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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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verblüfft Wasser, das von der Decke tropfte, aus dem Gesicht wischend. Das Grollen und Donnern wurde ohrenbetäubend, aber sie konnte etwas riechen, das sie seit langem nicht gerochen hatte: Regen! Sie schwang sich aus dem Bett, eilte zur Balkontür, die offen stand, und blickte hinaus.
    Arabella traute ihren Augen nicht. Es regnete in Strömen.
    »Jonathan«, rief sie und eilte zur Schlafzimmertür. »Es regnet!«
    Jonathan öffnete schläfrig die Tür zu seinem Zimmer. »Was?«, sagte er.
    »Hör doch! Es regnet in Strömen. Komm und sieh’s dir an.«
    Auch Wallys Tür ging auf, und Wally humpelte mit schläfrigem Blick auf den Flur. »Was ist denn los?«
    Im selben Augenblick öffnete auch Stuart die Tür. »Was ist das für ein Lärm?«
    »Es regnet, Stuart«, sagte Arabella aufgeregt. Es war seit Monaten das erste Mal, dass sie Regen sah.
    Alle gingen durch Arabellas Zimmer hinaus auf den Balkon. Arabella streckte die Hände aus, fing den Regen auf und bespritzte sich das Gesicht. Es tat so gut, dass sie lachte und jubelte wie ein kleines Mädchen. Auch die Männer strahlten von einem Ohr zum anderen. Nach der schier endlosen Dürre war der Regen ein beglückender Anblick.
    »Ist die Dürre jetzt vorbei?«, fragte Arabella.
    »Das bezweifle ich«, rief Ted von der Straße zu ihnen hoch. Er war auf dem Weg zu den Ställen, um die Boxen auszumisten, wie jeden Morgen bei Tagesanbruch. Ted war durchnässt, doch es machte ihm nichts aus – im Gegenteil. Es war herrlich, sich vom Regen den Schweiß vom Körper waschen zu lassen; es war beinahe so, als würde er zum ersten Mal seit Monaten ein Bad nehmen. »Erst wenn es ein paar Tage ununterbrochen regnet, können wir sicher sein, dass die Dürre vorbei ist«, rief er zu Arabella hinauf. »Wenn der Regen bald wieder aufhört, wird es knapp reichen, den Staub aus den Regenwassertanks zu spülen. Wir sollten uns nicht zu früh freuen!«
    Es regnete anderthalb Stunden lang. Dann hörte es so abrupt auf, als hätte jemand einen Hahn zugedreht, und die stechende Sonne kam wieder hervor. Die Straßen von Marree hatten sich in Schlammpisten verwandelt, auf denen die Aborigine-Kinder vor Vergnügen kreischend spielten.
    Arabella und Jonathan mussten feststellen, dass das Hoteldach löcherig war wie ein Sieb. Arabella stellte einen Eimer auf ihr Bett, um das Wasser aufzufangen. Auch Jonathan und Wally stellten in ihren und in Maggies und Tonys Zimmer Eimer auf. Überall hatte es hineingeregnet. Als sie keine Eimer mehr finden konnten, nahmen sie Töpfe und Pfannen.
    Die Luft war dermaßen schwül, dass es noch unerträglicher war als in den Tagen zuvor, in denen sie mit trockener Hitze und Staub zu kämpfen hatten. Die Wäsche, die Arabella an die Leine gehängt hatte, sah erbarmungswürdig aus: Der Staubsturm hatte sie mit einer rötlich braunen Schicht überzogen, die der Regen in schlammige Streifen verwandelt hatte.
    Arabella, die bis zu den Knöcheln im Schlamm stand, war eben dabei, die Wäsche von der Leine zu nehmen, als Rita auftauchte.
    »Sieh dir diese Schweinerei an«, klagte Arabella.
    »Der Regen wird die Wildblumen in der Wüste zum Blühen bringen, Missus«, sagte Rita. »Das ist ein schöner Anblick!«
    Arabella hielt inne und sah Rita verwundert an. Dass Rita so etwas von sich gab, hatte sie nicht erwartet. Für Arabella war die Freude an Blumen etwas Feminines, und Rita war so ziemlich die unfemininste Frau, die ihr je begegnet war.
    »Das würde ich sehr gern sehen, Rita«, sagte sie.
    »Dann sollten Sie sich beeilen, Missus, denn die Heuschrecken werden die Blumen bald fressen«, sagte Rita.
    »Heuschrecken?«
    »Ja, die Heuschrecken kommen. Viele!« Rita blickte in die Wüste hinaus. »In ein paar Tagen sind sie da. Sie fressen alles, was sie sehen. Aber sie sind ein Leckerbissen. Wir werden jede Menge kochen!«
    »Kochen? Ihr werdet doch nicht etwa Heuschrecken essen?«, fragte Arabella ungläubig.
    »O doch, Missus. Sie schmecken gut!«
    »Igitt«, sagte Arabella. »Eher würde ich verhungern.«
    »Das werden Sie vielleicht auch, Missus, denn die Heuschrecken werden alles fressen, was im Gemüsegarten ist.«
    »Maggies Gemüsegarten?«, rief Arabella entsetzt. »Das darf ich nicht zulassen!«
    »Sie können die Heuschrecken nicht aufhalten, Missus«, sagte Rita. »Nur essen.«
     
    Zwei Tage später kamen die Heuschrecken nach Marree. Arabella war auf dem Balkon, um die Matratzen zu trocknen, die vom Regen noch immer nass waren, als sie in der Ferne

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