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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Zeitschriften wie »Kerrang!« oder »Metal Hammer«, die in seinem Plattenladen verkauft wurden. Er hatte sie immer mal wieder durchgeblättert, dann aber entschieden, dass das nicht gerade sein Ding war. Er hörte sich lieber klassische Rockmusik an oder Blues, Outlaw Country Music, Folk und Americana. Manches davon sammelte er auch. Diese Sachen hatten ihn schon immer interessiert. Aber obwohl er nie besonderes Interesse für ein so abgedrehtes Genre wie Heavy Metal gehabt hatte, wusste er, dass Black Metal vor allem in Skandinavien gespielt wurde. Hatten die nicht sogar ein paar Kirchen abgebrannt in den 90er Jahren? Das waren Satanisten. Es war ein antiautoritärer Underground-Kult. Viel mehr wusste er nicht darüber, doch er war sich ziemlich sicher, dass sein mangelndes Wissen bald von Fenris aufgestockt werden würde. Der Gedanke daran war ihm mehr zuwider, als er zunächst geglaubt hatte. Warum so eine Musik ausgerechnet in den skandinavischen Wohlfahrtsstaaten produziert wurde, war ihm schleierhaft. Vielleicht war es
ein Protest gegen die staatliche Bevormundung oder gar eine Rebellion gegen ein Leben im Überfluss.
    Unter jedes der Fotos war der Name »Blood Frenzy« gedruckt und der Name der Plattenfirma: Nordland Panzergrenadier Records. Außerdem eine Adresse in Oslo mit Postfach.
    Fenris warf Luke eine CD in den Schoß. Dann lehnte er sich zurück, verschränkte die Arme und sah ihn mit einem breiten Grinsen auffordernd an, was bei seinem monströs geschminkten Gesicht einfach schauderhaft wirkte. »Habt ihr das auch in euerm Plattenladen?«
    Auf dem Cover sah man eine nordische Winterlandschaft, die so dunkel war, dass man kaum Konturen ausmachen konnte. Nebelschleier oder schemenhafte Lichter waberten über eine Art Gewässer, das in der linken Ecke der Fotografie zu erkennen war. Oder handelte es sich um ein Gemälde? Das Logo der Band in der oberen Mitte des Covers war rot, und die Buchstaben sahen aus wie Blitze.
    Luke drehte die CD-Hülle um und sah eins der Fotos auf der Rückseite, auf dem die drei Bandmitglieder im Schnee zu sehen waren, in kämpferischen Posen mit breiten Schwertern. Eine Liste der Stücke in gotischer Schrift war auf die linke Seite gedruckt, aber Luke fehlten die Kraft, das Interesse und die Lust, die Songtitel zu lesen. Er war gereizt, schlecht gelaunt und erschöpft, zuckte mit den Schultern und warf die CD zurück zu Fenris.
    »Du hast ja keine Ahnung!« Fenris holte aus und verpasste Luke eine Ohrfeige.
    Luke prallte zurück, als hätte er einen Stromstoß bekommen und stieß gegen das Kopfende des Bettes. Sie starrten einander böse an. Fenris kniff die blauen Augen zu schmalen dunklen Schlitzen zusammen. Er sah total irre aus. Luke schluckte heftig. Dann grinste der geschminkte Idiot wieder, als wäre er über Lukes Reaktion erfreut.

    Offenbar hatte er Spaß daran, andere zu drangsalieren. So ein mieses kleines Arschloch! »Fass mich bloß nicht noch mal an!«
    Fenris tat, als würde er sich furchtbar erschrecken: »Oh, was willst du mir denn antun, Luke aus London? Hm? Du arbeitest also in einem Plattenladen und kennst die Musik der finstersten Band im ganzen Universum nicht! Das muss ja ein totaler Schwuchtelladen sein. Ihr verkauft wohl nur Musik für Schlappschwänze. « Er lachte laut auf, begeistert von seinen eigenen Worten.
    Luke überlegte, ob er ihm ins Gesicht treten sollte, mitten hinein in seine dreckige Fresse mit den verfaulten Zähnen. Aber das irritierende Pochen in seinem Schädel belehrte ihn eines Besseren. Dies war wahrscheinlich nicht der richtige Moment für eine handfeste Auseinandersetzung. Aber er freute sich darüber, dass er wieder diese Wut in sich spürte. Er hatte allmählich genug von diesem ganzen Unfug. »Die Nachfrage bei uns ist nicht sehr groß, was solchen Scheißkram von bescheuerten Teufelsanbetern betrifft.«
    Fenris hörte auf zu lachen. Setzte sich aufrecht hin. Er schien wie ausgewechselt. Er ließ Luke nicht aus den Augen, während er sich langsam vom Bett erhob. Unter seiner weißen Schminke schien sein Gesicht sich vor Zorn gerötet zu haben. Offensichtlich hatte Luke ihn so wütend gemacht, dass er kaum noch ruhig atmen konnte. Als er endlich wieder etwas sagen konnte, klang seine Stimme tief und böse: »Teufel? Der Teufel? Was glaubst du denn? Hm? Dass wir den Teufel anbeten? Du hast ja überhaupt keine Ahnung! Wir benutzen den Teufel nur, weil wir die Christen hassen. Aber es ist Odin, dem wir unsere Ehrerbietung

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