt du genau. Nette Figur.«
»Ja?«
»Sie roch gut, konnte toll küssen, und wenn man ihr die Titten rieb, hat sie …«
»Oh! Oh!«
Stew fiel nach hinten, und sein Körper schlug hart auf den Boden, ohne dass er auch nur mit einer Hand den Fall abgefangen hätte. Alle viere von sich gestreckt lag er auf dem Rücken. Speichel spritzte zwischen seinen Lippen hervor, und er hatte die Augen geschlossen. Seine Finger krallten sich verzweifelt in seine Brust, sein Atem kam pfeifend. Unheilvoll schnell wurde er dann ganz still, und ein langer, langer, langer Atemhauch rauschte aus seinem Körper, zischte einen erschütternden traurigen Song durch seine falschen Zähne.
John X blieb auf der Couch und verschwendete keinen Blick auf Stew. Er saß stumm und wie gelähmt da, rauchte, zündete sich eine neue Zigarette an der Kippe der alten an und rauchte auch diese zu Ende. Er ließ die Kippe in den Aschenbecher fallen, rutschte von der Couch und beugte sich über Stew. Er blickte hinunter in das Gesicht des toten Mannes und nickte.
Er hockte sich auf den Boden, berührte mit dem Handrücken Stews Wange und sagte: »Du wolltest es wissen.«
Als die Stimmen im Vorderzimmer leiser geworden waren und dann eine scheinbar ewig lange Zeit stumm blieben, öffnete Etta die Tür einen Spaltbreit und spähte hinaus. Über den Couchrücken hinweg konnte sie den Kopf ihres Vaters sehen. Er war gesenkt und bewegte sich nicht. Durch die Tür waren hitzige Stimmen zu hören gewesen und ein lautes Poltern, und daher wusste sie nicht, was um Gottes
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