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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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zollen. Es ist immer Odin gewesen.«
    Er ballte beide Hände zu Fäusten, schloss die Augen und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Da siehst du, wie die Christen uns vergiften! Wir können die Dinge nur mit ihren Namen benennen. Aber es ist Odin, der große Wotan,
dessen Kraft in unseren Adern fließt. Was die Christen sagen, ist nach unserer Religion das Böse. Wir sind Krieger. Wir sind wild. Wir gehören zur Natur. Wir kennen kein Mitleid!«
    »Gut, okay.« Mehr fiel Luke dazu nicht ein. Sein ganzer Körper stand unter Spannung. Er sah sich suchend nach dem hölzernen Löffel um.
    Und dann brach es aus Fenris hervor, und er redete so schnell, dass Luke nur Teile von dem verstehen konnte, was der betrunkene junge Mann ihm entgegenschleuderte. Es hätte alles nur lächerlich geklungen, wenn seine Freunde nicht im Wald ums Leben gekommen wären. »Wir haben kein Mitleid mit deinen Freunden. Sie waren schwach, und deshalb sind sie gestorben. Und das ist auch schon alles. Die alten Götter verlangen Blutopfer! Sie sind … wie sagt ihr noch?« Er hielt inne, grinste höhnisch und suchte nach dem richtigen Wort. »Unbarmherzig! Ja, genau, das ist es. Sie sind unbarmherzig!«
    Luke stand ganz langsam vom Bett auf. Fenris war labil, er wurde hysterisch, er war ein besoffener Irrer, sein ganzer Körper bebte.
    Fenris drehte sich um und starrte Luke aus seinen blauen Augen an, die kalt in dem grässlich geschminkten Gesicht leuchteten. »Wir folgen Odin. Er ist unser Führer. Er bestimmt unser Leben. Sein Blut fließt in unseren Adern. Du hast keine Ahnung, um was es hier geht. Du hast keine Ahnung, was hier lebt. Du würdest es auch nicht glauben.«
    »Du wärst bestimmt überrascht, wenn du hören würdest, was ich alles glaube. Aber jetzt beruhige dich mal, okay?«
    Fenris konnte sich nicht beruhigen. »Wenn unser Blut uns befiehlt, die Kirche abzubrennen, dann tun wir es. Wenn unser Blut sagt, wir sollen eine Schwuchtel töten … ein … einen Einwanderer… einen Drogendealer, dann tun wir es! Unser Blut sagt, kommt nach Hause. Ihr seid bereit für den Alten im Wald. Den Gott der… von … von unserem Volk. Kommt nach Hause.
Ihr seid bereit, denn ihr habt bewiesen, dass ihr wahre Oskerai seid! Wilde Menschen, die alles wagen, bis Ragnarök, das Ende der Welt, kommt. Es geht nicht um den beschissenen Teufel. Das ist alles christlicher Scheißkram! Zu uns sprechen Götter, die viel älter sind.« Fenris umfasste den Griff des Dolches in seinem Gürtel.
    Luke hob beruhigend beide Hände. »Klar. Ich hab’s jetzt verstanden. Aber ich bin müde. Ich habe Schmerzen. Bitte. Beruhige dich ein bisschen. Bitte.«
    Aber Fenris redete weiter und fuchtelte aufgeregt mit den Händen. Seine Augen traten aus den Höhlen, die Schminke auf seinem Gesicht bekam immer mehr Risse. »Wir sind Wikinger. Und wir erheben uns jetzt. Er spricht zu uns durch unser Blut und durch die Erde des Waldes. Das ist das Gleiche wie bei den Nazis. Wotan ist mit ihnen zurückgekommen. Sogar Jung hat das dargelegt.« Er war völlig aufgebracht, sein jugendliches Gesicht verzerrt von dem Fanatismus, mit dem er seine irrwitzige Theorie vertrat. Er zog das Messer aus dem Gürtel. Luke spürte, wie seine Beine kraftlos wurden. Er bewegte seine nackten Füße, damit er wenigstens ungefähr spürte, wo sie waren.
    »Wir tun etwas, das bisher noch niemand getan hat. In der ganzen Geschichte nicht.«
    Fenris hob die gebogene Stahlklinge und schwenkte sie durch die Luft und stieß damit in Richtung des kleinen Fensters und gab knurrende Laute von sich. »Wir scheißen auf den Altar der Christen. Das ist für uns kein Problem. Wir töten solche Schwuchteln, wie du eine bist! Das ist kein Problem. Aber es ist nicht neu. Es macht zwar irre Spaß, das kann ich dir sagen, aber es ist nicht … nicht … Scheiße! Mir fehlen die richtigen Worte. Originell! Darum geht es. Es ist nicht originell. Aber wir werden die ersten Führer eines Black-Metal-Kultes sein, die einen echten alten Gott präsentieren. Etwas, das man mit eigenen Augen gesehen haben muss. Und das du sehr bald wiedersehen
wirst. Wir haben uns darauf vorbereitet, einen Gott zu treffen. Und du solltest besser das Gleiche tun, mein Freund.«
    Luke wich ein Stück vor dem herumfuchtelnden Jungen zurück, aber nach wenigen Schritten schon stieß er mit dem Rücken gegen die Ecke des Schranks.
    Fenris hatte Schwierigkeiten, ihn zu fixieren. »In diesem Wald lebt ein echter Gott! Nicht irgendein

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