Im Tal der flammenden Sonne - Roman
aus der Hand und stieß es mit dem Fuß kraftvoll in den ausgetrockneten Boden. Die Sonne brannte heiß vom Himmel. Kein Baum, kein Strauch spendete Schatten. Nicht einmal Unkraut wuchs hier. Alles wurde abgefressen, sogar das Kraut der Möhren, kaum dass es sich an der Oberfläche zeigte.
»Ein schrecklicher Boden«, meinte Arabella. »Knochenhart und steinig.«
»Das kommt daher, weil es jahrelang nicht geregnet hat. Würde ich das Schmutzwasser vom Hotel nicht zum Gießen verwenden, würden hier nicht einmal die paar Kartoffeln und Möhren wachsen.«
Unweit des Gartens, beim Hühnerstall und dem Verschlag für das Vieh, befand sich der Ziehbrunnen. »Warum nehmen Sie kein Brunnenwasser zum Bewässern?«, wollte Arabella wissen.
»Weil es zu salzig ist«, antwortete Maggie. »Wir können es nicht mal den Hühnern zu trinken geben.«
Arabella schaute sich um. Ein grobmaschiger, löchriger Drahtzaun umgab den Garten, in dem es vor riesigen Ameisen und anderen sonderbaren Insekten nur so wimmelte. Am liebsten wäre sie ins Haus geflüchtet. In der Ferne konnte sie Kängurus erkennen, die sich im Schatten eines Baumes ausruhten. Sie beneidete die Tiere.
Maggie folgte Arabellas Blick. »Die Kängurus sind nicht dumm«, sagte sie. »Sie gehen frühmorgens und abends auf Futtersuche und bleiben tagsüber im Schatten …« Plötzlich schwankte sie.
»Maggie!« Arabella nahm ihren Arm. »Alles in Ordnung?«
»Ich muss zurück ins Haus«, flüsterte Maggie schwach.
»Soll ich mitkommen?«
»Nein, das ist nicht nötig. Mir fehlt nichts, ich brauche nur einen Schluck Wasser.« Maggie ging mit schleppenden Schritten davon.
Arabella sah ihr nach. Ob sie krank war? Aber dann hätte Tony doch etwas gesagt.
Sie grub weiter. Sooft sie die Gabel in die Erde stieß, durchfuhr sie ein stechender Schmerz, und sie zuckte zusammen.
»Wieso hat Maggie im Garten gearbeitet? Hatte ich nicht gesagt, Sie sollen das übernehmen?«, fuhr eine wütende Stimme sie plötzlich an.
Arabella fuhr heftig zusammen. Sie hatte Tony gar nicht kommen hören.
»Ich … Maggie hat mir nur gezeigt, wie es geht«, stammelte sie.
»Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass Maggie bei der Hitze auf keinen Fall draußen arbeiten soll.«
Arabella konnte ihm ansehen, wie besorgt er war. »Ist sie denn krank?«
Tony zögerte, öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, überlegte es sich dann aber anders und stapfte davon.
7
»Wir werden heute wohl nur drei Gäste zum Abendessen haben«, sagte Maggie, als Arabella aus dem Garten hereinkam. »Les, Ted Wallace und Fred Powell. Fred gehört der General Store, außerdem betreibt er das Postamt. Ich werde Sandwiches mit Steak und Ei machen. Das essen alle gern.«
»Das Postamt?« Arabella war plötzlich ganz aufgeregt. »Dann könnte ich doch meinen Eltern schreiben, dass es mir gut geht, damit sie beruhigt sind!«
»Natürlich könnten Sie das. Aber es würde nicht viel nützen. Solange der Zug nicht verkehrt, bleibt der Brief hier liegen.«
»Ach so, ja.« Arabella machte ein enttäuschtes Gesicht. Dann betrachtete sie den Eimer mit den Möhren und Kartoffeln, die sie aus dem Garten geholt hatte. »Und was machen wir mit denen hier?«
»Keine Sorge, die halten bis morgen Abend«, sagte Maggie. Sie knetete Brotteig. Das Feuer im Ofen brannte bereits, und in der Feuerstelle unter dem Rost, auf dem die Steaks braten würden, lag das Holz zum Anzünden bereit. »Könnten Sie ein paar Eier aus dem Hühnerstall holen? Nehmen Sie die Schüssel da.« Sie deutete mit dem Kinn auf eine Blechschüssel auf der Arbeitsfläche.
In der Küche herrschte bereits enorme Hitze. Arabella brach der Schweiß aus allen Poren. Kein Wunder, dass Maggie immer wieder schwindlig wurde. Sie stellte den Eimer ab und seufzte müde. Da hatte sie über eine Stunde lang geschuftet, hatte Blasen an den Händen und konnte kaum noch aufrecht stehen, weil ihr der Rücken wehtat, und jetzt würde Maggie die Kartoffeln und Möhren nicht einmal verwenden!
»Aber ich hab den Stall noch nicht ausgemistet«, sagte Arabella stöhnend.
Maggie schaute sie verdutzt an. »Den Stall? Hat Tony das gesagt?«
Arabella nickte. Sie war den Tränen nahe.
»Ich werde mit ihm reden«, versprach Maggie. »Das ist keine Arbeit für eine Frau.«
»Die Außentoilette soll ich auch sauber machen«, klagte Arabella.
Maggie zog die Stirn in Falten. »Was ist bloß in ihn gefahren?«, murmelte sie vor sich hin. Um das Thema zu wechseln,
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