Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)
schlängelte sich hinunter zum Flussufer, in das üppige Gewirr aus Bäumen, Unkraut und Schlamm. Der VW hoppelte durch Gestrüpp, das oft doppelt so hoch, und um Bäume herum, die fast so breit waren wie der Wagen selbst. Zweimal blieb er in rotschlammigen Furchen stecken, schaffte es aber, wieder herauszukommen.
Bald gelangten sie zu Ledoux’ schwarzem Pinto, der auf einer kleinen Lichtung gleich vor einem Steilufer geparkt war. Ledoux verlangsamte das Tempo so weit, dass er den Wagen gründlich in Augenschein nehmen konnte, und nachdem er sich versichert hatte, dass sich keiner daran zu schaffen gemacht hatte, fuhr er weiter. Ein paar hundert Meter später blieb er unter einer kaputten Eisenbahnbrücke stehen. Der Wind heulte gespenstisch durch die schwarze skelettartige Konstruktion.
Ledoux parkte am Rand der Klippe, von der man die breiten, schnellfließenden, stinkenden Wassermassen überblicken konnte. Wirbel und Strudel deuteten an, wie gefährlich die Strömung war.
Argwöhnisch vorgebeugt spähte Duncan die steile Klippe hinunter.
»Ist das hier tief genug?«, fragte er.
»Gerade frisch ausgebaggert«, erklärte Ledoux bestimmt. »Ich kenn diesen Fluss auswendig. Man könnte den Gateway Arch in St. Louis hier versenken, und er würde kaum noch rausgucken.«
»Hm.« Duncan hatte die Pistole vorn im Hosenbund stecken und klopfte mit den Fingernägeln dagegen. In einiger Entfernung vom Ufer, etwa dreißig Meter flussabwärts, befand sich eine große, längliche Sandbank, praktisch, aber weit weg. »Soll ich das Ding reinschmeißen, Pete? Oder behalten?« Er hob die Pistole hoch. »Hier könnte man sie gut loswerden.«
Ledoux durchsuchte den Wagen, ob sie etwas darin vergessen hatten. Er fand nichts.
»Hast du sie benutzt?«
»Du weißt doch genau, dass ich nichts damit gemacht hab.«
»Warum willst du sie dann wegschmeißen? Das ist ’ne Browning. Vierzehn Schuss, keine Seriennummer. Die sind nicht so leicht aufzutreiben, du Vollidiot.«
Duncans Gesicht verkrampfte sich. Trotzig richtete er sich auf. »Hey, Mann. Ich arbeite für dich, aber eins musst du wissen: Arschlöcher haben keine Freunde.«
Ledoux antwortete mit einem routinierten Verachtungsschnauben. »Ich will keine Freunde, du Arschgesicht. Freunde – ha! Freunde, das sind die Leute, die dir zweimal in den Hinterkopf schießen. Freunde verpfeifen dich auf lange Sicht. Wenn du im Bau einen triffst, der lebenslänglich hat, dann kannst du davon ausgehen, dass er einen Freund zu viel hatte.«
Duncan grinste.
»Also – ich vermute, das soll mich jetzt nervös machen, oder wie? Soll wohl gefährlich und schlau klingen, oder was?«
»Das denkst du jetzt, aber wissen tust du’s nicht, oder?«
Nachdem sie sich kurz mit Blicken gemessen hatten, ging Ledoux zum Wagen zurück. Er löste die Handbremse und legte den Leerlauf ein. »Wir müssen zu Fuß zu meinem Auto zurückgehen«, sagte Ledoux. »Ich will solche sportlichen Anstrengungen immer möglichst schnell hinter mich bringen. Los, versenken wir diesen Schrotthaufen.«
Die Männer gingen um den Wagen herum, um ihn gemeinsam von hinten anzuschieben.
»Vielleicht sollten wir warten«, meinte Duncan. »Bis wir Jewel reinsetzen können, wie’s eigentlich geplant war.«
»Quatsch«, widersprach Ledoux. »Der Plan ist gestorben. Tu einfach, was ich dir sage.«
Die Männer stemmten sich gegen den Wagen und schoben ihn an. Nachdem der gelbe VW einmal ins Rollen gekommen war, ging es ganz leicht. Er schlingerte über das schlammige Ufer und rutschte seitwärts in den Fluss.
Sie standen auf der Klippe und blickten hinunter. Braune Wellen schwappten gegen die Wagentüren, der Käfer begann zu schwanken. »Wenn Jewel da drin sitzen würde, wären wir jetzt fertig«, sagte Duncan traurig.
»Ja. Sind wir aber nicht.«
Der VW bewegte sich inzwischen schneller flussabwärts, sank aber nicht, sondern hüpfte auf dem Wasser wie ein riesiger Korken.
»Verdammt!«, schimpfte Ledoux. »Diese Scheißdinger gehen nicht unter. Da haben wir ja noch mal Glück gehabt, dass wir den Idioten nicht gekriegt haben. Sonst würd er jetzt da drin sitzen und bis runter nach Baton Rouge sämtliche Angler und FKK ler blöd angrinsen.«
»Nee«, sagte Duncan. »Die gehn schon unter. Ich weiß, die gehn unter. Bloß langsam.«
»Hoffen wir’s.«
»Vielleicht sollte ich drauf schießen. Dann sinkt er schneller.«
»Jetzt nicht.«
Der Wagen sank, während er von der Strömung weggetragen wurde. Als nur noch
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